Japan: BoJ hebt Leitzins an
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
1. Die Bank of Japan (BoJ) hat heute Morgen ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf nun 0,5 % angehoben. Begründet hat die BoJ ihre Entscheidung damit, dass sie die japanische Wirtschaft weiterhin auf einem moderaten Erholungspfad sieht, der von einem günstigen Kreislauf von Produktion, Einkommen und Ausgaben gespeist wird. Die Schwäche des privaten Konsums zur Jahresmitte wird von der BoJ nach Veröffentlichung der Zahlen des Bruttoinlandsprodukts für das Schlussquartal 2006 als vorübergehend eingeschätzt.
2. Hinsichtlich der Verbraucherpreise erwartet die BoJ, dass diese längerfristig einem aufsteigenden Trend folgen, da die Auslastung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital angestiegen ist und die wirtschaftliche Expansion anhalten dürfte. Kurzfristig könnten die Inflationsraten aufgrund der Rohölpreisentwicklung aber um Null schwanken. Diese Formulierung ist hinreichend vage und schließt nicht explizit einen Rückgang der Inflationsraten aus.
3. Unserer Einschätzung nach befreit sich die BoJ mit der heutigen Leitzinserhöhung aus der Zwangslage, in der sie sich seit der Entscheidung gegen eine Zinsanhebung im Januar befindet. Damals hatte sie offensichtlich unter politischem Druck stehend für eine Beibehaltung des Leitzinssatzes votiert, obwohl sie in ihrer Kommunikation bis kurz vor die Sitzung eine Leitzinsanhebung propagiert hatte. Da im Januar keine wichtigen ökonomischen Daten veröffentlicht wurden, die die Einschätzung der BoJ hätten ändern können, musste es andere Gründe – eben politische Überlegungen – dafür gegeben haben. Immerhin wurde mit der Schwäche des privaten Konsums eine ökonomische Begründung für die Entscheidung präsentiert.
4. In der Veröffentlichung der Daten zum Bruttoinlandsprodukt des vierten Quartals war von einer Schwäche des privaten Konsums keine Spur zu erkennen. Damit war der Hauptgrund gegen steigende Leitzinsen aus dem Januar entfallen. Allerdings handelt es sich bei den BIP-Daten um notorisch revisionsanfällige Zahlen, die zudem die Vergangenheit betreffen. Sollte die BoJ ihre heutige Entscheidung darauf basiert haben, gerät sie in Gefahr, rückwärtsgerichtete Daten als Maßstab für eine die Zukunft betreffende Geldpolitik zu machen. Zwar spielen laut BoJ-Politik sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten eine Rolle für die Setzung der Leitzinsen. Aber seit dem Zinsentscheid im Januar gab es keine gravierenden Änderungen in der aktuellen Situation, abgesehen von den zugegebenermaßen sehr starken BIP-Zahlen.
5. Die BoJ hat in ihrem begleitenden Statement zum Zinsentscheid wiederholt, dass sie in Zukunft ihren Kurs graduell anpassen und eine akkommodierende Geldpolitik resultierend aus niedrigen Leitzinsen beibehalten wird. Obwohl die BoJ prinzipiell eine Normalisierung der Leitzinsen anstrebt, spricht dies weiterhin nicht für eine Serie von Leitzinserhöhung à la EZB oder Fed. Der nächste wichtige Termin für die BoJ ist der Halbjahresbericht Ende April. Von den dann veröffentlichten Prognosen bzgl. Inflation und Wachstums dürfte der weitere Zinserhöhungspfad abhängen. Vor dem Hintergrund unseres optimistischen Konjunkturszenarios erwarten wir zwei weitere Leitzinserhöhung in diesem Jahr, sodass zum Jahresende 2007 der Leitzins bei 1 % steht.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.