Kommentar
11:34 Uhr, 17.02.2015

Japan: Greift die Notenbank erneut ein?

Japans Wirtschaft wächst wieder. Trotzdem sind die Daten unterm Strich so schlecht, dass die Notenbank bald schon wieder auf den Plan gerufen werden könnte.

Die japanische Wirtschaft konnte im vierten Quartal 2014 wieder ein solides Quartalswachstum von 0,6% erzielen. Das reicht nach zwei negativen Quartal nicht, um dem Gesamtjahr noch zu einem guten Ausklang zu verhelfen. Das Gesamtjahr 2014 zeigt eine rote Null beim Wachstum. Eine rote Null ist definitiv nicht genug, um Japan aus der wirtschaftlichen Lethargie zu reißen. Ganz im Gegenteil sogar. Nach über 2 Jahren heftigsten QEs steht Japan heute genauso gut bzw. schlecht da wie vor dem Beginn der Gelddruckorgie.

Betrachtet man das Quartalswachstum der letzten Jahre (Grafik 1), dann zeigt sich ein trauriges Bild. Nach einem kurzen "Zurückschnappen" der Wirtschaft nach dem Einbruch von 2008/09 geht es in der Tendenz seitwärts. Die Wirtschaft wächst immer mal wieder und schrumpft immer mal wieder. Das starke Wachstum 2011 ist vor allem dem Wiederaufbau nach der Erdbebenkatastrophe geschuldet. Seitdem geht es in der Tendenz wieder bergab mit dem Wachstum.

Die derzeitige "Aufschwungphase" ist schwächer als die Phasen zuvor. Der einzige Unterschied ist die höhere Volatilität des Wachstums. Die Volatilität kommt vom japanischen Konsumenten. Dieser ist für die Wirtschaft enorm wichtig. Japan ist in der Hinsicht Konsum den USA recht verwandt. Gut 60% der Wirtschaftsleistung kommen aus dem privaten Konsum. Dieser schwächelt nun schon seit vielen Jahren und beginnt sich weiter abzuschwächen.
Grafik 2 zeigt Konsumindizes, die das Niveau des Konsums über die Jahre anzeigt. Konsum ist nicht der beste Ausdruck. Gesundheitsausgaben sind für gewöhnlich eher ein Zwang als freiwilliger Konsum. Immerhin steigen diese Ausgaben, was man von fast allen anderen Indizes nicht behaupten kann. Der Gesamtindex steht Ende 2014 bei 103 Punkten. Japaner konsumieren damit nur unwesentlich mehr als 1981. Anfang 2014 gab es einen kleinen Zacken nach oben, was am Konsum vor der Steuererhöhung lag.

Viele Indizes zeigen nach unten. Nach oben zeigen lediglich Indizes, die Ausgaben darstellen, die nicht unbedingt nur freiwillig sind. Dazu gehören insbesondere Energie und Transport. Immer mehr Einkommen wird für drei Zwecke ausgegeben: Gesundheit, Transport und Energie. Damit bleibt immer weniger für andere Sachen übrig.
Ganz besonders deutlich wird das Dilemma, wenn man sich nur den Dezemberkonsum ansieht. Grafik 3 zeigt das Konsumwachstum von November auf Dezember in den Jahren 1981 bis 2014. Vor 30 Jahren sprang der Konsum noch um fast 50% an. Dezember ist definitiv ein starker Konsummonat in Japan (gewesen). 2010 fiel das Wachstum erstmalig unter 10%. 2014 lag das Wachstum über 10%, war allerdings trotzdem der zweitschlechteste Wert seit 1981. So sieht keine Trendwende aus.

Die Trendwende wird auch nicht kommen, zumindest nicht, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert. Japaner müssen immer mehr Geld für das Notwendige ausgeben. Weil diese Ausgaben immer weiter steigen tendieren sie dazu den Konsum an anderer Stelle zu begrenzen. Daran würde auch Inflation nichts ändern. Würden andere Konsumgüter auf einmal noch teurer, dann wäre die Reaktion wahrscheinlich zusätzliches Sparen.

In dieser Situation kann die Notenbank so viel drucken wie sie will. Es wird nichts bringen. Trotzdem wird an dieser Idee festgehalten. Es würde mich daher nicht überraschen, wenn die Notenbank in den kommenden Monaten noch einmal eines drauflegt. Eigentlich müsste sie aufgeben. Das aber scheint sehr unwahrscheinlich.

Bild BIP.pngBild Konsum.pngBild Konsum Dezember.png

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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