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14:40 Uhr, 14.12.2010

Japan – Verkannte Chancen in Asiens erstem Börsenstar

Wenn Anleger über Japan sprechen, dann sieht man oft einen Gesichtsausdruck, als sei ihnen gerade klar geworden, dass sie das falsche Stück Kugelfisch gegessen haben. Nicht zu Unrecht. Japans Aktienmarkt tat sich in den vergangenen Jahren vor allem durch eines hervor: Enttäuschungen.

In den letzten Jahren hat der japanische Leitindex Nikkei 225 die Börsen anderer Industrieländer deutlich underperformt: In 2010 legte der DAX trotz schwieriger Phasen über sechzehn Prozent zu. Der Dow Jones notiert über neun Prozent im Plus. Und Japan? Der Nikkei 225 verlor im laufenden Börsenjahr bisher gut vier Prozent an Wert.

Der Vergleich zu den meisten asiatischen Börsen fällt noch schlechter aus. Keine Frage: Japan ist seit geraumer Zeit der 1. FC Köln Asiens. Folglich haben sich Anleger von Japan abgewendet. Niemand interessiert sich für japanische Aktien. Man schaut nur noch nach China, Indien oder Südostasien.

Eine der Enttäuschungen 2010

Internationale Investoren haben bei Investments im Land der aufgehenden Sonne einfach das Licht ausgeknipst. Doch genau aus diesem Grund sollten weitsichtige Investoren bei Japan nun genau hinschauen. Denn zwei Dinge haben die Kapitalmärkte über Jahrzehnte immer wieder gezeigt:

1. Die Masse der Anleger liegt an der Börse fast immer falsch.

2. Die größten Investmentchancen bieten sich immer, wenn die Nacht am Dunkelsten ist.

Wenn niemand mehr einen Euro-Cent (gut, der ist jetzt auch nicht mehr viel wert?) in ein Investment stecken will - dann sind as genau die Zeiten, in denen die erfolgreichen Börsianer zuschlagen. "Kaufe, wenn alle verkaufen und verkaufe, wenn alle Kaufen" lautet nicht ohne Grund eine der erfolgreichsten Börsenweisheiten.

Während die Masse der Anleger nur die fraglos großen Probleme in Japan wahrnimmt, sehen die weitsichtigen, antizyklischen Investoren die Chancen. Natürlich ist der japanische Aktienmarkt ausgebombter als die Gesangs-Karriere von David Hasselhof. Aber erfolgreiche Börsianer denken immer einen Schritt weiter.

Japan ist völlig "out"

Ein Markt, der so "out" ist, bedeutet auf der anderen Seite auch, dass niemand investiert ist - und das ist bekanntlich die beste Zeit zum Kauf. In solchen Börsenphasen schere die Anleger alle Investments über einen Kamm - die guten wie die schlechten Werte. Dies bietet cleveren Investoren hervorragende antizyklische Investmentchancen.

Natürlich sieht die japanische Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes nicht gerade aus wie ein Feuerwerk der Freude. Für die kommenden Jahre rechnet der Internationale Währungsfonds nur mit einem durchschnittlichen Wachstum von mageren 1,6 Prozent pro Jahr - mit sogar leicht rückläufiger Tendenz ab 2012.

Grafik 1: Prognosen für Japans Wirtschaftswachstum und Weltwirtschaftswachstum bis 2015

2011e

2012e

2013e

2014e

2015e

Japan

1,5%

2,0%

1,9%

1,8%

1,7%

Welt

3,3%

3,7%

3,7%

3,8%

3,7%

Quelle: Internationaler Währungsfonds

Das liegt meilenweit hinter den Wachstumsraten anderer hochentwickelter asiatischer Wirtschaften wie Südkorea (4,2 Prozent pro Jahr), Hongkong (4,4 Prozent) oder Taiwan (4,8 Prozent). Der Grund: Japan, das auf der politischen Ebene vor allem durch zahlreiche Krisen für Schlagzeilen sorgte, und seine exportorientierte Wirtschaft befindet sich in einem Teufelskreis, bei dem selbst Harry Potter in Verzweifelung seinen Zauberstab wegwerfen würde.

Dies bietet jedoch große antizyklische Chancen

Auf der einen Seite ist das reformfeindliche Japan völlig überschuldet: Die Verschuldung beläuft sich auf gut 200 Prozent des Bruttoinlandsproduktes - der höchste Wert unter alle großen Industrieländern. Das bedeutet: Die Regierung hat ihre Asse mit vergangenen Stimulationsprogrammen, die alle nur kurzfristige Wirtschaftsbelebungen nach sich zogen, schon ausgespielt.

Auf der anderen Seite liegen die Zinsen in Japan seit einer halben Ewigkeit am Boden. Dadurch hat die Regierung in Tokyo auch nicht die fiskalpolitische Möglichkeit, die Wirtschaft über Zinssenkungen zu stimulieren.

