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Von einer Korrektur zu sprechen, erscheint fast übertrieben. In den USA hat der S&P 500 gerade einmal 3 % verloren. Fast die Hälfte dieser Verluste wurden am Montag wieder wettgemacht. Genau solche Rücksetzer waren in den letzten Monaten aber Korrekturen, die exzellente Kaufgelegenheiten darstellten. Zuletzt war das Anfang Mai der Fall. Der S&P 500 fiel 4 % und konnte danach ein neues Allzeithoch erreichen. Seit November 2020 waren Anleger auf diese winzigen Korrekturen angewiesen, um attraktive Kaufgelegenheiten zu finden. Nun stellt sich die Frage, ob sich Anleger noch immer darauf verlassen können, dass der Aktienmarkt sofort wieder zu steigen beginnt und bald neue Allzeithochs markiert.
Auf den ersten Blick sind die Chancen dafür gut. Die kurzfristige Marktbreite ist in den letzten zwei Tagen eingebrochen (Grafik 1). Der Anteil der S&P 500 Aktien, die nun oberhalb ihrer 50-Tagelinie liegen, fiel von 62 % auf 31 %. Der Rückgang ist damit stärker ausgeprägt als in den letzten drei Rücksetzern in diesem Jahr.
Die Marktreaktion auf die Notenbanksitzung letzter Woche erscheint damit überzogen. Sie hat aber zumindest eines bewirkt. Die Divergenz hat sich aufgelöst. Bereits im April begann der Anteil an Aktien oberhalb der 50-Tagelinie zu fallen. Der Markt stieg tendenziell weiter. Sehr häufig löst sich das auf, indem der Markt fällt. Genau das ist nun geschehen. Die Divergenz ist Geschichte.
Grundsätzlich ist der Markt damit in einer besseren technischen Verfassung als noch vor einer Wochen. Es gibt jedoch einen Wermutstropfen. Die langfristige Marktbreite (Aktien oberhalb der 200-Tagelinie) hat sich bisher nur wenig bewegt (Grafik 2). Man kann also nicht von einer Marktbereinigung sprechen. Dafür müsste sich die Korrektur zeitlich ausdehnen und größere Teile der Aktien im Index erfassen.
Ein klarer mittelfristiger Kauf ist der Markt damit nicht. Kurzfristig ist er überverkauft und das kann für eine Gegenreaktion sorgen, die einige Tage anhält. Ob dann gleich neue Allzeithochs folgen, steht auf einem anderen Blatt. Alles hängt davon ab, wie schnell Anleger bemerken, dass die US-Notenbank die Geldpolitik vorerst nicht ändert.
Auf absehbare Zeit bleibt alles so, wie es ist. Es werden weiterhin Wertpapiere im Umfang von 120 Mrd. Dollar pro Monat erworben und die Zinsen könnten 2023 angehoben werden. Alles ist weit weg. Persönlich favorisiere ich ein Szenario, in dem der Rücksetzer zu neuen Allzeithochs führt.
Ich ändere meine Strategie aus diesem Grund jedoch nicht. Nachdem ich im März 2020 billig gekauft habe und Ende 2020 etwas umschichtete, sinkt die Investitionsquote in den kommenden Wochen. Kleine Positionen sind bereits verkauft. Am Ende des Sommers will ich 20 % Cash halten.
Clemens Schmale
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