Kommentar
07:55 Uhr, 17.05.2019

Ist dieses Währungspaar ein glasklarer Short?

Manche Dinge sind so offensichtlich, dass man sich nur am Kopf reiben kann. So etwa dieser Shortkandidat.

Erwähnte Instrumente

Währungen werden gerne in alle Richtungen gehandelt. Die Umsätze des Devisenmarktes stellen alle anderen in den Schatten. Hier wird an einem Tag so viel Volumen generiert wie bei Aktien in einem Monat. Ein Großteil des Umsatzes entfällt auf die Hauptwährungspaare wie Euro/Dollar, aber auch die zweite Reihe ist interessant. Vermutlich ist sie sogar interessanter, weil sich weniger Anleger tummeln.

Hier geht es um ein Währungspaar aus der zweiten Reihe, dem mexikanischen Peso vs. USD. Dieser schlägt sich gegenüber dem Dollar wacker. Das hat auch einen Grund. Die Notenbank hält die Zinsen hoch. Zuletzt wurde der Leitzins auf 8,25 % angehoben. Das ist eine gewaltige Differenz zum Dollar und stützt den Peso.

Genau darin liegt nun aber das Problem. Die Inflationsrate stand noch Ende 2017 bei 7 %. Inzwischen ist sie unter 4 % gefallen (Grafik 1). Der hohe Leitzins ist da eigentlich nicht mehr gerechtfertigt. Dies gilt insbesondere dann, wenn man noch zusätzlich die wirtschaftlichen Entwicklungen betrachtet.

Die Arbeitslosigkeit steigt seit einigen Monaten an. Dies tut sie nicht in atemberaubendem Tempo, aber sie steigt. Auch das hat wiederum einen Grund. Die Wirtschaft wächst nicht mehr. Anfang 2019 schrumpfte sie sogar (Grafik 2). Seit geraumer Zeit befindet sich das Wachstum in einem Stop and Go Modus. Der Trend zeigt allerdings nach unten.


Will die Notenbank die Wirtschaft nicht vollends abwürgen, muss sie die Zinsen irgendwann senken. Derzeit hält sie sich zurück, denn sie weiß, dass die Währung stark an Wert verlieren wird, wenn sie den Leitzins erst senkt. Die Inflation würde in diesem Fall deutlich nach oben springen.

Hier ist die Notenbank mit einem klassischen Dilemma konfrontiert: sie kann die Wirtschaft abwürgen, dafür aber die Inflation niedrig halten oder Inflation zulassen und die Wirtschaft stützen. Das ist ein traditionelles Dilemma, wie man es sich in Europa und den USA wohl wünscht.

Die Notenbank zeigt sich aktuell von der steigenden Arbeitslosigkeit unbeeindruckt. Sie will hart bleiben. Das führt dazu, dass Spekulanten dem Peso noch mehr zutrauen. Sie haben eine rekordverdächtige Positionierung eingenommen und wetten darauf, dass der Peso steigen wird (Grafik 3).


Alle Welt wettet auf eine Aufwertung, weil die Notenbank bisher nicht nachgibt. Fundamental gesehen müssten die Zinse sinken. Der einzige Grund, weshalb das nicht geschieht, ist der Wechselkurs. Die Notenbank will keine große Abwertung provozieren.

Mexikos Wirtschaft braucht eine Zinssenkung. Dazu hat das Land ein Handelsbilanzdefizit, was ebenfalls für eine Abwertung der Währung spricht. Gleichzeitig ist alle Welt extrem long positioniert. Ändert die Notenbank ihre Politik bzw. deutet sich das auch nur am Horizont an, kann es schnell gehen. Allein die Auflösung der Longpositionen dürften zu einem Squeeze führen, der die Währung abstürzen lässt. Der Peso ist also ein interessanter Shortkandidat.


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Wichtiger Hinweis: Fällt der Peso, dann heißt das für USD/MXN long (bzw. MXN/USD short)

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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