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13:24 Uhr, 22.01.2004

K: Rückschlagspotenzial bleibt begrenzt

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Externe Quelle: HypoVereinsbank

Rückschlagspotenzial bleibt begrenzt

Die Aktienindizes haben unsere Kursziele erreicht. Im Zuge der jüngsten USD-Erholung haben DAX und Euro STOXX 50 unsere Kursziele (4150 bzw. 2850 Punkte) erreicht. Unser Szenario für das Verlaufsmuster ist weiterhin, dass die Aktienindizes in den nächsten 3 Monaten ihr High für das erste Halbjahr erreichen werden und danach zunächst in eine Seitwärtsbewegung übergehen. Wie bereits mehrfach beschrieben sehen wir die Bewertungsspielräume jedoch weiterhin noch nicht als ausgeschöpft. Dies gilt insbesondere deswegen, da das Überraschungsmoment - wie durch den Verlauf der Berichterstattung für Q4 erneut bestätigt - weiterhin auf der positiven Seite zu sehen ist. Nichtsdestotrotz ist zu konstatieren, dass sich die positiven Impulse von der konjunkturellen Seite abschwächen werden, da das aktuelle Niveau der Frühindikatoren bereits ein deutlich verbessertes Sentiment widerspiegelt. So befindet sich beispielsweise die Erwartungskomponente des ifo Geschäftsklimaas in der Nähe der in den vergangenen Zyklen markierten Highs. Das Erreichen eines Peaks war dabei meist mit einem deutlichen Momentumsverlust im DAX verbunden. Zu stärkeren Kursrückgängen kam es jedoch erst im Fall einer deutlich rückläufigen Erwartungskomponente - dies ist auf Sicht der nächsten Monate jedoch definitiv nicht unser Szenario. Ein weiterer Anstieg der Erwartungen ist jedoch auch nicht wahrscheinlich. So weisen der jüngste Rückgang des ZEW Indikators und die verhaltenen Äußerungen des ifo-Instituts vom Dienstag darauf hin, dass sich die Zeit stark steigender Frühindikatoren dem Ende neigen dürfte. Impulse dürften weniger von Seiten der Erwartungen sondern von Seiten der Komponente zur aktuellen Lage ausgehen. Vor diesem Hintergrund ist es als sehr wahrscheinlich anzusehen, dass es im Verlauf der nächsten 3 Monate zu einem Momentumsverlust an den Aktienmärkten kommen wird.

Die Aktienmärkte verfügen weiterhin über Bewertungsreserven. Wie bereits vor 2 Monaten diskutiert (Market Outlook vom 20. November 2003) sehen wir die Bewertungsrange für den DAX derzeit (in Analogie zur Situation 1995/1996) bei einem KGV zwischen 15 und 17 auf Basis rollierender Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate. Mit dem aktuellen Gewinn von 253 befindet sich der DAX derzeit genau in der Mitte dieser Range. Damit ergibt sich nach oben derzeit ein Potenzial von rund 5%. Das Rückschlagspotenzial ist vor diesem Hintergrund als begrenzt anzusehen.

Das anhaltend positive Liquiditätsumfeld spricht für begrenzt bleibendes Rückschlagspotenzial. In der nächsten Woche findet das erste Fed-Meeting diesen Jahres statt, die darauffolgende Sitzung ist für den 16. März angesetzt. Damit dürften von diesem Statement zentrale Impulse für die Einschätzung der weiteren Geldpolitik der Fed ausgehen. Dabei ist es wahrscheinlich, dass die Fed ihren "Bias" (neutral sowohl bei Wachstum und Inflation) beibehält. Das positive Umfeld niedriger Kurzfristzinsen wird sich damit noch weiter fortsetzen. Die unattraktive Verzinsung von Cash erhöht den Anreiz für Umschichtungen in längerfristige Assetklassen. In der Tat lässt sich unter Einbeziehung des Zinsniveaus am Geldmarkt ein Indikator berechnen, der die Mittelzuflüsse in deutsche Aktienfonds (Publikumsfonds und Spezialfonds) prognostiziert. Dieser Indikator, in den außerdem noch die impliziten Volatilitäten als Maß für die Risikobereitschaft und die Performance des Rentenmarktes als Maß für die Attraktivität anderer Assetklassen eingehen, lässt für das erste Halbjahr 2004 eine weitere Zunahme der Mittelzuflüsse in Aktien erwarten. Vor diesem Hintergrund dürften Konsolidierungsbewegungen am Aktienmarkt weiterhin nur begrenztes Rückschlagspotenzial bergen.

Fazit: Der hohe konjunkturelle Optimismus und das günstige Liquiditätsumfeld sprechen vor dem Hintergrund weiterhin bestehender Bewertungsreserven dafür, dass das Überraschungsmoment auf der positiven Seite bleibt. Auch wenn ein Nachlassen des hohen Momentums der Aufwärtsbewegung aufgrund abnehmender Impulse von Seiten steigender Konjunkturerwartungen wahrscheinlich ist, sind deutliche Kursrückschläge im Rahmen einer zwischenzeitlichen Konsolidierung nicht zu erwarten.

