Kommentar
10:11 Uhr, 22.09.2020

Jetzt schon wieder Aktien kaufen, beobachten oder auf Notenbanken warten?

Der Aktienmarkt hat es doch nicht verlernt wie man fällt. Jetzt ist die große Frage, ob das schon eine Kaufgelegenheit ist.

In den meisten europäischen Ländern ist es noch keine große Gelegenheit. Der Dax ist gerade einmal 6 % von seinem bisherigen Verlaufshoch zurückgekommen. Da kann man noch nicht von Schnäppchen sprechen. Beim S&P 500 kommen wir der Sache schon etwas näher. Das Minus betrug am Montag zeitweise 10 %. Am größten fiel das Minus beim Nasdaq 100 aus. Der Index korrigierte von seinem Hoch Anfang September um 14 %. Der Auslöser für den Abverkauf am Montag war die Angst vor einem zweiten Lockdown. Daher konnten Technologiewerte am Montag weniger stark fallen als der Rest des Marktes. Gefallen sind aber auch sie. Für Anleger ist es keine leichte Wahl. Technologiewerte waren die großen Gewinner im ersten Lockdown, doch die Bewertung ist hoch. Eine zweite so stattliche Rally kann man nicht erwarten. Die wichtigste Erkenntnis vom Montag war aber, dass der Markt jederzeit fallen kann, auch in großen Schritten. Viele hatten das zuletzt angezweifelt, da ja die Notenbanken viel Geld in den Markt pumpen. Das ist eine fehlerhafte Schlussfolgerung. Kurse können immer fallen. Daran ändern auch Notenbanken nichts.

Wie das funktioniert, zeigt ein Rückblick zum Crash im März. Zu Beginn des Crashs senkte die US-Notenbank die Zinsen auf 0-0,25 % (Grafik 1). Genutzt hat es nichts. Es nutzte auch nicht viel, dass QE angekündigt wurde. Noch während des Crashs begannen die Käufe. In der Woche bevor der Markt sein Tief erreichte, kaufte die Notenbank Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Umfang von 170 Mrd. Eine Woche später waren es schon 500 Mrd.


Es dauerte bis sich Anleger wieder in den Markt trauten – trotz beispielloser Intervention. Dieses Phänomen wird Anleger auch in Zukunft begleiten. Zuerst gerät der Aktienmarkt in Panik. Die Notenbank greift ein, kann die Panik aber nicht stoppen und erhöht die Interventionsmengen solange bis es endlich wirkt. Notenbanken verhindern Crashs nicht. Sie können nur dafür sorgen, dass der Rebound schneller verläuft. Was bedeutet das aber konkret am heutigen Tag?

Notenbanken werden die Lage zunächst beobachten. Präventiv greifen sie für den Aktienmarkt nicht ein. Man darf auch nicht vergessen, dass in den USA ein QE Programm läuft, unter dem so viel gekauft wird wie notwendig. Es läuft bereits unbegrenztes QE. Mehr kann man kaum bieten.

Auf Notenbanken würde ich nicht warten. Sie greifen aus Anlegersicht zu spät ein, weil sie eine Abwärtsbewegung nicht verhindern, sondern lediglich den Rebound beschleunigen. Man wird mit der Frage alleingelassen wie tief der Markt zuvor sinken muss, damit überhaupt eine Intervention stattfindet.


Der Aktienmarkt hat einen zweiten Lockdown nicht eingepreist – bei weitem nicht. Die alles entscheidende Frage ist also, was die Politik macht. Ohne weiteren Lockdown ist man froh, wenn man jetzt einsteigt. Mit weiterem Lockdown ist immer noch Platz, um auf fallende Kurse zu spekulieren.

Die meisten Menschen wollen keinen Lockdown. Die Hemmschwelle der Politik ist höher als beim ersten Mal, auch weil der Spielraum kleiner wird, einen Stillstand der Wirtschaft durch Staatsausgaben aufzufangen. Trotzdem ist es zum jetzigen Zeitpunkt absolutes Glücksspiel, wenn man sich klar in eine Richtung positioniert. Persönlich beobachte ich Lage erst einmal.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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