IW: EU-China-Streit wäre durch Aufwertung der chinesischen Währung lösbar
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BERLIN (Dow Jones) - Eine deutliche Aufwertung des chinesischen Wechselkurses könnte eine Lösung für die Streitigkeiten zwischen der Europäischen Union (EU) und China über unfaire Subventionen für chinesische Autos sein. Das schlug das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) nach der Abstimmung der EU-Staaten für die Einführung von Ausgleichszöllen gegen China vor.
Solche EU-Zölle auf Elektroautos aus China sind laut IW zwar legitim und handelsrechtlich erlaubt. Gleichwohl könnten sie der Beginn eines ausufernden Handelskonflikts sein, wie das arbeitgebernahe Institut warnte.
"Deutschland und die EU würde das hart treffen - in einigen Bereichen sind wir stark abhängig von China und daher erpressbar", warnte IW-Experte Jürgen Matthes mit Blick auf die Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten, dass die EU-Kommission neue Ausgleichszölle in Höhe von gut 35 Prozent auf Elektroautos erheben darf, die aus China importiert werden. Aktuell gibt es bereits Zölle in Höhe von 10 Prozent.
Die unfaire Wettbewerbsverzerrung durch China sei belegt und damit seien die Ausgleichszölle der EU nach den internationalen Handelsregeln erlaubt. "Doch neben der rechtlichen Frage steht eine weitaus wichtigere: Schneidet sich Europa mit den Zöllen letztendlich ins eigene Fleisch?", gab Matthes zu bedenken. Schon länger drohe China mit Vergeltung und habe so massiven Druck auf einzelne Mitgliedstaaten ausgeübt.
Allerdings sei auch China stark auf Exporte in die EU angewiesen. Ein um sich greifender Handelskonflikt würde also auch in Fernost das eigene Geschäft empfindlich treffen.
Ein Weg aus den Handelsstreitigkeiten könnte laut IW im Wechselkurs liegen. In einer IW-Umfrage gab rund die Hälfte der befragten deutschen Industrieunternehmen an, dass chinesische Konkurrenten ihre eigenen Preise um mehr als 30 Prozent unterbieten. Allein mit günstigeren Produktionsbedingungen könne man das nicht erklären. Vielmehr sei ein wichtiger Grund der verzerrte Wechselkurs, der den Handel noch viel stärker ins Ungleichgewicht getrieben habe, wie das IW erklärte. Dem Institut zufolge ist die chinesische Währung um rund 25 Prozent gegenüber dem Euro massiv unterbewertet.
Würde China seine Währungsmanipulation stoppen, so das IW, würden erstens die Preisvorteile auch bei Elektroautos nicht mehr so stark ins Gewicht fallen. Zweitens würde Peking damit einen neuen Vorschlag in die laufenden Verhandlungen einbringen. Und drittens könnte Peking die Gefahr eines noch breiteren Handelskonflikts mindern. "China hat die Lösung des Problems selbst in der Hand", sagte Matthes.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/jhe
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