Kommentar
08:01 Uhr, 01.10.2009

Jetzt wird es auch bei Rohstoffen „hochprozentig“

Bis zu diesem Jahr führten sie wegen ihres Steuermalus noch ein regelrechtes Schattendasein am Zertifikatemarkt und wurden von ihren „Zwillingsbrüdern“ den Discountern deutlich in den Schatten gestellt, Aktienanleihen im Fachjargon auch „Reverse Convertibles“ (RCB) oder übersetzt „umgekehrte Wandelanleihen“ genannt. So kompliziert der Name auf dem ersten Blick auch erscheinen mag, so einfach ist deren Funktionsweise. Das Wandlungsrecht geht hier vom Anleger auf den Emittenten über, der dafür als Ausgleich einen deutlich über dem allgemeinen Marktniveau liegenden fixen Kupon erhält. Sollte der Kurs des Basiswertes am Laufzeitende unter dem Ausgangsniveau liegen, entscheidet sich die Bank für eine Tilgung in Aktien, deren Zahl dem Verhältnis bei Emission entspricht oder für einen adäquaten Barausgleich. Die Folge: Der Investor erleidet einen Verlust. Um diesen zu vermeiden, sollte er von vornherein nur eine Ausstattung wählen, bei der die Wahrscheinlichkeit entsprechend hoch ist, dass das jeweilige Underlying am Ende zumindest in Höhe des meist auf Einstandskursniveau festgelegten Basispreises, notiert. Denn nur in diesem Fall erhält er den vollständigen Nennbetrag am Laufzeitende auch tatsächlich zurück.

Seit der Einführung der Abgeltungssteuer und der damit verbundenen „Gleichmacherei“ genießen RCBs die Gunst der Stunde und gehören zweifellos zu einem der wenigen Profiteure unter den seit der Lehman-Pleite heftig gebeutelten Zertifikaten. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen zum Marktvolumen, das vom DDV monatlich veröffentlicht, allein im Juli einen Zugewinn von 12,9 Prozent bei Aktienanleihen erbrachte. Aller Anfang ist aber auch hier schwer, hinkt der Marktanteil mit gerade einmal zwei Prozent doch noch immer weit gegenüber anderen Produktklassen hinterher.

Um den Rückstand Schritt für Schritt aufzuholen und diesen „hochprozentigen“ Produkttyp auch auf die Anlage-Klasse Rohstoffe zu übertragen, hat Goldman Sachs Ende Juli eine „Großoffensive“ gestartet. Als Basiswerte bei den ersten Papieren fungierten jeweils dreimal die Feinunze Gold, Silber und der Brent Crude Oil Future. Drei Wochen später erblickten weitere zwölf währungsgesicherte Rohstoff-RCBs auf die S&P GSCI Subindices für Energie, Agrar, Industriemetalle, Viehwirtschaft und Edelmetalle, sowie zwei Papiere auf den breiten DJ AIG Commodity Index das Licht der Zertifikatewelt.

Anleger sollten bei Reverse Convertibles neben der Prozent-Schreibweise als weitere Besonderheit die Stückzinsregelung beachten, bei der der Zinstopf auf die Laufzeit verteilt wird, so dass z.B. ein späterer Einstieg wegen des am Ende gezahlten Fixkupons keinen zinstechnischen Vorteil erbringt, wobei die bereits aufgelaufene Kuponausbeute dem Käufer automatisch in Rechnung gestellt wird. Auf der anderen Seite bekommt der Verkäufer wiederum den entsprechenden Wert anteilig ausgezahlt. Um die tatsächliche Rendite möglichst einfach errechnen zu können, enthält der Kurs bei Goldman Sachs-RCBs bereits die Stückzinsen auch „dirty“-Preis genannt. So kostet beispielsweise das nur noch wenige Monate bis Ende Januar 2010 laufende Papier auf die Feinunze Gold aktuell 104,10 Prozent (Briefkurs). Legt man den Kupon von 5,25 Prozent zugrunde, lässt sich mit dem Papier für den etwas mehr als vierteljährlichen Zeitraum also lediglich noch eine absolute Rendite von 1,11 Prozent erzielen. Ohne die Berücksichtigung des Stückzinses von 1,51 Prozent würde sie dagegen noch 2,6 Prozent bzw. 10,47 Prozent p.a. betragen. Da der Goldpreis seit Auflage schon einige Prozentpunkte zulegen konnte, besitzt das Produkt mit seinem Basispreis bei 950 US-Dollar aktuell einen kleinen Puffer von gut vier Prozent. Andere Zertifikate, die noch etwas „frischer“ sind und deren Basiswerte sich seit Emission noch nicht so positiv entwickelt haben wie das gelbe Metall, bieten daneben etwas höhere Renditechancen.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Rohstoff-Anleger können zumindest bei Goldman Sachs statt zu einem Discounter jetzt auch zu einer entsprechenden RCB-Lösung greifen, sofern die Ausstattung der eigenen Erwartungshaltung entspricht. Dabei gilt es aber einige Besonderheiten dieses Produkttyps zu beachten und sich keinesfalls durch die Bezeichnung „Anleihe“ zu sehr in Sicherheit zu wiegen.

5,25% Gold 950 Reverse-Convertible-Anleihe (quanto)
Emittent/WKN: Goldman Sachs / GS14WA
Laufzeit: 29.01.2010
Preis: (28.09.2009) Geld / Brief: 103 € / 104 €
5,80% S&P GSCI Precious Metals 140 Reverse-Convertible-Anleihe (quanto)
Emittent/WKN: Goldman Sachs / GS15R1
Laufzeit: 14.05.2010
Preis: (28.09.2009) Geld / Brief: 101,82 € / 102,82 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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