Kommentar
08:41 Uhr, 29.10.2014

Japan: Reif für Operation Twist?

Das QE Programm der Bank of Japan führt erstmalig zu negativen Renditen im kurzfristigen Bereich. In den USA war das der Zeitpunkt als die Fed Operation Twist ankündigte.

Die japanische Notenbank kauft Staatsanleihen in atemberaubendem Tempo. Das monatliche Volumen ist mit ca. 74 Mrd. USD fast so hoch wie das der Fed gewesen. Die japanische Wirtschaft ist allerdings deutlich kleiner als die der USA. Die BoJ gibt also deutlich mehr Gas als es die Fed tat.

Seit wenigen Wochen macht sich das Anleihenkaufprogramm so richtig bemerkbar. Die Renditen im kurzfristigen Bereich sind in den negativen Bereich gerutscht. Auf dem Sekundärmarkt sind Anleger bereit für den Kauf von Staatsanleihen zu zahlen. Vergangene Woche kam es dann auch erstmalig bei Emission einer kurzfristigen Anleihe zu negativen Renditen. Anleger zahlen dem Staat Geld, um ihm Geld zu leihen. Das macht ökonomisch wenig Sinn, ist aber eine Konsequenz des exzessiven QE.

Die BoJ hat im mittelfristigen Bereich den Sekundärmarkt de facto ausgetrocknet. An einigen Tagen gibt es bei kurz- bis mittelfristigen Anleihen überhaupt kein Handelsvolumen mehr. Investoren können nun entweder auf langfristige Bonds umsteigen oder auf den ultrakurzfrist Bereich. Letzteres tun die meisten Investoren. Das führt zu enorm hoher Nachfrage und drückt die Rendite ins Minus.

In den USA kam es 2011 zu diesem Phänomen (Grafik 1). Als die Fed dann Operation Twist ankündigte, normalisierte sich die Lage wieder ein wenig, weil im kurz- und mittelfristigen Laufzeitbereich wieder mehr Volumen vorhanden war. Will die BoJ den Markt nicht komplett zum Erliegen bringen, dann muss sie bald den Fokus ihres QE Programms verändern. Sie könnte QE auch stoppen, davon ist aber nicht auszugehen. Das Inflationsziel von 2% ist noch lange nicht erreicht.

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Was ihr als Möglichkeit bleibt ist eine Refokussierung der Anleihenkäufe vom kurz- und mittelfristigen Bereich zum langfristigen Bereich. Dort könnte sich die Notenbank noch eine Zeit lang austoben. Ewig kann aber auch das nicht weitergehen. Die BoJ hält bereits über 20% der Staatsschulden. Steigt der Anteil weiter so schnell an, dann ist es eigentlich unerheblich in welchem Laufzeitbereich die Notenbank Anleihen kauft. Der Sekundärmarkt würde fast überall austrocknen. Das würde wieder zu anderen Problemen führen. Illiquide Märkte sind selten effizient und ineffiziente Märkte führen früher oder später zu Verwerfungen.

Soweit ist es noch nicht. Um zumindest mittelfristig Markteffizienz zu garantieren müsste die Notenbank ihre Käufe nun eher auf das lange Ende fokussieren und auslaufende Kurzfristanleihen nicht durch neue ersetzen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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