Kommentar
14:22 Uhr, 15.02.2007

Japan: Wachstumsendspurt im vierten Quartal

1. Die japanische Wirtschaft befindet sich in einer kräftigen konjunkturellen Aufschwungphase. Die Expansion des realen Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal fiel mit 4,8 % (qoq, ann.) deutlich stärker aus als erwartet (Bloomberg-Median: 3,8 %, DekaBank: 2,8 %). Der BIP-Deflator war mit -0,5 % (yoy) weniger stark negativ als in Q3. Das nominale Bruttoinlandsprodukt übertraf das Niveau des Vorquartals um 5,0 % (ann.). Zugleich wurde das Wachstum im dritten Quartal von 0,8 % (qoq, ann.) auf 0,3 % leicht nach unten revidiert. Im Jahresdurchschnitt 2006 expandierte die japanische Wirtschaft mit 2,2 % stärker als ihr Potenzialwachstum von knapp 2 %. Damit ist die japanische Wirtschaft mit einem kräftigen statistischen Überhang von 1 % in das Jahr 2007 gestartet.

2. Wie erwartet wurde das Wachstum im vierten Quartal nicht nur von den Nettoexporten getragen, sondern die Binnenwirtschaft sorgte für einen kräftigen Wachstumsimpuls. Der Konsum legte nach dem Einbruch im dritten Quartal mit 1,1 (qoq) sehr kräftig zu. Beflügelt wurden die Konsumausgaben von der günstigen Beschäftigungsentwicklung. Allerdings überzeichnet das vierte Quartal die zugrunde liegende Dynamik des privaten Verbrauchs, da ein großer Teil auch auf einen Rückpralleffekt zurückzuführen ist. Im zweiten Halbjahr insgesamt expandierte der private Verbrauch nur recht verhalten. Der Wachstumsbeitrag der Anlageinvestitionen war im vierten Quartal mit 0,4 Prozentpunkten ebenfalls deutlich stärker als im dritten Quartal. Die gewerbliche Investitionsdynamik hat sich beschleunigt (2,2 % qoq), und auch der Wohnungsbau stützte nach dem schwachen Sommerhalbjahr die Anlageinvestitionen mit einem kräftigen Zuwachs (2,0 % qoq). Die öffentlichen Investitionen wurden erstmals seit dem 3. Quartal 2005 wieder ausgeweitet (2,7% qoq). Allerdings lagen sie im Rahmen der staatlichen Konsolidierungsbemühungen weiterhin deutlich unter ihrem Vorjahresniveau. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Yen-Schwäche stützte der Außenhandel die konjunkturelle Dynamik. Die Nettoexporte trugen 0,2 Prozentpunkte zum Wachstum bei, wobei die Exporte um 1,1 % (qoq) zunahmen und die Importe trotz der starken Binnennachfrage nahezu stagnierten.

3. Die heutigen Zahlen bestätigen das robuste Konjunkturbild, das wir von Japan haben. Das kräftige Wachstum im vierten Quartal ist besonders erfreulich, da das Wachstum nicht wie im dritten Quartal auf den Außenhandel beschränkt war, sondern die Binnennachfrage kräftig anzog. Für unsere Prognose für das Jahr 2007 ergeben sich somit Aufwärtsrisiken. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die japanische Volkswirtschaft auch in diesem Jahr stärker als mit ihrem Potenzialwachstum expandieren wird. Nachdem die Bank of Japan bisher keine weiteren Zinsanhebungen vornahm, da sie sich besorgt über die Stärke des privaten Konsums zeigte, dürften die heutigen Daten alle Zweifel an der Robustheit der japanischen Konjunktur zerschlagen haben. Somit fühlen wir uns in unserer Prognose einer Leitzinserhöhung in der kommenden Woche am 21. Februar auf 0,50 Prozent bestätigt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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