Sektor Allokation

Wir stufen Industrial Goods & Services von übergewichten auf neutral zurück und erhöhen im Gegenzug die Gewichtung von Energy von untergewichten auf ebenfalls neutral. Mit diesem Schritt bringen wir unsere Sektor Allokation näher an die Benchmark und sichern uns gleichzeitig die erzielte Outperformance. Die bislang treibenden Impulse schwächen sich allmählich ab, die Märkte haben einen massiven Gewinn-Turnaround weitgehend eingepreist. In den kommenden Wochen erwarten wir in den Sektortrends eine im Vergleich zu den letzten 3 Monaten volatilere Entwicklung, die Sektortrends dürften zumindest kurzfristig vor einer Abschwächung stehen. Vor diesem Hintergrund reduzieren wir mit der Allokationsänderung unser zyklisches Exposure. Ein massives Eintrüben des Umfeldes erwarten wir im weiteren Verlauf von Q1 jedoch nicht, die zyklischen Sektoren Technology und Chemicals sowie die Finanzsektoren Banks und Insurance belassen wir auf übergewichten. Untergewichtet bleiben Food & Beverage, Utilities und Financial Services.

Die Frühindikatoren befinden sich im Bereich ihrer Peaks, die positiven Impulse für Zykliker schwächen sich allmählich ab. Mit der Rückstufung von Industrial Goods & Services verringern wir nach der Rückstufung von Basic Resources Anfang Dezember unser zyklisches Exposure weiter. Die Konjunkturerwartungen dürften im Bereich der zyklischen Hochpunkte sein. Wir erwarten zwar eine Stabilisierung der Frühindikatoren auf hohem Niveau, gleichwohl dürften hieraus keine neuen, positiven Impulse mehr für Zykliker zu erwarten sein. Die Volatilität der Entwicklung der zyklischen gegenüber den defensiven Sektoren wird in den kommenden Monaten zunehmen und selektiver verlaufen.

Mit der Rückstufung von Industrial Goods & Services bzw. der Hochstufung von Energy tragen wir dieser zu erwartenden Entwicklung Rechnung. Energy sollte in dieser Phase sein ausgeprägter Value-Charakter zugute kommen. Zudem dürften angesichts weltweit anziehender Nachfrage nach Erdöl die Ölpreise hoch bleiben und der relativen Performance von Energy unterstützen bieten. Eine generelle Erhöhung des defensiven Exposures erachten wir jedoch als verfrüht, da sich keine Anzeichen einer Eintrübung der mittelfristigen Konjunkturaussichten abzeichnen.

Die mittelfristigen Signale für Technology bleiben positiv. Das Book-to-Bill Ratio der US Semiconductor Manufacturers (veröffentlicht 21.1.) befindet sich mit +1,2 erstmals seit Mitte 2002 wieder über 1 und ist Ausdruck der gestiegenen Nachfrage im Halbleiterbereich. Das Book-to-Bill Ratio ist eng mit der Entwicklung der Frühindikatoren korreliert. Im Umfeld einer zu erwartende Stabilisierung der Frühindikatoren auf hohem Niveau sollte das Book-to-Bill Ratio über 1 bleiben und einen weiteren Aufschwung in Technology signalisieren. Vergleicht man die relative Performance von Euro STOXX Technology mit dem Verlauf des ifo Geschäftsklimas, so ist ein Vorlauf des ifo Geschäftsklimas von rund 6 Monaten vor der relativen Performance zu erkennen. Dieser quantitative Zusammenhang spricht für eine Fortsetzung der mittelfristigen Outperformance, zumal wir keine nachhaltige Eintrübung in den Frühindikatoren erwarten. Die US Gewinnsaison hat für Technologieunternehmen die erwarteten sehr guten Zahlen geliefert. Gewinnmitnahmen im Umfeld der technisch überkauften Nasdaq mit negativen Implikationen für europäische Technologiewerte sind nicht auszuschließen. Dies sollte sich jedoch im intakten Konjunkturumfeld als kurzfristig erweisen.

Die Währungsentwicklung lastet weiter auf Automobiles. Mit einem 30-Wochen Beta von -0,7 ist Euro STOXX Automobiles der Sektor mit dem höchsten Währungsexposure. Ein weiter Schwacher USD bildet vor diesem Hintergrund weiter den größten Belastungsfaktor. BMW ist bspw. für 2005 gegenüber Schwankungen im USD nur zu 35% gesichert, VW in ähnlichem Ausmaß. Eine Stütze bilden Hoffnungen auf steigenden Zulassungszahlen in den USA und Europa. Solange sich jedoch keine mittelfristige Trendwende im USD abzeichnet, wird die Performance von Euro STOXX Automobiles belastet bleiben.

Finanzwerte sollten weiter bevorzugt werden, die treibenden Impulse nehmen jedoch ab. Das quantitative Umfeld für eine Outperformance von Banken und Versicherungen ist intakt. Banken und Versicherungen reagieren klassischerweise sehr empfindlich gegenüber einer Eintrübung an den Kapitalmärkten. Die implizite Volatilität an den Aktienmärkten stellt dabei einen guten Indikator für das Risikoumfeld für Finanzwerte dar. Wir gehen nicht davon aus, dass stärkere Kapitalmarkt-Turbulenzen bevorstehen. Gleichwohl könnte in den kommenden Wochen die Volatilität zunehmen. Dies dürfte sich jedoch nicht als nachhaltig erweisen. Damit sollte das Risikoumfeld für Finanzwerte im Zuge einer fortgesetzten Konjunkturerholung weiter günstig bleiben. Auch die Steilheit der Zinsstrukturkurve, ein weiterer guter quantitativer Indikator für Finanzwerte, sollte zumindest in Q1 bestehen bleiben, nachdem sich die US Notenbank bereits für ein Festhalten an der Politik niedriger Zinsen bis mindestens in das zweite Quartal 2004 ausgesprochen hat. Die kurzfristig aufgekommene Fusionsphantasie bei Banken wirkt unterstützend für eine Fortsetzung der Outperformance von Banken.

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