Fundamentale Nachricht
13:58 Uhr, 17.03.2014

Japans Unternehmen bei Gewinnwachstum spitze

Entscheidend für die weitere Entwicklung Japans und des Aktienmarktes sei das Geschick von Premierminister Abe, die Erwartungen an das Reformtempo zu managen, meinen die Fidelity-Aktienexperten Alex Treves und Jun Tano.

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Der Kursrückgang japanischer Aktien zu Beginn des Jahres war eine notwendige Korrektur, der fundamentale Ausblick bleibt jedoch attraktiv, meinen Alex Treves, Head of Equities Japan bei Fidelity, und Jun Tano, Portfoliomanager des Fidelity Smaller Companies Fund. Entscheidend für die weitere Entwicklung Japans und des Aktienmarktes sei das Geschick von Premierminister Abe, die Erwartungen an das Reformtempo zu managen. Gelinge ihm das und verdeutliche er, dass es sich um ein Reformprojekt handele, das mehrere Jahre in Anspruch nehme, baue das Enttäuschungen bei Anlegern vor, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar.

,,Auch nach dem jüngsten Kursrückgang hat sich an den guten fundamentalen Aussichten für den japanischen Aktienmarkt nichts geändert. Zwar waren die Anleger im Jahr 2013 ein wenig zu optimistisch und der Markt könnte sich nun einige Zeit in einer engen Spanne bewegen. Der grundsätzliche Trend steigender Firmengewinne stimmt aber, und die Bewertung ist nicht zu hoch. Der Anstieg der Mehrwertsteuer im April dürfte nach meiner Ansicht im Übrigen keine nachhaltigen Auswirkungen auf die japanische Wirtschaft haben.

Besonders interessant ist, dass über 70 Prozent der Aufwärtsbewegung an Japans Aktienmarkt im Jahr 2013 auf gestiegene Firmengewinne zurückzuführen sind. Beim US-Aktienindex S&P 500 dagegen gingen rund zwei Drittel auf das Konto einer höheren Bewertung. Ich habe die Korrektur daher genutzt, um mich nach überverkauften japanischen Titeln umzusehen, die billig sind und Aufwärtspotenzial haben.

Positive Gewinnüberraschungen sind meines Erachtens vor allem im Automobilsektor zu erwarten. Dieser Bereich dürfte nicht nur von einer starken heimischen, sondern auch einer steigenden US-amerikanischen Nachfrage profitieren. Zudem bevorzuge ich global tätige und zyklische Unternehmen aus den Branchen Maschinenbau und Elektrotechnik. Im Finanzbereich sind Leasing-Firmen und Unternehmen aus dem Immobilienbereich interessant, da die Bank of Japan nach wie vor dabei ist, ihre Bilanz auszuweiten und die Zinsen niedrig bleiben werden.

Auf Einzelwertebene ist zum Beispiel Daikin Industries attraktiv, ein Hersteller von Klimaanlagen, der von der Erholung im US-Immobiliensektor und einer verbesserten wirtschaftlichen Lage in China profitieren dürfte. Im Finanzbereich halte ich Mitsubishi UFJ Lease & Finance und Century Tokyo Leasing für interessant. Dagegen habe ich defensive Sektoren wie Transport, Nahrungsmittel und Versorger untergewichtet", meint Jun Tano, Portfoliomanager des Fidelity Smaller Companies Fund.

Alex Treves, Head of Equities Japan, fügt hinzu: ,,Einer der Schlüsseltreiber der Unternehmensgewinne in Japan im vergangenen Jahr war bekanntlich der schwache Yen. Von vielen aber unbeachtet, gibt es noch weitere Faktoren, die japanische Aktien jetzt attraktiv machen. Zum Beispiel den Wechselkurs, bei dem Japans Exportfirmen rentabel arbeiten. Noch in den 1990er Jahren lag dieser bei 130 Yen pro Dollar. Heute liegt er bei 82 Yen je Dollar. Das heißt, die Unternehmen haben ihre Kosten senken und die Produktivität steigern können. Weiteren Auftrieb bekommen die Firmengewinne durch die Beschleunigung des globalen Wachstums und die Bekämpfung der Deflation im eigenen Land. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass die Aussichten auf Gewinnwachstum in Japan größer sind als in vielen anderen Regionen.

Die Frage, die sich stellt: Ist das zu erwartende Gewinnwachstum in den Kursen enthalten? Während das Kurs-Gewinn-Verhältnis fair erscheint, ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis verglichen mit Märkten wie den USA oder Deutschland in Japan niedrig. Der Grund für den Abschlag liegt in der geringen Eigenkapitalrendite. Kehrt Japan jedoch zu einem dauerhaften Inflationsumfeld zurück, dürften die Unternehmen ihre hohen Barreserven endlich einsetzen, um zu investieren und ihre Kapitalrendite zu erhöhen. Für ihre Verbesserung sprechen zudem weitere im Rahmen der Abenomics geplante Reformen, wie die Stärkung der Binnennachfrage, die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und die Förderung von Innovationen. Insgesamt bin ich daher optimistisch, dass der Ausblick für die Entwicklung der Eigenkapitalrendite japanischer Unternehmen positiv ist. Warum ist das wichtig? Wenn die Profitabilität steigt, ziehen auch die Bewertungen an. Es sind also noch nicht alle guten Nachrichten eingepreist.

Für Anleger ist es entscheidend, die Unternehmen herauszufiltern, die das größte Potenzial haben, profitabler zu werden. Wichtig sind Kriterien wie Preissetzungsmacht, Marktanteil oder Innovationskraft sowie die Frage, ob die Unternehmensführung einen Reformprozess verfolgt um die Margen zu erhöhen."

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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