Kommentar
11:50 Uhr, 27.10.2021

Japanische Aktien bald mit neuem Allzeithoch?

Das letzte Allzeithoch erreichten japanische Aktien im Jahr 1990. Wenn nach über 30 Jahren neue Hochs ins Visier genommen werden, heißt das etwas.

In Japan wird bald gewählt. Neuwahlen, an denen es in Japan nicht mangelt, sind für den Aktienmarkt positiv. Der Aktienmarkt tendiert bereits in Vorfreude höher und kann auch nach den Wahlen meist andere Märkte outperformen. Das hat Tradition, denn bei keiner der letzten Wahlen mangelte es an Versprechen. Diese Versprechen sollen die Wirtschaft ankurbeln, meist über Konjunkturprogramme. Das hilft der Beschäftigung und den Unternehmen. Der Aktienmarkt profitiert. Ob dieser Phase allerdings eine längere Outperformance folgt und sogar neue Allzeithochs erreicht werden, muss man abwarten. Der Weg dorthin ist kein leichter. Der japanische Leitindex Nikkei befindet sich seit Ende 2012 tendenziell in einem Aufwärtstrend. Dieser wurde nach den Wahlen von Ende 2012 angestoßen. Damals wurde Shinzo Abe zum Premierminister und führte die als Abenomics bezeichnete Wirtschaftspolitik ein. Zusammen mit expansiver Geldpolitik sollte Japan endlich aus der Stagnation finden. Dem Aktienmarkt hat es geholfen. Inzwischen ist das bisherige Allzeithoch nicht mehr weit entfernt.

Gegenüber dem S&P 500 ist das jedoch nur ein schwacher Trost (Grafik 1). Die gute Performance der letzten Jahre und ein mögliches neues Allzeithoch ändern nichts an der Underperformance der letzten 20 Jahre.


Die gute Performance der letzten Jahre wurde zudem erkauft, unter anderem durch eine schwächere Währung. Der Nikkei steigt, wenn der Yen abwertet. Die Korrelation ist sehr hoch (Grafik 2) und sie gilt seit Beginn der Abenomics.

Zuletzt wertete der Yen wieder ab. Das erklärt die solide Performance von japanischen Aktien. Währungsbereinigt ist der Anstieg weniger beeindruckend. Dieser Faktor wird gerne vergessen. Anleger sehen, dass die Kurse gestiegen sind. Werden die Kurse jedoch in Euro oder Dollar umgerechnet, ist die Performance plötzlich nicht mehr so positiv.

Die Yenabwertung verliert zudem immer mehr an Bedeutung. Der Nikkei konnte den S&P 500 bis 2017 immer dann outperformen, wenn der Yen abwertete (Grafik 3). Das zeigt, welchen Einfluss die Abwertung auf die Kurse hat. Währungsbereinigt ergibt sich keine Outperformance.


Inzwischen kommt es nicht einmal mehr zu einer nominellen Outperformance, wenn der Yen abwertet. Man kann sich also fragen, ob japanische Aktien wirklich eine gute Wahl sind und ob man hier auf einen Gewinner setzt.

Die Frage ist berechtigt. Japans Wirtschaftsmotor stottert bereits wieder. Obwohl die globale Nachfrage nach Gütern hoch ist, fallen Japans Exporte seit dem Sommer schon wieder (Grafik 4). Japan ist aber auf Exporte angewiesen. Die eigene Wirtschaft wächst kaum. Bei einer schrumpfenden Bevölkerung ist das kein Wunder.


Die Wirtschaftsleistung stagniert seit über 20 Jahren (Grafik 5). Wachstum für Unternehmen muss aus dem Ausland kommen. Da die Exporte seit 2007 keine neuen Hochs mehr erreicht haben, gibt es auch hier ein Fragezeichen.

Japanische Aktien sind deswegen nicht schlecht. Eine Outperformance sollte man langfristig allerdings nicht erwarten. Ist die Euphorie über die Wahlen erst abgebaut, dürften japanische Aktien das tun, was sie seit Jahrzehnten tun, underperformen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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