Dazu kommen noch die reformfeindlichen gesellschaftlichen Verkrustungen, die Überalterung der japanischen Gesellschaft - und schon hat man ein Investment, das wenig erfolgversprechend ist. Doch Vorsicht! Unterhalb dieser Schicht an unattraktiven Rahmendaten gibt es hoch interessante Einzelwerte mit großartigen Geschäftsmodellen, die Anlegern großartige langfristige Chancen bieten. Denn diese Werte leiden (noch) durch die negative Japan-Stimmung.

Einzelwerte bieten spannende Perspektiven

Der clevere Weg für Japan-Investments sind also Anlagen in ausgewählte japanische Einzeltitel. So wie der internationale Consumer Electronic-Konzern Sony. Der Elektronikriese ist eines der Flaggschiffe des japanischen Exportsektors. Aber viele westliche Anleger missverstehen Japans Exportindustrie: Japan ist mit seinen weltbekannten Markenprodukten in Wirklichkeit einer der ganz großen Gewinner der boomenden asiatischen Binnenmärkte.

Schon heute wird jeder zweite Dollar der japanischen Exportindustrie in Asien erzielt. Wer schon mal in China, Thailand oder Indien war, weiß warum: Die Menschen dort sind verrückt nach Markenartikeln - so wie beispielsweise Elektronikprodukte von Sony. Erst Ende Oktober erhöhte Sony sogar trotz des steigenden Yen seinen Ausblick für den Betriebsgewinn im Geschäftsjahr 2010/2011 (von 180 Milliarden Yen auf jetzt 200 Milliarden Yen). Die Entstehung der gigantischen Binnenmärkte von Indien über Südostasien, mit Indonesien, Thailand oder Vietnam, bis China und Südkorea machen es möglich.

Japan profitiert von Asiens boomenden Konsummärkten

Nicht ohne Grund gibt es das neue Wort "Chipan", das sich aus China und Japan zusammensetzt. Denn Japans Konzerne wollen das gigantische Reich der Mitte mit seinen 1,3 Milliarden Menschen erschließen. So ist die Volksrepublik im Westen Japans der größte Handelspartner des Landes -deutlich vor den USA.

Grafik 2: Die acht größte Exportländer Japans in 2009

Platz

Land

Prozent. Anteil am Gesamtexport

Region

1.

China

18,9

Asien

2.

USA

16,1

Nordamerika

3.

Südkorea

8,1

Asien

4.

Taiwan

6,3

Asien

5.

Hongkong

5,5

Asien

6.

Thailand

3,8

Asien

7.

Singapur

3,6

Asien

8.

Deutschland

2,9

Europa

Quelle: Bundesagentur für Außenwirtschaft/Germany Trade & Invest

Nicht nur das: Von den acht größten Exportländern Japans kommen sechs aus Asien (siehe Grafik 2). Selbst wenn die japanische Volkswirtschaft also weiterhin am Boden liegt, sind internationale japanische Großkonzerne wie Sony ideal aufgestellt, um von dem unaufhaltsamen Konsum-Boom in Asien überdurchschnittlich zu profitieren.

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Kein Wunder, dass die Sony-Aktie den japanischen Aktienmarkt deutlich outperformt. Während der Nikkei 225 in 2010 im Minus liegt, notiert die Aktie von Sony um über zehn Prozent im Plus. Der Langfristchart zeigt aber, dass der Wert gerade erst in der Anfangsphase dabei ist, seine seit gut acht Jahren andauernde Bodenbildungsphase abzuschließen.

Viele japanische Werte bieten großes Nachholpotential

Ein weiteres Beispiel ist der internationale Autoriese Toyota. Dessen Probleme hatten im vergangenen Jahr nur partiell mit Japan zu tun. Über dem Unternehmen lastet vielmehr die Krise um große Rückrufaktionen von defekten Autos in den USA. Die Aktie notiert heute trotz zwei starken Jahren der internationalen Börsen immer noch nahe ihrer Tiefststände von 2008, dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise.

Doch Toyota ist weiterhin einer der größten, erfolgreichsten und innovativsten Autokonzerne der Welt. Der Konzern gehört beispielsweise zu den Stars im Zukunftssektor der Elektroautos. Die Macquarie Bank billigt dem Wert deshalb auf Sicht der kommenden zwölf Monate ein Kurspotential von gut 24 Prozent zu.

Auf dem aktuellen Niveau zeichnet sich auch bei Toyota nun eine Bodenbildung ab. Wenn die Aktie diese Phase erfolgreich abschließt, besitzt der Wert ein explosives Aufwärtspotential. Notiert Toyota doch immer noch gut sechzig Prozent unter den Höchstkursen von 2007.

Damit ist die Toyota-Aktie ein gutes Beispiel für ein spannendes antizyklisches Japan-Investment. Viel dunkler kann die Stimmung nicht werden. Das lässt sich auch auf viele andere international ausgerichtete Unternehmen aus Japan übertragen. Diese Weltkonzerne sind längst international aufgestellt, verfügen über moderne, westliche Unternehmens- und Managementkulturen.

Zudem werden ihre Geschäfte von Japans Problemen wesentlich weniger betroffen werden, als die Anleger in so einem negativen Umfeld wahrnehmen: Von diesen Kursniveaus bieten zahlreiche japanische Blue Chips große Nachholpotentiale bei moderatem Risiko.

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