Kommentar
20:55 Uhr, 12.02.2016

Japan wird nervös und arbeitet an erneuter Abwertung

Der Yen hat in den vergangenen Tagen massiv an Wert gewonnen. Das ruft Notenbanker und Politiker auf den Plan. Heute wird kräftig (verbal) interveniert. Japan macht eindeutig klar: Ein stärkerer Yen wird nicht akzeptiert.

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  • USD/JPY
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  • USD/JPY - WKN: 965991 - ISIN: XC0009659910 - Kurs: 113,3050 ¥ (FOREX)

Seit Beginn der systematischen Yenabwertung durch die japanische Notenbank hat der Yen noch nie innerhalb so kurzer Zeit so viel an Wert gewonnen wie in den letzten anderthalb Wochen. Das wird Japan nicht mit sich machen lassen. Das ganze Wohl und Wehe des Landes hängt am Yen - und zwar an einem schwachen Yen.

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Die Situation wurde offenbar im Freitagshandel so dramatisch, dass die japanische Notenbank nicht nur verbal, sondern auch faktisch auf dem Devisenmarkt intervenierte. Eine Bestätigung gibt es dafür noch nicht, doch viele Analysten gehen davon aus, dass sich das Währungspaar nicht von ganz alleine bewegt hat. Die Abwertung war zeitweise in zu kurzer Zeit zu groß, um vollkommen natürlich gewesen zu sein. Ob nun wirklich interveniert wurde oder nicht, japanische Notenbanker und Politiker befinden sich im Ausnahmezustand. Anscheinend wurde das Land von der raschen Yenaufwertung böse überrascht.

Die Aufwertung ist ein großes Problem, denn die gesamt Wirtschaftspolitik hängt an einem schwachen Yen. Durch die Abwertung sollen Unternehmen mehr exportieren können. Das Exportwachstum war bisher träge, dafür aber konnten die Unternehmensgewinne kräftig zulegen. Sie sind so hoch wie noch nie. Die hohen Gewinne verdanken die Unternehmen allein der Währungsabwertung, da sie dadurch höhere Margen erwirtschaften können.

Die Rekordgewinne der Unternehmen sollen mehrere Effekte haben. Einerseits sollen die Aktienkurse steigen und andererseits soll ein Teil der Gewinn in Form von höheren Löhnen an die Bevölkerung weitergereicht werden. Steigende Aktienkurse sind inzwischen ein integraler Bestandteil der Wirtschaftspolitik. Investoren, vor allem Pensionsfonds, wurden geradezu zum Kauf von Aktien gedrängt. Wenn der Markt nun zu deutlich und zu lange korrigiert, dann ist der Schaden für den Wohlstand des Landes nicht wieder gutzumachen.

Steigende Aktien sollen zu einem Wohlstandseffekt führen. Dieser Effekt erfolgt indirekt über die Sicherung der Renten, indem diese durch investierte Pensionsfonds finanziert werden. Darüber hinaus sollen Bürger, die investiert sind, sich reicher fühlen und mehr Geld in den Konsum stecken. Das wiederum sollte der Theorie nach für einen Anstieg der Inflation führen.

Der Plan ist bisher nicht besonders gut aufgegangen. Wenn die wenigen und kleinen Erfolge nun zunichte gemacht werden, dann sind die Aussichten düster. Im vergangenen Jahr musste der größte Pensionsfonds der Welt, der 1,2 Billionen Dollar Vermögen verwaltet, im dritten Quartal einen Verlust von 70 Mrd. Dollar ausweisen. Grund war die Korrektur an den Börsen im August. Der Verlust brachte dem Fonds große Kritik ein. Man muss sich als Rentner und zukünftiger Rentner einmal vorstellen wie es ist, wenn die Zeitungen titeln, dass der Fonds, der die Rente sichern soll, gerade 70 Mrd. verloren hat. Das stärkt nicht gerade die Zuversicht und Kauflaune.

Kurz gesagt: der Yen darf nicht aufwerten. Ob es sich wirklich verhindern lässt ist unklar, denn die Notenbank kann auch nicht beliebig intervenieren. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Yen noch immer schwach. Eine Überbewertung des Yen lässt sich aktuell nicht erkennen. Die Kaufkraft des Yen liegt derzeit sogar etwas unterhalb derer des Dollars. Gezielte Abwertung über Interventionen dürfte international für großen Protest sorgen.

Die Notenbank kann den Yen auch ohne Interventionen schwächen, indem sie z.B. die Zinsen tiefer in den negativen Bereich senkt. Ein solches Szenario ist derzeit das wahrscheinlichste. Kurzfristig hat das wenig Bedeutung. Der Yen reagiert auf die globale Entwicklung und wird bei Unsicherheit gekauft. Mittelfristig kann die Notenbank keine Yenaufwertung tolerieren. Die Notenbank hat zudem klar gemacht, dass sie sich mit einem USD/JPY Kurs von 120 wohl fühlt. Der Yen sollte sich also über die kommenden Wochen und Monate wieder in diese Richtung bewegen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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