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11:01 Uhr, 30.05.2014

Japans Wirtschaft leidet unter Folgen der Steuererhöhung

Die Erhöhung der Verbrauchsteuer sorgte im April in Japan für einen Dämpfer. Das Konsumwachstum sollte sich aber erholen, da der Arbeitsmarkt robust ist und die Politik der Bank of Japan unterstützend bleibt.

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Tokio (BoerseGo.de) - Die am gestrigen Donnerstag und am heutigen Freitag veröffentlichten japanischen Konjunkturdaten belegen die negativen Auswirkungen der im April erfolgten Erhöhung der Mehrwertsteuer.


So fiel der Einbruch der Einzelhandelsumsätze im April stärker aus erwartet. Der Umsatz erlitt einen Rückprall auf Monatssicht von 17,3 Prozent, während Ökonomen lediglich einen Rückgang um 11,7 Prozent erwartet hatten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat lagen die Umsätze im April um 4,4 Prozent tiefer.

Allerdings ist der Vergleich mit dem Vormonat März schwierig, da seinerzeit eine Art „Sonderkonjunktur“ eintrat. Im März hatten die Einzelhändler im Vorfeld der Steuererhöhung aufgrund von Vorzieheffekten einen starken Umsatzschub erfahren. Vor der Erhöhung von 5 auf 8 Prozent griffen die Konsumenten zu, um die höhere Steuer zu vermeiden. Nach dem Steueraufschlag halten sie sich dagegen mit Käufen zurück.

Durch die Steuererhöhung stieg die Jahresinflation der japanischen Verbraucherpreise wie erwartet von 1,6 Prozent im März auf 3,4 Prozent im April. Aufschlussreicher sind die vorläufigen Inflationsdaten für die Region Tokio im Mai, die im Vergleich zum Vormonat einen Anstieg der Verbraucherpreise von 0,5 Prozent zeigen, nach 1,7 Prozent im Monat zuvor. Die deutet darauf hin, dass Einzelhändler und Dienstleister im Allgemeinen keine Preisnachlässe einräumen mussten, um nach der Steuererhöhung die Nachfrage aufrechtzuerhalten. Mittelfristig strebt die Bank of Japan eine Inflationsrate von 2 Prozent an. Zugleich gingen die Ausgaben der Haushalte mit 4,6 Prozent wieder spürbar zurück, nachdem sie im Monat vor der Steueranhebung noch um 7,2 Prozent kräftig gestiegen waren.

Außerdem gab die Regierung in Tokio am Freitag bekannt, dass die Industrieproduktion des Landes im April im Vergleich zum Vormonat um saisonbereinigt 2,5 Prozent gesunken. ist. Nachdem die Unternehmen im März noch kräftig angeschoben hatten, fuhren sie die Fertigung im April wieder herunter. Experten hatten mit einem einem etwas geringeren Rückgang gerechnet.

Die Regierung geht davon aus, dass sich die Wirtschaft des Landes trotz der Steueranhebung weiter erholt. Bei den Unternehmen herrscht jedenfalls Arbeitskräftemangel. Im April kamen auf 100 Jobsuchende 108 freie Stellen, so viele wie seit mehr als sieben Jahren nicht mehr. Die Arbeitslosenrate verharrte mit unverändert 3,6 Prozent zudem weiter auf einem niedrigen Niveau, wie die Regierung mitteilte.

Mit der Steuererhöhung will die Regierung von Premier Shinzo Abe die rekordhohen Schuldenberge abbauen. Höhere Steuern stärken auf der einen Seite die Einnahmen des Staates, sie belasten aber auf der anderen Seite die Konjunktur. Wegen der großen Bedeutung des Konsums für die Wirtschaftsleistung des Landes rechnen Ökonomen damit, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im zweiten Quartal schrumpfen wird.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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