Kommentar
09:24 Uhr, 12.04.2017

Jetzt muss Trump Gas geben!

Nach dem Scheitern der Gesundheitsreform muss Trump jetzt bei der Steuerreform deutlich aufs Tempo drücken. Ansonsten riskiert er einen Wirtschaftsabschwung.

Die US-Notenbank ist momentan bester Dinge. Sie hebt die Zinsen in ungewöhnlich hohem Tempo an. Nun wird auch eine Verkleinerung der Bilanz diskutiert. Ende des Jahres könnte mit der Bilanzverkleinerung begonnen werden. Was den Notenbankern so viel Mut macht, dass das überhaupt alles funktionieren kann, fragt man sich dabei jeden Tag mehr.

Es gibt einige Baustellen in der US-Wirtschaft. Dazu gehören die ersten Anzeichen für ein Ende des Kreditzyklus. Das Kreditwachstum nimmt sukzessive ab. Die Kreditqualität wird dabei nicht besser. Noch nie gab es so viele Subprime Autokredite im Markt wie in diesen Tagen. Das Volumen der ausfallgefährdeten Kredite gestaltet sich entsprechend.

Banken waren bei der Kreditvergabe in den letzten Jahren nicht mehr sonderlich vorsichtig. Inzwischen wurde das erkannt. Die Kreditvergabestandards wurden verschärft. Das führt nun, neben insgesamt geringerer Kreditnachfrage, zu einer Abkühlung des Kreditmarktes. Wer keinen Kredit mehr bekommt, kann sich bestimmte Dinge nicht mehr leisten. Dazu gehören vor allem Autos, die für die meisten doch eine größere Investition darstellen.

Die Autoverkäufe gehen seit Anfang 2017 zurück. Im März brachen sie regelrecht ein. Auf der anderen Seite der Medaille bedeutet geringerer Absatz von Autos, dass sich die Lager füllen. Grafik 1 zeigt dazu das Verhältnis von Lagerbestand zu Verkäufen. Das Verhältnis erreicht den schlechtesten Wert seit 2009.

Automobilkonzerne produzieren nach wie vor Autos am laufenden Band. Die Nachfrage geht gleichzeitig zurück. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Konzerne darauf reagieren. Man kann nicht ewig auf Halde produzieren.

Die US-Autoindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftssektor. Der Sektor beschäftigt knapp 3 Mio. Menschen in der Produktion und im Verkauf. Als Arbeitgeber ist die Industrie wichtig. Noch wichtiger sind die Konsumausgaben. Amerikaner gaben zuletzt knapp 500 Mrd. für Autos und Ersatzteile aus. Es ist einer der größten einzelnen Ausgabenposten für Güter, die die Amerikaner haben.

Nun geben sie weniger für Neuwagen aus. Ebenso brechen die Preise auf dem Markt für Gebrauchtwagen ein. Auch dort fehlt die Nachfrage. Inzwischen sinkt auch das Beschäftigungswachstum (Grafik 2). Gibt es nicht sehr bald eine Trendumkehr, gibt es für die Industrie keinen Grund, keine Jobs zu streichen.

In der eigentlichen Produktion werden bereits seit Mitte 2016 keine Stellen mehr aufgebaut. Im Verkauf zeigt sich dieser Trend noch nicht so eindeutig. Zumindest aber stagniert die Zahl der Beschäftigten seit zwei Monaten. Das sind keine guten Vorzeichen.

Es lässt sich momentan Folgendes festhalten: der Kreditzyklus zeigt Schwäche und erste Tendenzen einer Umkehr. Die Autoindustrie fährt gerade Richtung Krise. Die Ausgaben gehen zurück. Die Beschäftigung ist dabei zu folgen.

Nun zeigt sich nicht nur die Autoindustrie auf dem Weg in schwierigere Zeiten. Der Einzelhandel befindet sich bereits dort. Auch dieser Sektor ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft. Mehrere Millionen Menschen arbeiten im Einzelhandel. Mit zwei wichtigen Sektoren, die kaum noch eine Stütze für die Wirtschaft sind, muss die Regierung schnell Anreize für Unternehmen liefern, um diese Schwäche auszugleichen. Am besten wäre da die Steuerreform geeignet. Kommt diese nicht schnell (in diesem Jahr), kann man nicht ausschließen, dass das US-Wachstum Richtung 0 % fällt.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • seisi
    seisi

    Entschuldigung, aber ich kann mir den Wortspiel-Witz nicht verkneifen, denn ich hoffe nicht, das Trump Gas gibt. Tomahawk sind schlimm genug.

    23:55 Uhr, 12.04. 2017

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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