Kommentar
11:05 Uhr, 18.01.2007

Japan: Leitzinsanhebung im Februar wahrscheinlich

1. Die Bank of Japan (BoJ) hat ihren Leitzins bei 0,25 % belassen. Während damit vordergründig alles unverändert zu sein scheint, zeigt sich im Abstimmungsergebnis von 6:3 nach 9:0 im Vormonat allerdings, dass es einige Kontroversen innerhalb des Zentralbankrates über die angemessene Höhe des Leitzinsen gibt. Im begleitenden Monatsbericht konstatierte die Notenbank, dass die wirtschaftliche Entwicklung seit der Veröffentlichung ihres Halbjahresberichts Ende Oktober gedämpfter als prognostiziert verlaufen sei. Vor allem auf dem privaten Konsum hätte Abwärtsdruck gelastet, was insbesondere auf ungünstige Wetterbedingungen zurückgeführt wird. Diese seien jedoch nur vorübergehender Natur. Was wie weitere Entwicklung betrifft, sieht sich die BoJ allerdings in ihrer Einschätzung einer fortgesetzten Erholung bestätigt. Daher sollte unseres Erachtens eine Aufhellung der Daten, die den privaten Verbrauch betreffen, das Fundament für eine baldige Leitzinserhöhung legen. Mitte Februar werden die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt aus dem vierten Quartal veröffentlicht. Wir erwarten sowohl eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Dynamik gegenüber dem Vorquartal als auch eine erneute Expansion des privaten Verbrauchs. Dies dürfte dann auch die bislang noch konstante Leitzinsen befürwortende Mehrheit im Zentralbankrat zu einem Votum für eine Anhebung des Tagesgeldsatzes am 21. Februar um 25 Basispunke auf dann 0,5 % veranlassen.

2. Der Einfluss der japanischen Politik auf die Entscheidung der BoJ ist schwer einzuschätzen. Aber nicht zuletzt die Aussagen von Vertretern sowohl der BoJ als auch der Regierung legen die Vermutung nahe, dass die BoJ ihre Entscheidung nicht vollständig auf Basis ökonomischer Argumente gefällt hat. Im Vorfeld des Zinsentscheides gab es seitens der Regierung sehr viele Hinweise – teilweise verdeckt, teilweise offen –, dass eine Zinserhöhung unerwünscht sei. Die Regierung schätzt die Stärke der japanischen Wirtschaft weniger optimistisch ein als die Notenbank. Noch bis Anfang dieser Woche wurde in der Presse der Wille der BoJ zur Zinsanhebung kolportiert, doch dann drehte sich plötzlich der Wind. Da keine wichtigen ökonomischen Daten veröffentlicht wurden, die die Einschätzung der BoJ hätten ändern können, muss es andere Gründe – eben politische Überlegungen – dafür geben. Auch wenn die BoJ nun im Februar den Leitzins anhebt, so stellt die heutige Entscheidung weder ein Ruhmesblatt für die Kommunikation der Notenbank mit den Märken noch für ihre Unabhängigkeit dar.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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