Kommentar
15:44 Uhr, 09.06.2021

Ist der Reopening-Trade schon vorbei?

Während der Krise liefen Aktien von Amazon, Netflix oder Zoom gut. Jetzt sind es Airlines, Industrie, Banken und Tourismus. Wie viel Potential steckt noch in dieser zweiten Gruppe?

Wer eine kurze Antwort haben will: Es steckt nicht mehr viel Potential in diesen Aktien. Das hat einen einfachen Grund und hat nichts mit aufwendigen Analysen der Wirtschaft zu tun. Die Branchen, die von der Krise hart getroffen wurden, haben an der Börse in den letzten Monaten einfach sehr gut performt. Die Performance war sogar so gut, dass sich die Lücke aus einem Lockdown und Reopening-Portfolio wieder fast vollständig geschlossen hat (Grafik 1). Bereits vor Krisenbeginn liefen Branchen, die jetzt bei der Öffnung der Wirtschaft profitieren, nicht gut. Zu den Branchen gehören auch Banken und die Ölindustrie. Beide kämpfen seit längerem. Auch Airlines bewegten sich entweder nach unten oder seitwärts. Nach 10 Jahren Aufschwung nach der Finanzkrise war die Luft einfach draußen. Am besten laufen die Aktien dieser Branchen zu Beginn eines Aufschwungs. Das gilt nicht nur jetzt gegen Ende der strikten Maßnahmen gegen einen Virus, sondern generell.


In einer Rezession fliegen die Menschen deutlich weniger. Unternehmen sparen bei Geschäftsreisen. Höhere Arbeitslosigkeit sorgt dafür, dass weniger Haushalte in den Urlaub fliegen. Der Rückgang ist vergleichsweise schmerzhaft, weil nicht nur die Nachfrage sinkt, sondern Airlines auch in Preiskämpfe übergehen. Dafür läuft es zu Beginn eines Aufschwungs besonders gut.

Gleiches kann man von Banken, dem Ölsektor, Hotels und Restaurants sagen. Hat sich die Lage erst normalisiert, sind es Branchen, die sehr langsam wachsen. Sie wachsen nicht überdurchschnittlich schnell, sondern mit der Wirtschaft oder langsamer. Man kann während eines Jahres nicht unbegrenzt oft in den Urlaub fliegen.

Nach einem raschen Rebound sind Reopening-Branchen schnell gesättigt. Das ganze Wachstum, das übrigens erst noch kommen muss, ist bereits eingepreist. Viele Kurse stehen heute höher als vor der Krise. Lockdown Branchen hingegen liefen in den letzten Monaten eher schlecht.

Im besten Fall geht es Unternehmen wie Netflix. Der Kurs läuft auf hohem Niveau seitwärts. In schlechteren Fällen geht es deutlich bergab. So geschah es etwa bei Zoom Video. Der Kurs halbierte sich zeitweise. Unterm Strich führt das dazu, dass Reopening Aktien ihre Underperformance aus der Krise fast vollständig wettgemacht haben (Grafik 2).


Das ist schon ein starkes Stück. Die Digitalisierung ist durch die Krise schneller vorangeschritten. Obwohl man Unternehmen wie Zoom in ein Lockdown-Portfolio steckt, wird Zoom nicht verschwinden. Es wird noch jahrelang zweistellig wachsen. Dass Reopening-Sektoren, die schnell gesättigt sind, langfristig wenig wachsen und geringe Margen haben, kaum noch schlechter bewertet sind als Technologiewerte, erscheint übertrieben. Es sieht so aus, als wäre die Luft aus dem Reopening-Trade so langsam draußen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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