Kommentar
20:25 Uhr, 08.01.2018

Jahresprognosen: Beachten oder ignorieren?

Jahresausblicke lesen fast alle gern. Wer will auch nicht wissen, wo die Kurse zu Jahresende stehen? Doch wie sinnvoll sind solche Prognosen überhaupt?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (Cboe)

Um zu verstehen, wie sinnvoll Prognosen sind, muss man wissen, wie sie überhaupt zustande kommen. Generell gilt: viele Wege führen nach Rom. Ein Weg ist aber ganz besonders beliebt. Hier geht es um die Ableitung von Kurszielen aufgrund der Gewinnentwicklung der Unternehmen. Es ist ein fundamentaler Analyseansatz und kein charttechnischer.

Dass die Fundamentalanalyse für Prognosen durchaus geeignet ist, zeigt Grafik 1. Dargestellt ist die Entwicklung des Gewinns je Aktie im Vergleich zur Kursentwicklung des S&P 500. Dabei lässt sich sofort erkennen: steigen die Gewinne, dann steigen auch die Kurse. Fallen die Gewinne, dann fallen auch die Preise. So einfach ist das, größtenteils zumindest.

Gewinne und Kurse laufen zwar im Normalfall parallel, aber eben nicht immer. Ende der 70er Jahre stiegen die Gewinne, doch die Kurse zogen nicht mit. Sie fielen sogar. Wegen hoher Inflation und rasant steigenden Zinsen wollte einfach niemand Aktien haben, trotz guter fundamentaler Aussichten.


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Wenn das Fundament eigentlich gut ist, doch niemand kauft, dann fällt die Bewertung. Grafik 2 zeigt dazu das KGV und langfristige Shiller KGV. Ende der 70er Jahre waren Aktien so niedrig bewertet wie lange nicht. Sie waren ein Jahrhundertschnäppchen. Trotzdem dauerte es Jahre, bis Anleger das merkten und zugriffen.

Heute sind Aktien alles andere als ein Schnäppchen, aber jeder will sie haben. Entsprechend hoch ist das KGV. Das veranlasst viele vor einer Korrektur zu warnen. Auch ich sehe die hohe Bewertung als äußerst kritisch und als Belastungsfaktor. Die Frage ist dabei nicht, ob sich das hohe KGV rächt, sondern wann.

Das ist die große Unbekannte, wenn man Prognosen erstellt. Wir wissen, dass Kurse und Gewinne grundsätzlich parallel verlaufen. Bis Ende 2018 steigen die Gewinne vermutlich zwischen 13 % und 18 %. Eine gewisse Unsicherheit gibt es, auch wegen der Steuerreform. Sofern keine plötzliche Rezession daherkommt, sollten die Gewinne jedoch zweistellig steigen.

Nun kann man die einfache Rechnung machen, dass bei einem Gewinnanstieg von 13 % auch die Kurse um 13 % steigen müssen. Diese Annahme ist richtig, aber nur ein Teil der Rechnung. Viel wichtiger ist, was mit dem KGV geschieht. Würde der S&P einfach mit den Gewinnen steigen, könnte er je nach Gewinnwachstum bei 3.000 zu liegen kommen.

Das KGV ist nun aber recht hoch. Wenn es sich wieder ein wenig normalisiert, gewinnt der S&P auf Jahressicht gleich 300 Punkte weniger als bei konstantem KGV. Die Normalisierung des KGV hängt von der Einschätzung der Anleger ab. Sind diese optimistisch, dass das Gewinnwachstum so weitergeht, wird sich das KGV nicht normalisieren und der S&P 500 dürfte das Jahr oberhalb von 3.000 Punkten beschließen.

Das ist ein durchaus vorstellbares Szenario. Die meisten Analysten gehen allerdings von einer leichten Normalisierung des KGV aus. Die Kursziele sind daher nicht gerade überbordend und je nachdem wie mutig ein Analyst ist, kann das Kursziel sehr stark vom Konsens abweichen.

Prognosen sind durchaus interessant. Man muss sich aber immer wieder vor Augen führen, dass sie mit hoher Unsicherheit behaftet sind. Prognosen kommen vor allem durch zwei Annahmen zustande: Gewinnwachstum und KGV. Viel wichtiger als die Prognose selbst ist daher die Logik, die ein Analyst anwendet und welche Argumente er verwendet. Ohne diese Gedankengänge sind Kursziele ziemlich wertlos.

Clemens Schmale

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  • GeBa96
    GeBa96

    Bis in den September sollten die Börsen in den 8er Jahren steigen. Dann können Sie noch einmal versuchen eine Prognose abzugeben.

    22:50 Uhr, 08.01.2018
  • Thomas Spornraft
    Thomas Spornraft

    Bankenprognosen DAX Durchschnitt (Stand zum Jahresende)

    2016 - 11844 (Schlusskurs 2016 11481)

    2017 - 11629 (Schlusskurs 2017 12918)

    2018 - 14042

    Bankenprognosen Dow Jones Durchschnitt (Stand zum Jahresende)
    2016 - 18568 (Schlusskurs 2016 19762)

    2017 - 20161 (Schlusskurs 2017 24719)

    2018 - 25313

    21:33 Uhr, 08.01.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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