Kommentar
08:40 Uhr, 29.11.2016

"Jemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" und andere leere Versprechen

Der Wahlkampf ist vorbei und es wird klar, dass wohl keines der Wahlversprechen umgesetzt wird. Trotzdem: Würde eine Mauer zu Mexiko überhaupt Sinn machen?

Es ist schon bemerkenswert, wie sich Wähler immer wieder betrügen lassen. Viele hatten Trump gewählt, weil er versprach, Obamacare am ersten Tag im Amt abzuschaffen, Hillary Clinton einzusperren, eine Mauer zu Mexiko bauen zu lassen und die gesamte Bevölkerung ohne Aufenthaltserlaubnis des Landes zu verweisen. Was davon wird umgesetzt? Vermutlich nichts.

Obamacare ist plötzlich doch nicht das Werk des Teufels, Hillary doch keine Verbrecherin und die Ausweisung von Einwanderern soll letztlich so gehandhabt werden, wie es auch die Obama Administration handhabte. Einige Punkte sind noch nicht ganz vom Tisch, auch wenn es vermutlich nur eine Frage der Zeit ist bis sie abgesagt werden.

Ein solches Projekt ist die Mauer zu Mexiko. Keiner weiß aktuell, ob dieses Projekt noch aktuell ist oder nicht. Nehmen wir an, die Mauer stünde noch auf der Agenda: Wie sinnvoll ist sie?

Die Kosten für die Mauer werden auf mindestens 25 Mrd. Dollar geschätzt. Das ist eine Menge Geld. Zum Glück sollen die Kosten ja von Mexiko getragen werden. Mexiko selbst weist das strikt von sich. Hier muss man allerdings Trump Recht geben. Mexiko muss für die Mauer zahlen, wenn die Administration nur will.

Das funktioniert über einen einfachen Trick. Trump hat angekündigt, das Freihandelsabkommen NAFTA neu zu verhandeln. Kommt es dazu und können sich die USA durchsetzen, dann könnten sie durch neue Bestimmungen die Kosten überwälzen, z.B. durch Zölle, die sich zufällig auf die Kosten der Mauer aufsummieren.

Die Mauer bleibt so oder so ein teures Unterfangen. Man fragt sich auch wie notwendig sie inzwischen noch ist. Der Grenzschutz (Grafik 1) fing im vergangenen Jahr nicht einmal mehr 200.000 Mexikaner an der Grenze ab. Zuletzt war die Zahl in den 70er Jahren so gering. Das Problem der unberechtigten Grenzüberschreitung scheint sich praktisch von selbst zu erledigen.

Ein Grund für den Rückgang der Einwanderung ist der Aufstieg Mexikos. Unter anderem dank des Freihandelsabkommens entwickelte sich Mexiko hervorragend. Steigender Wohlstand und mehr Möglichkeiten im eigenen Land senken die Attraktivität des Nachbarlandes.

Das ist schon eine gewisse Ironie. Würden die USA im Extremfall NAFTA beenden, könnte Mexiko erneut in eine Krise stürzen, die viele dazu drängt auszuwandern. Der Ansturm auf die USA würde wieder größer werden.

Die Mauer würde nicht nur Mexikaner abhalten. Viele Einwanderer kommen aus Südamerika und finden den Weg über Mexiko in die USA. Eine Mauer löst das Problem natürlich nicht, wenn die USA nicht auch ihre Küsten mit einer Mauer dichtmachen wollen.

Insgesamt hat sich die Bevölkerung ohne gültige Papiere seit 2007 stabilisiert (Grafik 2). Der Anteil an Mexikanern an der Bevölkerung geht seit Jahren tendenziell zurück. Es kommen zwar neue Einwanderer, dafür verlassen auch wieder viele Mexikaner die USA und kehren nach Hause zurück.

Man kann nicht darüber hinwegsehen, dass 3 % der US Bevölkerung keine gültigen Papiere haben. Das bringt allerdings nicht nur Nachteile. Zwei australische Forscher, die in einzelnen Projekten mit dem US-Wirtschaftsministerium und Ministerium für Innere Sicherheit zusammengearbeitet haben, argumentieren sogar, dass die Schließung der Grenzen Amerikaner schneller verarmen lassen könnte.

Einwanderer ohne gültige Papiere verrichten Arbeiten, die sonst niemand machen will. Dazu gehört auch Saisonarbeit in der Landwirtschaft und schlecht bezahlte Jobs in der Reinigung. Der Anteil an Amerikanern in diesen Jobs ist mikroskopisch klein. Werden diese Jobs nicht mehr von Einwanderern gefüllt, müssen sie trotzdem irgendwie gemacht werden.

Die Forscher gehen davon aus, dass Amerikaner, die neu in den Arbeitsmarkt kommen, in solche Jobs gedrängt werden. Der Anteil an Amerikanern, die dann zukünftig in Jobs mit geringster Qualifikation arbeiten müsste, würde dramatisch ansteigen. So schafft man natürlich keinen sozialen Aufstieg. Im Gegenteil, es besiegelt den Abstieg.

Wie dem auch sei, die Mauer ist eher ein emotionales Thema. Die Mauer könnte letztlich sogar dazu führen, dass es Amerikanern langfristig schlechter geht als bisher.

