Kommentar
13:53 Uhr, 29.11.2006

Japan: Industrieproduktion expandiert munter weiter

1. Die japanische Industrieproduktion ist überraschend schwungvoll ins vierte Quartal gestartet, zugleich setzte sich der volatile Charakter des Index weiter fort. Die Industrieproduktion legte im Oktober im Vergleich zum Vormonat um 1,6 % zu. Die Analysten hatten sogar mit einem Rückgang gerechnet (Bloomberg- Median: -0,4 %, DekaBank: -0,2 %). Im Vorjahresvergleich stieg die Expansionsdynamik auf 7,2 % an, den höchsten Wert seit August 2004. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Index zeigt eine ungebrochene Aufwärtstendenz der Industrieproduktion an. Wieder einmal sind es die exportorientierten Industriezweige, die für die Dynamik sorgen. Die Produktion von allgemeinen Maschinen stieg im Oktober um 6,5 % mom, von elektrischen Maschinen um 3,5 % und von Transportmittel um 5,8 %. Diese drei Bereiche decken über die Hälfte der japanischen Exporte ab.

Die Beschleunigung der Wachstumsdynamik bei der Industrieproduktion ist insbesondere im Hinblick auf den OECD Leading Indicator überraschend. Dieser Index, der eine gute Vorlaufeigenschaft von drei Monaten hat, zeigt am aktuellen Rand eine deutliche Verlangsamung der Industrieproduktionsdynamik an. Diese scheint jedoch nicht einzutreten. Der OECD Leading Index und die Industrieproduktion laufen zurzeit stark auseinander.

Recht optimistisch ist das japanische Wirtschaftsministerium (Ministry of Economy, Trade and Industry). Es prognostiziert anhand von Umfragen eine robuste Entwicklung der Industrieproduktion für die kommenden zwei Monate. Für November erwartet sie einen Zuwachs um 2,7 % mom, für Dezember um 0,1 %.

2. Zusammen mit den Daten zur Industrieproduktion werden als wichtige Indikatoren auch die Lagerbestände und die Auslieferungen für Investitionsgüter veröffentlicht. Wie bereits in den vergangenen zwei Monaten, kam es im Oktober zu einem Lageraufbau (0,8 % mom). Damit ist der seit Mai anhaltende Trend zum Lagerabbau – anhand des gleitenden Dreimonatsdurchschnitts gemessen – nunmehr gebrochen. Sollte der Lageraufbau weiter voranschreiten, hat es tendenziell Bremswirkungen für die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten, da eine zusätzliche Nachfrage zunächst aus dem Lager bedient werden kann. Die Auslieferungen für Investitionsgüter, die ein guter Indikator für die quartalsweise veröffentlichten gewerblichen Investitionen (capex) darstellen, sind mit einem Sprung von über neun Prozent (sowohl mom als auch yoy) sehr dynamisch ins vierte Quartal gestartet. Dies stimmt zuversichtlich, dass die Investitionstätigkeit auch im letzten Quartal des Jahres eine stabile Wachstumsstütze sein wird.

3. Die heutigen insgesamt sehr erfreulichen Zahlen bestätigen unser positives Konjunkturbild vom vierten Quartal 2006. Die Industrie scheint, der gesamtwirtschaftlichen Abkühlung in Japan gut standzuhalten und insbesondere über die exportorientierten Branchen ein wichtiger Konjunkturmotor zu bleiben. Zudem stimmen die heutigen Zahlen bezüglich der ungebrochenen Dynamik der Investitionen zuversichtlich. Wir erwarten, dass die japanische Volkswirtschaft im vierten Quartal mit 0,4 % qoq expandiert, und im Jahresdurchschnitt 2006 dürfte das reale BIP sein Vorjahresniveau um 2,7 % übertreffen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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