Kommentar
06:32 Uhr, 05.06.2018

Jetzt italienische Aktien kaufen?

Dank der politischen Unwägbarkeiten befanden sich italienische Aktien im Ausverkauf. Aber sind Aktien nach diesem Ausverkauf auch wirklich Schnäppchen?

Erwähnte Instrumente

Im Vergleich zu vielen europäischen Indizes sind italienische Aktien gerade günstig. Was günstig ist, ist aber nicht unbedingt ein Schnäppchen. Es kommt auf das Verhältnis von Preis und Qualität an. So manche Aktie lockt da z.B. mit hohen Dividenden.

Bei Dividenden fallen vor allem Bankaktien auf. Eine der größten Banken Italiens, Intesa Sanpaolo, bietet über 7 % Dividendenrendite. Bewertet ist das Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von weniger als 10. Bei Unicredit, Mediobanca und UBI Banca sieht es nicht anders aus.

Intesa Sanpaolo S.p.A.
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    -
    VerkaufenKaufen

Die auf den ersten Blick attraktive Bewertung ist auch durch den Kurssturz der letzten Woche bedingt. Chart 1 zeigt den italienischen Bankenindex, der innerhalb kurzer Zeit 23 % an Wert verloren hat. Die Erholung nach dem Schock hat gerade erst begonnen und sieht noch verhalten aus.


Auf dem Papier sind einige italienische Banken wirklich recht günstig zu haben. Sie notieren unter Buchwert, bieten hohe Dividenden und niedrige KGVs. Wieso sollte man da nicht zugreifen?

Dafür gibt es viele Gründe. Italienische Banken haben gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. Zum einen stehen immer noch 220 Mrd. an faulen Krediten in den Büchern. Zum anderen halten die Banken einen erheblichen Teil ihrer Anlagen in Staatsanleihen.

Über 340 Mrd. an italienischen Staatsanleihen befinden sich in den Bankbilanzen (Grafik 2). Hinzu kommen noch knapp 50 Mrd. aus anderen Staaten der Eurozone. Das entspricht ungefähr 10 % der Assets.

Das Eigenkapital und die Reserven liegen bei 445 Mrd. Euro. Faule Kredite machen die Hälfte davon aus. Nicht jeder faule Kredit fällt zur Gänze aus, doch einen Teil der Reserven kann man wegen dieser Kredite abschreiben.

Italienische Banken können im Durchschnitt hohe Kreditausfälle bei ihren Unternehmens- und Privatkunden überleben. Was sie nicht überleben können, ist ein Kreditausfall des Staates. Italien wird weder morgen noch übermorgen gleich ausfallen, doch die letzten zwei Wochen haben gezeigt, dass ein solches Szenario nicht vom Tisch ist.

Lesen Sie dazu auch:

Staatsanleihen und faule Kredite übersteigen die Rücklagen um 50 %. Man muss nicht lange rechnen, um zu verstehen, dass die Banken dann reihenweise fallen. Gerettet werden können sie nicht, da der Staat das Geld nicht hat und die Banken ja gerade wegen einer Staatspleite insolvent würden.

Geht alles gut, sind italienische Banken nicht unattraktiv. Das gilt nicht für jeden Einzelfall. Die Großbanken wirken noch am robustesten. Es darf aber eben nichts schiefgehen und das ist nur kurzfristig abschätzbar. Langfristig kann in Italien alles geschehen.

Der Sektor wird in den kommenden Wochen vermutlich einen anständigen Rebound erleben. Das ist etwas für Trader. Als Anlage für die Rente taugen diese Aktien nichts.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Clemens Schmale zu den erwähnten Instrumenten

Keine Artikel gefunden

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten