Kommentar
11:40 Uhr, 01.08.2018

Japan: Der unendliche Geldregen

Eigentlich wurde vom jüngsten Notenbankentscheid ein Signal Richtung QE-Ende erwartet. Es kam ganz anders.

Der Entscheid der japanischen Notenbank war ziemlich spektakulär, obwohl sie ihre Geldpolitik nicht geändert hat. Anstatt jedoch ein zaghaftes Ende von QE einzuläuten, geschah genau das Gegenteil. Erwartet wurde, dass die Bank of Japan (BoJ) einen Bestandteil ihrer Geldpolitik etwas lockern würde.

Dabei geht es um die Zinskurvenkontrolle. Die kurzfristigen Zinsen sind bei -0,1 % festgelegt. Langfristzinsen wurden auf ungefähr 0 % gesetzt. Letzteres, so die Erwartung, hätte gelockert werden können. Das wird nicht geschehen. Stattdessen bekräftigt die Notenbank ihre Politik und setzt noch etwas drauf: die BoJ verwendet nun auch eine Forward Guidance.

Sie zementiert ihre Geldpolitik damit für einen längeren Zeitraum ein. Änderungen, also eine Straffung, müssen Anleger gar nicht erst erwarten. Es bleibt dabei, dass notfalls unbegrenzt Anleihen gekauft werden, um die Zinsen tief zu halten.

Es bleibt auch bei den Käufen von ETFs und REITs (Real Estate Investment Trusts). Der Bestand an Unternehmensanleihen bleibt konstant. Eine Änderung der Politik wird es erst geben, wenn das Inflationsziel von 2 % nachhaltig erreicht ist. Das Zauberwort ist hier nachhaltig.

Keiner weiß, was das so recht bedeutet. Die Inflation war schon lange nicht mehr über 2 %, wenn man Steuererhöhungen herausrechnet (Grafik 1). Kurz vor Beginn der Finanzkrise wurde das Ziel kurzfristig wegen des hohen Ölpreises überschritten. Seither bewegt sich die Teuerungsrate größtenteils zwischen 0 % und 1 %.

Diverse alternativen Inflationsraten, die den zugrundeliegenden Preisdruck greifbar machen sollen, bewegen sich zwischen 0-0,5 %. Da ist von Aufbruchsstimmung wenig zu spüren. Wenn QE solange laufen sol,l bis das Ziel erreicht wird, wird es ein QE ∞ (unendlich).
Das zeigt auch der Blick auf eine lange Zeitreihe (Grafik 2). Ende der 80er Jahre lag die Inflation einmal für längere Zeit über der Marke von 2 %. Ob man das angesichts von 70 Jahren als nachhaltig bezeichnen kann, sei dahingestellt. Es wirkt vielmehr so, als würde die Inflationsrate seit Anfang der 80er nachhaltig unterhalb von 2 % liegen.


Man muss also schon mindestens 40 Jahre zurückgehen, um davon sprechen zu können, dass die Teuerung nachhaltig über 2 % lag. Wie realistisch das Erreichen des Ziels unter den heutigen Umständen ist, kann man sich denken – gar nicht. Bleibt sich die Notenbank wirklich treu, wird sie QE nie wieder beenden.

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7 Kommentare

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  • German2
    German2

    Billiggeld ohne Ende..jedes jahr werden immobilien und diverse Produkte teurer.. der sparer enteignet..danke dafür Verbrecherbande

    17:33 Uhr, 01.08. 2018
  • Frankey
    Frankey

    Herr Schmale, es wäre immer gut und hilfreich für den laienhaften Leser bzw. Börsenanfänger, wenn man ein Fazit genannt bekommen würde: was sind denn die Konsequenzen daraus? Ihr letzter Satz lautet lediglich "Bleibt sich die Notenbank wirklich treu, wird sie QE nie wieder beenden."

    Was bedeutet das denn für jap. Aktien, für den Yen, für den asiatischen Markt, für den allg. Welthandel...?

    Gibt es da ein systemisches Problem, wenn Regulierungen bzw. Steuerungen nicht mehr greifen? usw... Ihr Artikel hört da auf, wo es interessant wird.

    13:02 Uhr, 01.08. 2018
  • EsJay
    EsJay

    Die FED hat es begriffen und lenkt ein, hebt die Zinsen sukzessive an und reduziert die Bilanz - Respekt dafür.

    BOJ hingegen: Milliarden Liquidität in die Märke gepumpt. Ein Großteil davon floss und fließt in Carry Trades, wovon die japanische Wirtschaft gar nichts hat und zur steigenden Inflation nichts beiträgt. Na so vielen Jahren an diesem Konzept festhalten, ohne dass es bisher Erfolg zeigte - und wohl auch nicht zeigen wird - spricht Bände.

    Die EZB will wohl wie die BOJ einfach nur stur am Kurs festhalten. Auch hier muss man sich fragen, wieviel von den Billionen tatsächlich im Wirtschaftskreislauf angekommen ist. Analog zur Aussage über die BOJ ("wird QE nie wieder beenden") kann man wohl auch über die EZB sagen: "wird billiges Geld nie wieder beenden".

    12:12 Uhr, 01.08. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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