Kommentar
11:58 Uhr, 26.01.2007

Japan: Droht erneut die Deflation?

1. Der Inflationsbericht für den Dezember hat nicht für eine Entspannung im kurzfristigen Inflationsausblick gesorgt. Der nationale Verbraucherpreisindex stagnierte im Monatsvergleich, im Vergleich zum Vorjahr verharrte der Anstieg bei 0,3 %. Die Kerninflation (Verbraucherpreise ohne die Komponente frische Lebensmittel) verzeichnete einen Rückgang gegenüber dem November (-0,1 %), sodass sich die Jahresrate auf +0,1 % yoy verringerte. Wird neben den frischen Lebensmitteln zusätzlich auch um die Effekte der Energiekomponenten bereinigt, ergibt sich ein Rückgang dieses Kerninflationsmaßes von 0,3 % yoy. Damit ist das Risiko gestiegen, dass die auch zu Beginn dieses Jahres rückläufigen Rohölpreise für eine negative Kerninflationsrate im Januar sorgen könnten. Aufgrund eines Basiseffekts würde bereits eine Stagnation des Kern-Verbraucherpreisindex im Monatsvergleich zu einem Rückgang in der Jahresrate führen. Dies ist allerdings nicht unser Hauptszenario. Immerhin gibt es eine gute Nachricht von den bereits für den Januar vorliegenden Inflationsdaten aus dem Großraum Tokio. Beide Verbraucherpreisindizes wiesen einen Anstieg um 0,2 % mom aus.

2. Die weiterhin rückläufige Entwicklung der Rohstoffpreise, die sich bereits seit einigen Monaten in der deutlichen Verlangsamung des Anstiegs der inländischen Güterpreise (entspricht in etwa den in anderen Ländern verwendeten Erzeugerpreisen) niederschlägt, arbeitet sich langsam aber stetig auch in die Verbraucherpreise vor. Trotz der Verbilligung der Rohstoffe ist ihr Inflationsbeitrag immer noch positiv, nimmt aber von Monat zu Monat ab. Die Kosten für „Heizung, Strom und Wasser“ stiegen nur noch um 1,9 % yoy, die für „Transport und Kommunikation“ stiegen lediglich um 0,3 % yoy. Noch im August betrugen die Anstiege 4,2 % yoy bzw. 0,7 % yoy, was bei einem Anteil von 20,7 % am Verbraucherpreisindex eine spürbare Entlastung mit sich bringt. Rechnet man die Inflationsbeiträge dieser zwei Komponenten zusammen, so zeigt sich, dass sie nur noch 0,16 Prozentpunkte zur Jahresrate beigetragen haben. Der restliche Inflationsbeitrag rührt im wesentlichen erneut von den Preisen für „Lebensmittel“ her, die um 0,8 % yoy gestiegen sind. „Frische Lebensmittel“ verteuerten sich um 4,5 % yoy. 3. Die Detailergebnisse der übrigen Komponenten des nationalen Verbraucherpreisindex zeigen ein leicht geändertes Bild: Weiterhin stiegen die Kosten im Bereich „Bekleidung und Schuhe“ (+0,5 % yoy), allerdings verlangsamt sich deren Preisauftrieb seit Jahresmitte kontinuierlich. Auch „Bildung“ (+0,7 % yoy) und „Sonstiges“ (+1,2 % yoy) verzeichneten höhere Preise. Auch im Bereich „Gesundheit“ (+0,5% yoy), der im Oktober zum ersten Mal seit über 2 ½ Jahren wieder zum Preisauftrieb beigetragen hatte, zogen die Preise im Dezember an. Dagegen verbilligten sich die Preise von „Haushaltswaren“ (-1,2 % yoy), „Bücher und Freizeit“ (-1,4 % yoy) sowie vom Schwergewicht im Verbraucherpreisindex „Wohnungsnutzung“ (-0,3 % yoy).

4. Derzeit sind die Auswirkungen dieser Inflationszahlen für den kommenden Zinsentscheid der Bank of Japan am 21. Februar schwer einzuschätzen. Die Notenbank hat im Januar unter anderem mit dem Hinweis auf eine Schwäche des privaten Verbrauchs auf eine Leitzinsanhebung verzichtet. Gleichwohl gab es drei Mitglieder des Zentralbankrates, die eine Anhebung befürwortet hatten. Das am 15. Februar zur Veröffentlichung anstehende Bruttoinlandsprodukt aus dem vierten Quartal dürfte unserer Einschätzung nach eine Erholung des privaten Konsums anzeigen und damit das Hauptargument gegen eine Zinsanhebung entkräften. Allerdings birgt der Rückgang der Kerninflationsrate im Dezember auf nur noch +0,1 % yoy das Risiko einer negativen Jahresveränderungsrate im Januar. Selbst wenn dieses Szenario einträte, bedeutet dies u.E. nicht den neuerlichen Rückfall Japans in die Deflation, da es nur eine temporäre Reaktion auf Basiseffekte und fallende Rohstoffpreise darstellte. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass es zu neuerlich rückläufigen Preisen kommt. Auch die Bank of Japan hält in ihrem Ausblick an der Erwartung steigender Inflationsraten fest. Vor diesem Hintergrund bleiben wir an unserer Einschätzung, dass die BoJ am 21. Februar eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf dann 0,5 % durchführen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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