Fundamentale Nachricht
08:26 Uhr, 11.05.2018

Jetzt ist aktives Fondsmanagement gefordert

Sander Bus und Victor Verberk, Co-Heads des Credit-Teams bei Robeco, sind mit ihrem Portfolio, das aus Unternehmensanleihen aus Schwellenländern besteht, die in Hartwährung denominiert sind, vorsichtig positioniert.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.567,48 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Rotterdam (GodmodeTrader.de) - Risikobehaftete Finanzmarktaktiva sind teuer. Sander Bus und Victor Verberk, Co-Heads des Credit-Teams bei Robeco, bevorzugen laut ihrem aktuellen Marktkommentar zum Thema Unternehmensanleihen nach wie vor europäische High-Yield-Papiere. Zudem beobachten die zwei Experten bei der Mittelbeschaffung von Unternehmen eine Verschiebung: weg von Bankkrediten hin zu den Kapitalmärkten. Mit Blick auf die zunehmend instabilen technischen Faktoren warnen die beiden: Gegen Ende dieses Jahres dürften die Notenbanken eine Lücke entstehen lassen, die private Anleger unmöglich schließen können. Robeco hat sich für das zweite Quartal 2018 Bus und Verberk zufolge daher vorsichtig, aber aktiv positioniert.

Die Fundamentaldaten und insbesondere das Wirtschaftswachstum seien für Unternehmensanleihen nach wie vor günstig. Die Spreads sind niedrig und machen die Papiere teuer. Mit Blick auf den Markt gebe es dennoch keinen Grund zur Panik. Wir seien in einer Situation, in der aktive Manager gefordert seien. Da die US-Notenbank Fed dabei sei, ihre Quantitative-Easing-Maßnahmen rückgängig zu machen und die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors in absehbarer Zeit drosseln werde, dürfte die Volatilität zunehmen. Dies werde im Anlageuniversum zu einer breiteren Streuung führen, sodass sich Gelegenheiten für eine gezielte Emittenten-Auswahl ergeben dürften, heißt es in dem Marktkommentar weiter.

„Mehrere Indikatoren weisen darauf hin, dass der Kreditzyklus seinem Höhepunkt entgegengeht. Es ist schwierig, den Wendepunkt genau vorherzusagen. Märkte können eine ganze Weile auf einem ‚Hochplateau‘ verweilen. Nach unserer Einschätzung gehen die US-Märkte voran und haben den Gipfelpunkt des Bullenmarktes bereits hinter sich“, so Bus und Verberk.

Das Weltwirtschaftswachstum werde von drei Konjunkturlokomotiven gezogen: den USA, Europa und China. Eine zentrale Frage laute, wie lange der US-Konjunkturzyklus andauern werde? Durch die finanzpolitischen Stimulierungsmaßnahmen könnte er etwas verlängert werden. Doch diese verstärkten auch die Ungleichgewichte und würden letztlich zu einer tiefer gehenden Rezession führen. Die Inflation sei nach wie vor sehr verhalten, alle Voraussetzungen für eine Zunahme seien in den USA aber bereits gegeben: knappes Arbeitskräfteangebot, schrumpfende Erwerbsbevölkerung sowie die „Zutaten” doppeltes Defizit und zunehmender Protektionismus. Die Verschuldung von US-Unternehmen liege auf untragbar hohem Niveau. Dagegen erlebe Europa ein solides Wirtschaftswachstum. Die Risiken gingen sicherlich nicht von Europa aus. Wenn sich die US-Konjunktur verlangsame, werde Europa davor jedoch nicht gefeit sein, heißt es weiter.

„Schwellenländer-Investoren sollten den US-Dollar im Auge behalten: Die dortigen Märkte sind sehr entspannt und erwarten eine Fortsetzung der Dollarschwäche. In Anbetracht des weiter anschwellenden doppelten US-Defizits können wir uns eine weitere Abwertung der US-Währung vorstellen – kommt es nicht dazu, könnten Schwellenländeranleihen ernsthaften Risiken ausgesetzt sein. Ausländische Kreditnehmer nutzen den Dollarmarkt zur Beschaffung von Finanzmitteln. Wenn der Dollar abwertet, stärkt dies ihre Bilanzen. Ein stärker werdender Dollar würde genau das Gegenteil bewirken“, so Bus und Verberk.

Die Märkte für Unternehmensanleihen seien in allen Rating-Kategorien teuer, sowohl in Europa als auch in den USA. „Dennoch haben wir weiter eine Präferenz für Europa“, so die beiden Robeco-Anleihenexperten. Für europäische High-Yield-Anleihen bekämen Anleger im Vergleich zu den Papieren von US-High-Yield-Emittenten mit ähnlichem Rating immer noch zusätzliche Spreads. Bei Investment-Grade-Emittenten unterschieden sich die Spreads kaum, wobei europäische Unternehmen aber tendenziell etwas konservativer seien, heißt es weiter. „In Europa sehen wir bei Anleihen aus dem Finanzsektor immer noch ein Wertpotenzial. So sollten Anleihen von Versicherungsgesellschaften eine gewisse Absicherung gegen steigende Zinssätze bieten, denn ihre Ertragskraft nimmt bei steigenden Zinssätzen normalerweise zu. Dasselbe gilt für Banken, die von einem Rückgang Notleidender Kredite und von stärkeren Bilanzen profitieren“, so Bus und Verberk.

Der Spread zwischen dem LIBOR und dem Overnight Index Swap (OIS) habe sich zuletzt ausgeweitet. Dieser Spread bilde die Differenz zwischen dem risikolosen Leitzinssatz und dem Zinssatz ab, den Kreditinstitute am Interbankenmarkt zahlten. Er gelte als Gradmesser für die Verfassung des Bankensystems. Ein höherer Spread bedeute, dass es teurer sei, sich Dollar zu leihen. Dies mache es für Anleger außerhalb der USA teurer, das Dollar-Wechselkursrisiko abzusichern, was ihr Interesse an US-Zinspapieren dämpfen oder sie sogar dazu veranlassen könnte, ihre US-Anleihen zu verkaufen, heißt es weiter.

„Die Notenbanken der Welt sind nach wie vor ein entscheidender Faktor, den es zu beobachten gilt. Auch wenn die EZB und die japanische Notenbank bisher immer noch mehr Anleihen kaufen, als die Fed verkauft, wird die Ausdehnung bis zum Jahresende 2018 einer Kürzung Platz machen.

Wir sehen zudem eine drastische Zunahme der von Unternehmen an den Kapitalmärkten aufgenommenen Mittel – und somit eine Verschiebung weg von Bankkrediten“, so Bus und Verberk. Da die Kapitalmärkte meist schneller auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagierten als traditionelle Kreditsachbearbeiter, könnten sich die Kreditbedingungen für Unternehmen viel schneller verschärfen, als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sei, heißt es weiter.

„Wir managen Investment-Grade-, High-Yield- und Schwellenländeranleihe-Portfolios. Unsere Präferenz liegt weiterhin bei Euro-Unternehmensanleihen gegenüber US-Dollar-Papieren. Mit unserem Portfolio, das aus Unternehmensanleihen aus Schwellenländern besteht, die in Hartwährung denominiert sind, sind wir vorsichtig positioniert. Denn die Rentenmärkte der Schwellenländer preisen das Tail-Risiko einer unerwarteten Aufwertung des Dollars nicht ein“, so Bus und Verberk.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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