Kommentar
07:26 Uhr, 11.09.2017

Jetzt in Value-Aktien investieren?

Seitdem FAANG und Bitcoin die Runde machen, fragt man sich, ob man als Value Anleger der Dumme ist. Doch gerade jetzt gibt es ein Argument für Value Aktien.

Wer in FAANG (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google) investiert hat, kann etwas vorweisen. Allein mit diesen Aktien konnte man in diesem Jahr zwischen 15 % und 30 % erwirtschaften. Auf Sicht von zweieinhalb Jahren waren zwischen 50 % und 200 % drin.

Das wird freilich von einem Investment in Bitcoin in den Schatten gestellt. In diesem Jahr war eine Vervierfachung möglich. Seit Anfang 2015 ging es um den Faktor 10 nach oben. Wer stattdessen auf Value Aktien setzte, blieb zurück. Der Russell 1000 Value Index gewann 2017 gerade einmal 3 % und seit Anfang 2015 nur etwas über 10 %. Gähn.

Lässt man exotischere Investments wie Bitcoin außen vor, bleibt der Frust trotzdem. Sollten Value-Aktien nicht über längere Zeiträume besser performen als Growth-Werte? Wieso bewundern alle Warren Buffett, wenn Value kaum Performance bringt?

Dafür gibt es mehrere Gründe. Generell kann man sagen, dass Value langfristig nicht unbedingt besser performt als andere Gruppen von Aktien. Die Grafik zeigt den Russell 1000 Value und Growth im Vergleich. In den vergangenen 40 Jahren gab es nur eine ganz kurze Phase, in der Growth eine Underperformance zeigte.

Von der Übertreibung der Jahrhundertwende abgesehen (viele Growth Aktien sind gleichzeitig Technologiewerte), beträgt die Outperformance über einen Bullenmarktzyklus mindestens 20 %. Das relativiert sich im Bärenmarkt und auch in Korrekturen wieder. Im Normalfall verlieren Wachstumswerte stärker, wenn es mit dem Markt bergab geht.

Derzeit zeigt sich ein historisch hohes Outperformance-Level. Wachstumswerte schlagen Value seit Beginn des aktuellen Bullenmarktes um 50 %. Da fragt man sich schon, weshalb man noch in langweilige Werte investieren sollte.

Einige meinen, dass die extreme Outperformance ein Warnsignal ist und gerade jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, in Value Aktien zu investieren. Es schwebt ja auch immer noch die Angst über dem Markt, dass es eine Trendwende geben könnte. Wer dann in Wachstumswerten investiert ist, hat vermutlich wenig Freude.

Die starke Outperformance allein ist noch kein Grund, die Pferde zu wechseln. Das gilt insbesondere dann, wenn man einen wirklich langfristigen Zeithorizont hat. Über 10 Jahre und mehr kann man sich relativ sicher sein, dass Wachstumsaktien besser performen werden.

Deswegen ist Value nicht schlecht. Die Frage ist vielmehr, wie Value definiert ist. Index Provider haben einfache Regeln, was Value ist und was nicht. Value ist für gewöhnlich ein einigermaßen stabiles Unternehmen mit solidem Wachstum, anständiger Dividendenrendite, keinem exorbitant hohem KGV usw.

Solche Definitionen haben wenig mit Value zu tun. Value gibt es dann, wenn ein gutes Unternehmen unterbewertet ist. Das bilden solche Indizes schlichtweg nicht ab. Dafür sind die Regeln zu einfach und undifferenziert.

Wer wirklich Value findet – Warren Buffett hält das derzeit für so gut wie unmöglich – performt mit hoher Wahrscheinlichkeit besser als ein Anleger, der in Wachstumswerte investiert. Das Problem ist derzeit aber eben einfach, dass es kaum großangelegte Unterbewertung gibt. Solange der Bullenmarkt intakt ist, bleiben Wachstumswerte das interessantere Feld.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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