Kommentar
14:06 Uhr, 05.03.2013

Japan: Geldflut drückt Anleiherenditen

Erwähnte Instrumente

  • EUR/JPY
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Nichts beherrscht derzeit die Finanzmärkte so wie die Spekulationen über die zukünftige Geldpolitik von Fed, EZB und Bank of Japan (BoJ). In einer Anhörung vor dem japanischen Parlament sprach sich der designierte BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda am Montag erneut für eine weitere Lockerung der japanischen Geldpolitik aus. Man werde tun, was immer man tun könne, um die Preissteigerung anzuheizen und das Inflationsziel von 2% zu erreichen, sagte Kuroda, der derzeit noch die Asian Development Bank leitet. Allerdings sorgte Kuroda gleichzeitig für Ernüchterung, weil er eine direkte Staatsfinanzierung durch die Notenbank ablehnte. Ohnehin sind die Erwartungen für eine weitere Lockerung der japanischen Geldpolitik inzwischen so groß, dass auch das Enttäuschungspotential gigantisch ist. Nachdem der Yen seit August 2012 dramatisch eingebrochen ist und die Renditen japanischer Anleihen auf ein absurd niedriges Niveau gefallen sind, dürfte der Markt nun Taten erwarten und sich nicht mehr alleine von Worten bewegen lassen. Spätestens bei ihren geldpolitischen Sitzungen im April wird die Bank of Japan liefern müssen.

In diesem Zusammenhang ist auch hochinteressant, was derzeit am japanischen Rentenmarkt passiert. Anleihen gelten zwar allgemein als langweilig. Das ist aber eher ein Vorurteil als Realität. Denn der Anleihemarkt war schon immer ein Taktgeber für den Finanzmarkt als Ganzes. Man denke nur an die Euro-Krise, die sich zuerst durch steigende Risikoaufschläge bei Staatsanleihen der Euro-Krisenstaaten bemerkbar machte.Die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen notiert inzwischen jedenfalls bei lächerlich niedrigen 0,6%, obwohl Japan so stark verschuldet ist wie kein anderer Industriestaat und die Notenbank darauf erpicht ist, die Inflation weiter anzuheizen. Die Anleihekäufe der Bank of Japan haben die Kurse der japanischen Staatsanleihen auf immer neue Hochs geführt und die Renditen immer weiter gedrückt. Nichts anderes passiert natürlich in den USA, wo die Fed ebenfalls wie verrückt Anleihen aufkauft.

Das "Smart Money" setzt in den USA und Europa schon länger auf steigende Zinsen. Allerdings lagen die gut informierten Investoren bisher überwiegend falsch mit ihren Wetten. Seit ungefähr einem halben Jahr ziehen die Zinsen bei deutschen und US-Staatsanleihen allerdings tatsächlich wieder an. Langfristig besteht bei Experten kein Zweifel daran, dass die Zinsen von ihrem immer noch unnatürlich niedrigen Niveau weiter steigen werden. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass immer mehr Finanzmarktakteure nervös werden und sich gegen steigende Zinsen absichern. Dieser Hedging-Bedarf hat inzwischen zu stark gestiegenen Handelsvolumen bei den Futures auf US-Staatsanleihen geführt. Spätestens wenn die US-Notenbank Fed ihre Anleihekäufe zurückfährt, dürften die Zinsen richtig anziehen, so das Kalkül vieler Experten.

Sollte das Zinsniveau in den kommenden Jahren tatsächlich weiter zulegen, dürfte das auch die Refinanzierungskosten der Staaten, die derzeit noch mit der Top-Bonitätsnote AAA bewertet werden, in die Höhe treiben. Allen voran die USA und Großbritannien könnten dann in eine fiskalische Schieflage geraten.

Oliver Baron

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Über den Experten

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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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