Kommentar
10:12 Uhr, 22.11.2006

Japanischer Aufschwung dauert an

„Nach einer kräftigen Rally im Jahr 2005 folgte in diesem Jahr eine Phase der Konsolidierung am japanischen Aktienmarkt. Angesichts der starken Fundamentaldaten auf Unternehmens- wie auch auf Gesamtwirtschaftsebene sind wir überzeugt, dass der japanische Aufschwung andauern wird. Die mittel- bis langfristigen Konjunkturzyklen befinden sich im Anstieg. In der Vergangenheit war ein derartiger paralleler Aufwärtstrend zumeist von einem kräftigen Aufschwung gefolgt. Für den Aktienmarkt bedeutet dies im Normalfall eine ausgedehnte Hausse”, erklärte Atsushi Kawakami, Chief Investment Officer, INVESCO Japan, im Rahmen einer Roadshow in Frankfurt.

„Das letzte Mal, dass sich die Anlageinvestitionen und die Bautätigkeit gleichzeitig erholten, war vor mehr als 20 Jahren, im Jahr 1982. Darauf folgte dann eine anhaltende Aufschwungphase, die im Jahr 1990 ihren Höhepunkt erreichte”, so Kawakami.

Obwohl wir heute wissen, dass die letzte Phase dieses Aufschwungs alle Merkmale einer Aktienmarktblase vorwies, war der starke Anstieg des Nikkei zumindest bis in die späten 80er Jahre gerechtfertigt.

Kiyohide Nagata, Head of Japan Large Cap Equity Team, INVESCO Japan, erläuterte das japanische Comeback aus der Unternehmensperspektive. „In den 1990er Jahren führten die japanischen Unternehmen umfangreiche Maßnahmen zur Senkung ihrer Fixkosten und Verschlankung ihrer Managementstrukturen durch. In der Folge verbesserten sich die Bilanzen und die Profitabilität der Unternehmen. Im Juni 2006 lagen die Breakeven-Umsätze im Verhältnis zum Gesamtumsatz bei 72,9% und damit so niedrig wie seit mindestens 40 Jahren nicht mehr. Damit benötigen die japanischen Unternehmen aktuell weniger als drei Viertel ihrer Gesamterlöse zur Abdeckung ihrer Fixkosten. Zugleich hat sich die durchschnittliche wiederkehrende Gewinnspanne auf 5,3% verbessert. Damit liegen die wiederkehrenden Gewinne im Verhältnis zum Gesamtumsatz heute höher als zu irgendeinem Zeitpunkt in den vergangenen 40 Jahren.“

Die meisten Unternehmen werden im Jahr 2006 zum fünften oder sechsten Mal in Folge steigende Gewinne verzeichnen. Nachdem sie über mehrere Jahre auf Wachstum ausgerichtet waren, minimierten die japanischen Unternehmen im Rahmen ihrer Bilanzgesundung ihre F&E-Investitionen. Dadurch sank ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ihren globalen und insbesondere asiatischen Konkurrenten, die sie in technologischer Hinsicht inzwischen eingeholt hatten.

Mittlerweile sind die Maßnahmen zur Bilanzgesundung jedoch abgeschlossen. „Die japanischen Unternehmen verfügen nun wieder über eine hohe Überschussliquidität, die sie sinnvoll einsetzen können. Aktuell gehen sie im großen Stil von defensiven zu offensiven Geschäftsstrategien über. Das verlangt nach höheren Anlage- und F&E-Investitionen zur Vorbereitung auf künftiges Wachstum. Außerdem investieren die Unternehmen, die als erste den Schritt ins Ausland gemacht haben, jetzt auch wieder ihre inländischen Investitionen. Dabei investieren sie nicht nur in F&E, sondern auch in neue Maschinen und vor allem in wichtige Technologien, mit denen sie ihr Wachstum maßgeblich steigern können”, erläuterte der Japan-Experte von INVESCO.

Trotz des technologischen Fortschritts in vielen asiatischen Ländern gehört Japan hier noch immer zu den Vorreitern. Nicht zuletzt aufgrund der neuen Fokussierung auf langfristig angelegte F&E-Investitionen erzielte Japan im Jahr 2003 positive Nettolizenzeinnahmen. Nach Angaben des IWF weisen aktuell nur vier Länder – die USA, Großbritannien, Frankreich und Japan - hier einen positiven Saldo vor.

Laut Nagata gibt es viele attraktive japanische Unternehmen mit einer starken Positionierung auf den globalen Märkten – sowohl dort, wo Japan traditionell stark ist, als auch in unerwarteten Bereichen. Eine Umfrage des japanischen Wirtschaftsministeriums zeigte, dass die japanischen Unternehmen nun über einen Anteil von 27% am weltweiten Markt für digitale Unterhaltungselektronik verfügen. Noch eindrucksvoller ist der japanische Marktanteil bei den Elektrokomponenten: 51% bei den Halbleiterkomponenten, 54% bei der Produktionstechnik und 65% bei den Elektromaterialien.

„Wir sind von der Nachhaltigkeit der japanischen Erholung überzeugt. Der japanische Aktienmarkt dürfte vom soliden und nachhaltigen Wachstum der japanischen Wirtschaft ebenso profitieren wie von der Tatsache, dass die japanischen Unternehmen nach einer Phase der Umstrukturierung erheblich an Schlagkraft gewonnen haben und nun auf langfristiges Wachstum ausgerichtet sind. Wir meinen, dass japanische Aktien eine interessante Anlage für mittel- bis langfristig orientierte Investoren sind”, so das Fazit von Kyiohide Nagata.

Quelle: INVESCO

INVESCO zählt als Teil der AMVESCAP Gruppe zu den führenden Asset Managern weltweit – mit über 380 Mrd. US-Dollar (per 30. September 2005) verwaltetem Vermögen. Über 5.900 Mitarbeiter, darunter rund 500 Investmentspezialisten, sind in 20 Ländern im Einsatz.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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