Clemens Schmale

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14 Kommentare

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  • Otua
    Otua

    Ich wage mal zu prognostizieren dass Trump(el) Opfer eines Attentats wird.

    Er hat ja ganz extrem polarisiert und aufgehetzt und damit u.a. bei Extremen Erwartungen geweckt, die er jetzt nicht erfüllen kann.

    Wenn die daraus resultierende Enttäuschung dann irgendwann in Wut und neuen Hass mündet, findet sich m.E. sicher einer der seine Knarre nimmt und losballert.

    18:05 Uhr, 29.11.2016
  • bembes
    bembes

    Jede Menge illegale Einwanderer....Wirtschaftsflüchtlinge....wie bei uns in Deutschland...Ab nach Hause......

    15:00 Uhr, 29.11.2016
  • MMeier2
    MMeier2

    Endlich mal ein origineller Titel, Herr Schmale! Weiter so!

    14:41 Uhr, 29.11.2016
  • RoadyO
    RoadyO

    "Einwanderer ohne gültige Papiere verrichten Arbeiten, die sonst niemand machen will."

    Allein solche Sätze sagen schon alles! Herr Schmale und seine Wattebällchenweltanschauung...

    "Einwanderer ohne gültige Papiere" heißen: Illegale! Nicht nur weil sie keine Aufenthaltsgenehmigung haben sondern auch keine Arbeitserlaubnis!

    Ohne die ist Steuern zahlen wohl eher schwierig, geschweige denn eine Sozialversicherung.

    Illegale gehören ermittelt, abgeschoben und eine Rechnung hinterhergeschickt für versäumte Steuern, Ermittlungskosten, Transport, evtl. verursachte Gesundheitskosten etc.

    Sollten die nicht gezahlt werden wird bei der Familie oder dem Staat eingetrieben.

    Wenn keine mehr da sind die man zwingen kann dort zu arbeiten gilt das Spiel von Angebot und Nachfrage! Ab einem gewissen Stundenlohn werden diese Jobs auch von Amerikanern erledigt.

    14:08 Uhr, 29.11.2016
    2 Antworten anzeigen
  • Supereifelyeti
    Supereifelyeti

    Cool . Baut ne Mauer um ganz USA , möglichst hoch. And then:: Fill it up with water!! :)

    12:57 Uhr, 29.11.2016
    2 Antworten anzeigen
  • Lumpazi
    Lumpazi

    Bereits am Wahlabend war es kaum erträglich zu sehen, wie vereint die euphorisierten Trump-Anhänger und die hysterisch hassenden Trump-Gegner in dem Glauben waren, dass Trump der erste Politiker der westlichen Welt sein würde, der nach der Wahl das tut, was er vor der Wahl versprochen hat. Wie schön, wenn man die Dinge mit der Gelassenheit des Alters und der Erfahrung betrachten kann.

    Bemerkenswert an diesem Artikel finde ich die Nonchalance, mit der illegale Einwanderung behandelt wird. Als sei es fast schon selbstverständlich, dass jedermann auf dem Boden irgendeines Staates siedeln könne.

    Auf eines können Sie sich allerdings verlassen, Herr Schmale: Wenn die US-Regierung sich dazu entschließt, eine Mauer oder einen Zaun an der Grenze zu Mexiko zu bauen, dann wird sie auch die Küsten wirkungsvoll schützen. Was Spanien und Australien können, können die USA schon lange. Konsequenz und Durchsetzungskraft der USA sind ja berüchtigt und berühmt. Darin sind sie den schlaffen Deutschen um Lichtjahre voraus.

    11:01 Uhr, 29.11.2016
  • plungeboy
    plungeboy

    Der Typ wollte einfach nur an die Macht und dazu hat er reine Stimmungsmache betrieben. So wie er früher schon Geschäftspartner gelinkt hat, macht er es jetzt mit seinen Wählern.

    10:11 Uhr, 29.11.2016
  • 0815
    0815

    Wer denkt denn die Amerikaner haben Trump wegen seiner Versprechen gewählt?! Man wollte einfach Clinton nicht haben! Das kann ich auch gut nachvollziehen. Sie steht für all das was die Amerikaner an der Regierung und an Washington hassen.

    In Deutschland gibt es sicher auch einige die nach dem Motto Hauptsache nicht Merkel wählen werden und über manches hinwegsehen was einen alternativen Kandidaten belasten könnte.

    09:47 Uhr, 29.11.2016
  • StefanS
    StefanS

    Es wäre sehr hilfreich falls sich deutsche Medien und insbesondere überaus solch qualifizierte makroöknomische Experten wie Sie Herr Schmale mit den Unzulänglichkeiten der hiesigen Politik ähnlich kritisch auseinandersetzen würden wie mit Donald Trump. Die Wirtschafts-, Währungs-, Energie-, Sozial- und Aussenpolitik Deutschlands und Europa gibt ausreichend Anlass zur Reflexion und der kritische Diskurs wäre für uns sehr viel zielführender als das fortwährende Hinterfragen eines demokratisch gewählten Politikers eines fremden Landes.

    09:34 Uhr, 29.11.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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