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10:45 Uhr, 21.11.2014

Japans Parlament aufgelöst - "Abenomics" auf dem Prüfstand

Japans Regierungschef Abe tritt die Flucht nach vorne an. Er löste am Freitag das Parlament auf und macht damit den Weg zu Neuwahlen frei. Seine in die Kritik geratene Wirtschaftspolitik stehen ebenso auf dem Prüfstand wie er selbst. Doch noch recht hohe Zustimmungswerte dürften dem Premier den Sieg sichern.

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Tokio (BoerseGo.de) - Der japanische Regierungschef Shinzo Abe hat das Unterhaus des Parlaments wie angekündigt vorzeitig aufgelöst. Damit machte er den Weg für Neuwahlen noch in diesem Jahr frei. Regulär hätte die Legislaturperiode noch zwei Jahre gedauert. Abe will sich mit der Wahl am 14. Dezember seine in die Kritik geratene Wirtschaftspolitik vom Volk neu mandatieren lassen.

Beobachter gehen von einem weiteren Grund für Neuwahlen aus. Abes persönliche Umfragewerte sind zuletzt gesunken, unter anderem auch weil Minister seines Kabinetts Affären verstrickt waren. Dennoch ist die Zustimmung für Abe aktuellen Umfragen zufolge immer noch relativ hoch. Im kommenden Jahr steht nun aber eine Reihe von unpopulären Entscheidungen an. Als Beispiele seien genannt: Die Rückkehr zur Atomenergie sowie die Ausweitung der internationalen Rolle des Militärs. Deshalb ist es nur verständlich, dass sich Abes Liberaldemokratische Partei (LDP) das Mandat für weitere vier Jahre sichern will, solange die Zustimmungswerte noch akzeptabel sind.

Darüber hinaus könnten weitere negative Konjunkturdaten auf Japan zukommen. Im Zeitraum Juli bis September ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt bereits geschrumpft – das zweite Quartal in Folge. Ökonomen sprechen dann von einer sog. technischen Rezession. Ein erneutes Abgleiten der Wirtschaftsleistung dürfte darauf hindeuten, dass die ultralockere Geldpolitik der Bank of Japan – einer der Pfeiler der Wirtschaftspolitik „Abenomics“ - offensichtlich nicht ausreicht, um die Wirtschaftserholung voranzutreiben.

Insbesondere aber enttäuscht Ökonomen, dass die von Abe versprochenen strukturellen Reformen der Wirtschaft noch nicht einmal auf den Weg gebracht sind. „Das Zeitfenster für Strukturreformen und die erfolgreiche Stabilisierung der Staatsfinanzen in Japan schließt sich zur Zeit sehr schnell“, sagte Martin Schulz, Ökonom beim FUJITSU Research Institute in Tokio, diese Woche. Die Bank von Japan und das Finanzministerium werden ihre aggressive Geld- und Fiskalpolitik nicht auf Dauer so fortsetzen können, befürchtet der Experte.

Letztendlich könnte die derzeitige Gemengelage nach Befürchtung von Ökonomen dazu führen, dass dringend benötigte Reformen ausbleiben, während der Konjunkturmotor mit noch mehr Verschuldung am Laufen gehalten wird. Manche Ökonomen revidierten am Montag ihre Wachstumsprognosen bereits deutlich nach unten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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