Analyse
09:46 Uhr, 17.02.2022

Ist die Amazon-Aktie viel zu billig?

Der Hedgefondsmanager Daniel Loeb sieht eine dramatische Unterbewertung bei Amazon. Der Onlinehändler und Cloud-Anbieter werde mit 30 bis 40 Prozent Abschlag zum inneren Wert gehandelt, mit fast "unbegrenztem" Wachstumspotenzial, schrieb Loeb an die Anleger seines Hedgefonds.

Erwähnte Instrumente

  • Amazon.com Inc. - WKN: 906866 - ISIN: US0231351067 - Kurs: 3.162,010 $ (Nasdaq)

Zu Beginn der Pandemie gehörte Amazon zu den großen Krisengewinnern. Während die Welt zuhause blieb und auch der Shopping-Bummel nur noch online stattfinden durfte, da erschien Amazon wie der Retter in der Not. Kein Wunder, dass die Amazon-Aktie in den ersten Monaten der Pandemie um mehr als 80 Prozent nach oben schoss.

Doch seit dem Sommer 2020 wachsen auch die Bäume der Amazon-Aktionäre nicht mehr in den Himmel. Aktuell steht die Amazon-Aktie ziemlich genau da, wo sie auch im Juli 2020 schon stand. Für Amazon-Aktionäre, die seit Jahrzehnten eigentlich nur steigende Kurse kennen, ist das fast schon als traumatisch zu bezeichnen.

Amazon-Aktie (15-Jahres-Chart)
Statischer Chart
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Verantwortlich für die relative Unterperformance von Amazon gegenüber anderen Big-Tech-Titeln ist vor allem das erlahmende Wachstum bei Amazon. Im Jahr 2022 dürfte der Umsatz zwar um 15 Prozent zulegen, der Gewinn jedoch um rund ein Viertel zurückgehen, glaubt man den Schätzungen der Analysten.

Lieferkettenprobleme, steigende Frachtraten und höhere Löhne fressen empfindlich an der Gewinnmarge des Konzerns. Amazon ist vom Pandemiegewinner zum Inflationsverlierer mutiert.

Dabei ist Amazon allerdings keineswegs nur der Onlinehändler, der vom ungebrochenen Kaufrausch während der Pandemie profitierte. Inzwischen fast wichtiger als der Onlinehandel und auf jeden Fall wachstumstärker ist die Cloud-Sparte Amazon Web Services (AWS). Dass Amazon im Prinzip aus zwei völlig verschiedenen Unternehmen besteht, einerseits dem Onlinehandel und andererseits der Cloud-Sparte, macht es auch für Analysten schwer, den fundamentalen Wert des Unternehmens einzuschätzen.

Der aktivistische Investor Daniel Loeb, Gründer und Manager des Hedgefonds Third Point, hat jetzt mit der Aussage auf Aufsehen gesorgt, Amazon sei eigentlich drastisch unterbewertet. Allein die Cloud-Sparte AWS sei mit einem Enterprise Value von 1,5 Billionen Dollar (also 1.500 Milliarden Dollar) fast so viel wert wie der Gesamtkonzern mit einer Bewertung von derzeit 1,6 Billionen Dollar, sagte Loeb bei einer Präsentation laut "Wall Street Journal". Den Onlinehandel, dessen Wert Loeb auf eine weitere Billion Dollar schätzt, gibt es demnach praktisch kostenlos mit dazu.

Auch in dem am Mittwoch verschickten Brief an die Anleger seines Hedgefonds schwärmte Loeb von Amazon. "Die jüngsten Quartalsergebnisse von Amazon untermauerten unsere Ansicht, dass das Unternehmen jetzt an einem Wendepunkt steht, der eine Verbesserung verschiedener Kennzahlen sowie einen Aufschwung im Aktienkurs einleiten sollte. Die langfristigen Wachstumstreiber für das Unternehmen – der Umstieg auf die Cloud und die E-Commerce-Durchdringung – bleiben fest intakt", schrieb Loeb in dem Brief.

Loeb sieht nicht nur kurzfristiges Erholungspotenzial für den Aktienkurs, sondern auch fast unbegrenzte Wachstumsperspektiven für Amazon bevor: "Es kommt nicht oft vor, dass man Aktien eines hochwertigen Unternehmens am unteren Ende seiner Bewertungsspanne vor einer bedeutenden Wiederbeschleunigung des Wachstums mit einem Abschlag von 30 % bis 40 % auf seinen gegenwärtigen inneren Wert mit einer nahezu unbegrenzten Laufbahn an Potenzial zur Wertsteigerung kaufen kann", schrieb Loeb in dem Brief.

Wie die in dieser Woche veröffentlichten 13-F-Filings zeigen, in denen Großinvestoren quartalsweise ihre Positionen in US-Wertpapieren offenlegen müssen, hielt Third Point, der Hedgefonds von Daniel Loeb, zum Ende des vierten Quartals insgesamt 235.000 Amazon-Aktien im Wert von rund 783,6 Millionen Dollar. Amazon war damit die viertgrößte Position des Hedgefonds mit einem Anteil am Portfolio von 5,5 Prozent. Noch größere Positionen hielt Third Point in den Aktien von SentinelOne, Danaher sowie PG & E.

Auch wenn Dan Loeb von einer deutlichen Unterbewertung von Amazon spricht: Auf den ersten Blick ist diese Unterbewertung jedenfalls nicht zu erkennen. Egal welche Kennzahl man konkret anlegt, Amazon erscheint sogar im Vergleich zu Unternehmen, die stärker als Amazon wachsen, derzeit eher teuer bewertet zu sein.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mrd. USD 469,82 540,44 633,40
Ergebnis je Aktie in USD 64,81 48,55 73,04
Gewinnwachstum -25,09 % 50,44 %
KGV 49 65 43
KUV 3,5 3,1 2,6
PEG neg. 0,9
*e = erwartet

Langfristig dürften die Zukunftsaussichten von Amazon und der Amazon-Aktie vor allem davon abhängen, ob es dem Konzern weiter gelingt, profitabel zu wachsen. Angesichts der inzwischen enormen Größe des Konzerns und neuer Herausforderungen (Lieferkettenprobleme, steigende Frachtraten und höhere Löhne) kann man da durchaus berechtige Zweifel haben.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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