Kommentar
11:19 Uhr, 07.05.2020

Jahrhundert-Schnäppchen in Südamerika?

Emerging Markets Aktien waren lange nicht so billig wie heute. Man kann zu Preisen wie 2005 einsteigen, vor allem in Südamerika.

Die Coronakrise lässt kein Land unberührt. Argentinien befand sich bereits vor Ausbreitung des Virus in einer Wirtschaftskrise, scheute aber dennoch nicht davor zurück, das Land in einen Lockdown zu versetzen. Den Nachbarländern geht es kaum besser. Wie in Europa und den USA kommt die Wirtschaft weitgehend zum Stillstand.

Das ist auch am Aktienmarkt angekommen. Die meisten Indizes halbierten sich. In Brasilien etwa fiel der Leitindex von 120.000 Punkten auf 64.000 Punkte. Aktien der Region befinden sich damit auf dem Niveau aus dem Jahr 2005 (Grafik 1). Das ist ein herber Rückschlag. Der Rückschlag ist stärker ausgeprägt als bei einer weltweiten Betrachtung.


Weltweite Indizes verloren in der Spitze ein Drittel ihres Wertes. In Südamerika waren es fast 50 %. Auch der Rebound war weltweit deutlich stärker ausgeprägt als in Südamerika. Langfristig betrachtet ist die Outperformance damit verschwunden. Die Outperformance bis 2011 konnte sich dabei sehen lassen. Grafik 2 zeigt die relative Entwicklung Südamerikas zur Welt.

Nach 2011 schmolz die Outperformance. Inzwischen ist sie fast ganz verschwunden. Die überproportionalen Gewinne der letzten 20 Jahre sind dahin. So billig waren südamerikanische Aktien also schon lange nicht mehr. Man fragt sich, ob da ein Schnäppchen lauert.

Die Frage, ob man ein Schnäppchen ergattert oder ins fallende Messer greift, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Viele südamerikanische Länder sind Rohstoffexporteure. Brasilien exportiert Öl und Agrarrohstoffe. Chile ist der größte Kupferlieferant der Welt.


Der Aktienmarkt ist daher von den Rohstoffpreisen abhängig. Seit 2011 befinden sich Rohstoffpreise im Rückwärtsgang. Vor 2011 hat ein Rohstoffboom den ganzen Kontinent zum Outperformer gemacht. Seither ist genau das Gegenteil der Fall. Rohstoffe haben nun einen langen Abwärtstrend hinter sich. Viel schlimmer kann es kaum noch kommen. Das spricht dafür, dass in Zukunft wieder höhere Renditen zu erwarten sind.

Dagegen spricht die Coronakrise. Die meisten südamerikanischen Länder haben weniger fiskalischen Spielraum als entwickelte Länder. Die Erholung wird langsamer verlaufen. Regierungen und Notenbanken werden da erfinderisch. QE wird in Südamerika salonfähig. Das klingt zunächst nach einer guten Neuigkeit.

QE hat in Europa und den USA geholfen, den Aktienmarkt zu stabilisieren und nach oben zu hieven. In Kolumbien gibt es bereits QE, doch der Aktienmarkt zeigt sich vergleichsweise unbeeindruckt. Die Finanzierung von Staatsausgaben durch QE hilft der Wirtschaft kurzfristig. Langfristig dürften die Währungen noch stärker abwerten und weniger Kapital aus dem Ausland zuströmen. Das spricht für eine kontinuierliche Underperformance.

Südamerikanische Aktien sind interessant, wenn sich folgendes Szenario materialisiert: QE wird eingeführt, ist aber ganz klar begrenzt. Es darf keine Gefahr bestehen, dass Regierungen wie in Venezuela Zugriff auf die Notenpresse erhalten. Das ist eine enorme Gefahr. Vorläufig würde ich dem Schnäppchen also widerstehen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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