Fundamentale Nachricht
10:04 Uhr, 09.04.2014

Japan bleibt ein schwieriges Pflaster

Längerfristig bestehen nach Meinung von Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, große Unsicherheiten, ob Japan die Deflation überwinden kann.

Basel (BoerseGo.de) - Wenn Investoren vor 20 Jahren in den japanischen Aktienindex, Nikkei 225, ihr Geld angelegt haben, konnten sie kein Geld damit verdienen. Im Vergleich haben sich die Aktienindizes der USA, Deutschland, Schweiz, UK oder der Schwellenländer verdoppelt oder gar mehr als vervierfacht. Also wo liegt das Problem von japanischen Aktien?

Das Problem ist eine Bilanzrezession bei den japanischen Unternehmen, welche das Land seit Mitte der 90er Jahre plagt. Japanische Unternehmen verkürzten in den letzten 20 Jahren sukzessive ihre Bilanzen. Sie bauten einerseits ihre Verschuldung ab, verzichteten aber andererseits auch auf Investitionen. Dies hat zu einem Nachfragerückgang in der japanischen Wirtschaft geführt und bei den Unternehmen zu kontinuierlich tieferem Gewinnwachstum bzw. Gewinnpotenzial, was sich folglich in tieferen Aktienpreisen widerspiegelte. Die tiefere Nachfrage hat zu einer fortwährenden Unterauslastung der japanischen Wirtschaft geführt, welche letztendlich in einer Deflation gemündet hat, wie Gabriel Bartholdi, Aktienstratege bei der Bank J. Safra Sarasin, in einer aktuellen Finanzmarktkolumne schreibt.

Eine Maßnahme, um die Deflation zu bekämpfen, sei eine expansive Geldpolitik. Dabei sollen Banken dazu animiert werden, die Kreditkonditionen für japanische Unternehmen zu erleichtern und so die Investitionstätigkeit wieder anzukurbeln. Zudem soll durch die expansive Geldpolitik der Yen abgeschwächt werden, wodurch sich die Güter in Japan im Vergleich zu anderen Länder vergünstigen und so die Exporte ankurbeln. Historisch hänge die Entwicklung der japanischen Aktien stark mit der Entwicklung des Yen zusammen. Das heißt, wenn sich der Yen abschwäche, stiegen japanische Aktien. Dies gelte aber nicht immer in einer anderen Währung, wie zum Beispiel dem Schweizer Franken. Für ausländische Investoren bedeute die Abwertung des Yen, dass die Aktiengewinne in einer anderen Währung zu einem großen Teil durch Währungsverluste bei der Konvertierung verloren gehen könnten, heißt es weiter.

„Längerfristig bestehen große Unsicherheiten, ob Japan die Deflation überwinden kann. In Anbetracht dessen, dass japanische Aktien stark von der Abwertung des Yen abhängig sind und Shinzo Abe die lockere Geldpolitik fortführt, aber die USA und Europa eher eine restriktivere Geldpolitik verfolgen, dürfte die Abwertung des Yen weitergehen und Aktien nach oben treiben. Die relativ günstige Bewertung spricht dafür, dass die Kursanstiege stärker ausfallen als die Abwertung der Währung. In den letzten Monaten führte jedoch die Unsicherheit der globalen Wirtschaftsentwicklung zu einer Aufwertung des Yen und folglich zu einer Underperformance der Aktien. Aufgrund dessen und in Anbetracht der Einführung einer höheren Mehrwertsteuer im April raten wir zur Geduld. Sobald sich das Momentum im globalen Wirtschaftszyklus wieder verbessert, könnten japanischen Aktien interessant werden“, so Bartholdi.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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