Analyse
16:00 Uhr, 20.11.2023

JULIUS BÄR – Bankaktie stürzt nach Gewinnwarnung ab!

Solide wie eine Schweizer Bank – dieses Bonmot ist spätestens seit dem Fall der Credit Suisse ins Wanken geraten. Heute schockte Julius Bär nun die Börse mit einer Gewinnwarnung. Die Aktie verliert zweistellig.

Erwähnte Instrumente

  • Julius Baer Gruppe AG - WKN: A0YBDU - ISIN: CH0102484968 - Kurs: 48,660 Fr (SIX)

Die an sich solide Entwicklung von Julius Bär im laufenden Geschäftsjahr wurde dadurch völlig in den Hintergrund gedrängt. Das in Zürich beheimatete Bankhaus berichtet im Gegensatz zum Großteil der börsennotierten Unternehmen nicht quartalsweise über die Geschäftsentwicklung, sondern immer per Ende April, Ende Juni und Ende Oktober.

Wie das Unternehmen heute mitgeteilt hat, stieg das verwaltete Kundenvermögen bis zum 31. Oktober um ca. 2,6 % auf 435 (Ende 2022: 424) Mrd. CHF. Dies lag an der positiven Entwicklung der Aktienmärkte und vor allem an Netto-Neugeldzuflüssen in Höhe von 10,3 Mrd. CHF. Diese beiden Faktoren konnten die negativen Währungseffekte, hervorgerufen durch die Aufwertung des Frankens, überkompensieren. Mittelzuflüsse waren vor allem durch Kunden aus der Schweiz, Deutschland, Großbritannien, Hongkong, Japan, Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verzeichnen.

Die Bruttomarge stieg auf über 89 (VJ 87) Basispunkte (BP), was am guten ersten Halbjahr lag, als die Marge sich sogar auf 93 BP stellte. Von Juli bis Ende Oktober war dagegen nur noch ein Wert von 83 BP zu verzeichnen, was an der niedrigeren Marktvolatilität lag und an der Umschichtung von Kundengeldern in höher verzinsliche Anlagen.

Die Cost-Income-Ratio stieg auf 68 (VJ 66) %, da in den ersten zehn Monaten die Anzahl der Kundenberater um 75 Vollzeitstellen auf 1.323 aufgestockt worden ist. Die Vorsteuermarge gibt Julius Bär mit unveränderten 27 % an. Positiv entwickelte sich die CET1-Kapitalquote, die auf 16,1 (Ende 2022: 14,0) % verbessert worden ist sowie die Gesamtkapitalquote, die sich auf 25,3 (VJ 21,2) % erhöht hat.

Wertberichtigungen auf Kreditportfolio belasten

So weit stellt sich die Lage der Bank recht ordentlich dar. Der Knackpunkt der heutigen Meldung ist jedoch die Entwicklung des Kreditbuchs. Auf dieses mussten bis zum 19. November Wertberichtigungen in Höhe von 82 Mio. CHF vorgenommen werden, davon alleine 70 Mio. CHF im laufenden Monat November! Laut Branchenkennern soll es sich dabei um Kredite handeln, welche an die in Schwierigkeiten geratene Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko vergeben worden sind. Die Bank hat sich hierzu jedoch nicht geäußert. Wie weiter kolportiert wird, hat Julius Bär Kredite von über einer halben Mrd. CHF an die Signa-Gruppe ausgegeben, so dass weitere Wertberichtigungen befürchtet werden.

Aufgrund der unerwarteten Abschreibungen geht man bei Julis Bär nun davon aus, dass das Vorjahresergebnis in Höhe von 1,05 Mrd. CHF nicht mehr erreicht werden kann. Der Marktkonsens lag bislang bei einem leichten Anstieg auf 1,09 Mrd. CHF.

Fazit: Die absolute Höhe der Kreditwertberichtigungen ist an sich kein Grund, die Julius Bär-Aktie heute um rund 12 % in den Keller zu schicken. Investoren befürchten wohl vielmehr, dass die 82 Mio. CHF noch nicht das Ende der Fahnenstange sein könnten. Es wird auch die Frage nach dem Funktionieren des Risikomanagements bei Julius Bär laut. Mit unter 50 CHF hat der Anteilsschein ein neues Jahrestief erreicht, so dass der Wert auch charttechnisch deutlich angeschlagen ist. Ein Einstieg drängt sich aus meiner Sicht aktuell nicht auf. Interessierte Anleger sollte besser warten, bis sich die Wogen geglättet haben und Klarheit in Bezug auf eventuelle weitere Wertberichtigungen herrscht.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. CHF
3,85 4,06 4,24
Ergebnis je Aktie in CHF
5,04 5,33 5,86
KGV 10 9 8
Dividende je Aktie in CHF
2,60 2,68 2,93
Dividendenrendite 5,34 % 5,50 % 6,02 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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