Kann "Big Oil" sauber werden?
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Will ein Ölunternehmen eine Zukunft haben, muss es sich vom Kerngeschäft verabschieden. Daran führt kein Weg vorbei. Manche haben das erkannt und investieren. Andere sind da etwas langsamer. Das gilt vor allem für große US-Ölkonzerne, z.B. Exxon und Chevron. Diese setzen immer noch exklusiv auf Öl und Gas. Zugegeben, es wird in Klimapolitik investiert, allerdings nicht in erneuerbare Energien, sondern mehr in Technologie, die CO2 aus der Atmosphäre entfernt. Eine solche Technologie braucht die Welt. Die Investitionen sind zu befürworten. Sie sprechen jedoch eine klare Sprache, was Big Oil will: weiter Öl fördern, es in die Atmosphäre lassen und von dort dann wieder entfernen. Sinnvoller erscheint es da, gleich CO2 zu reduzieren, als es erst zu produzieren, um es dann wieder zu entfernen. Nicht jedes Ölunternehmen setzt darauf, dass sie auch in 40 Jahren noch Milliarden mit Öl verdienen werden. In Europa orientieren sich viele Ölfirmen um. BP kündigte erst vor kurzem eine neue Strategie an. Bis 2050 will es CO2-neutral sein.
Das will auch Total, das seit längerem in erneuerbare Energien investiert. Öl bleibt aber auch dort ein wichtiger Bestandteil des Geschäfts. Gas soll wichtiger werden, da der CO2 Ausstoß tendenziell geringer ist. Der Übergang zu erneuerbaren Energien ist jedoch langsam und wird nach den aktuellen Plänen Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Es geht aber auch anders. Ørsted, formals DONG (Danish Oil & Natural Gas), war bis 2008 ein Öl-, Kohle- und Gasunternehmen. Es förderte die Rohstoffe, verkaufte sie bzw. verbrannte sie für die Stromerzeugung. 2008 kam die Wende. Es wurde in erneuerbare Energien investiert. Offshore Windkraft liefert den mit Abstand größten Beitrag.
Von Öl, Kohle und Gas hat sich das Unternehmen verabschiedet. Das war zwar nach 2008 immer der Plan, doch fallende Gas- und Ölpreise führten ab 2012 zu Verlusten. Der Wandel wurde beschleunigt. Heute kommt 99 % der Energie aus erneuerbaren. Bis 2025 will das Unternehmen CO2 neutral sein. Bis 2040 soll es auch die ganze Wertschöpfungskette der Lieferanten sein.
Der Wandel hat sich gelohnt. Seit 2016 werden Gewinne geschrieben und davon gleich mehr als zu Zeiten, da Öl noch eine Goldgrube war (Grafik 1). Damit läuft das Unternehmen Big Oil inzwischen davon. Bei Chevron sinkt der Gewinn unter Schwankungen seit 2011.
Ob Zufall oder nicht, durch Ørsteds Wende ist Dänemark zu einem führenden Land bei der Treibhausgasemission geworden. Ørsted war zeitweise für ein Drittel des Ausstoßes verantwortlich. Da es inzwischen fast CO2 neutral ist, macht sich das auch im ganzen Land bemerkbar. Die Reduktion der Treibhausgasemissionen schreitet schneller voran als in vielen anderen europäischen Ländern.
Ørsted zeigt, dass Big Oil sauber werden kann, wenn es nur den Mut hat, die Gewinne aus Öl und Gas zu investieren. Dieser Mut fehlt vielen. Für Investoren würde sich der Wandel dabei lohnen. Trotz laufender Korrektur bei Aktien wie Ørsted sind die Aktienkurse seit 2016 um Meilen voraus. Das Plus beläuft sich auf über 200 %, während die Aktie von z.B. Exxon im gleichen Zeitraum ein Drittel verloren hat.
Clemens Schmale
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