Kommentar
07:15 Uhr, 27.09.2017

Ist der Oktober ein Angstmonat?

Den angeblichen Crashmonat September haben wir so gut wie überstanden, doch nun steht ein weiterer Monat vor der Tür, der vielen Angst macht. Ist das begründet?

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, doch aller Voraussicht nach wird September 2017 kein geschichtsträchtiger Monat sein, der durch einen Crash in Erinnerung bleibt. Anleger konzentrieren sich inzwischen auf den nächsten Monat, denn auch der Oktober gilt als kritisch. Wieso, das bleibt auf den ersten Blick schleierhaft.

Grafik 1 zeigt die Durchschnittswerte für US-Aktien seit 1789. Der Oktober ist dabei kein herausragender Monat, aber immerhin liefert er eine positive Performance ab. 0,18 % durchschnittliche Performance bleibt weit hinter den besten Monaten des Jahres zurück, doch der Wert ist positiv. Das kann man von anderen Monaten wie September und Mai nicht behaupten.

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Das Problem ist auch nicht die Durchschnittsperformance, sondern die kurzlebigen Drawdowns. Obwohl der Oktober besser abschneidet als der September, ist die Bewegung vom Eröffnungskurs des Monats zum Monatstief am negativsten. Betrachtet man die Differenz vom Monatshoch zum Monatstief, wird die Differenz noch deutlicher.

Was den Oktober also zum Angstmonat macht, ist nicht die Performance an sich, sondern die große Streuung der Performance. Dieser Umstand hat sich seit 1946 (Grafik 2) verstärkt. Die Durchschnittsperformance ist mit 1 % zwar schon ziemlich stattlich, doch die Drawdowns können richtig wehtun.

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Das liegt auch an 1987, aber nicht nur. 1987 brachte die schlechteste Oktoberperformance aller Zeiten mit -22 %. Vergleicht man das mit anderen Monaten, ist das gar nicht so schlimm. Den größten Rückgang in einem März beträgt etwa 25 %, im September 30 % und im Mai 23 %. Es geht also noch schlimmer. Dafür schlägt der Oktober vom Monatseröffnungskurs zum Monatstief alle anderen Monate mit deftigen -37 %. Das war 1929. 2008 war auch ein Schreckens-Monat mit -28 % von der Eröffnung zum Tief.

Kurz gesagt: der Oktober ist an sich kein schlechter Monat, er ist nur eben sehr schwankungsanfällig. Es gibt einige Ausreißer, die das mitbestimmen, aber nicht nur. Es kann natürlich trotzdem alles Zufall sein. Wenn man jedoch an die Jahresendrally glaubt, ist es wahrscheinlich kein Zufall.

Die Jahresendrally funktioniert, weil Investoren und Fondsmanager, die das Geld anderer Leute verwalten, gerne am Jahresende auf die bisherigen Gewinner setzen. Dann können sie sagen: seht, wir waren dabei.

Das Geld für diese Anlagestrategie zu Jahresende muss ja aber auch irgendwo herkommen. Viele Fonds haben zwar Cashbestände, aber die allein machen es nicht aus. Oder anders gesagt: bevor etwas gekauft wird, muss erst das Geld durch Verkäufe irgendwo herkommen. Cash scheint im Oktober durch Verkäufe reinzukommen. Im November und Dezember wird es dann wieder veranlagt. Das ist zumindest meine Interpretation.

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4 Kommentare

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  • Tom66
    Tom66

    German2, ist es für Sie nicht auch vorstellbar, dass die meisten gar nicht gierig spekulieren, sondern der Empfehlung unserer aller(schein?)heiligsten Regierung folgen und privat langfristig für das Alter sparen? Und das vom wahrscheinlich sauer verdienten, bereits versteuertem Einkommen!

    Ich finde, es ist eine an frechen Diebstahl grenzende Sabotage der privaten Altersvorsorge, Gewinne auf Fondssparpläne zu besteuern, zunindest im Falle von Haltedauern über einem Jahr.

    15:30 Uhr, 27.09.2017
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    "Oktober. Einer der besonders gefährlichen Monate für Börsenspekulationen. Die anderen sind Juli, Januar, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar." - Mark Twain, The Tragedy of Pudd'nhead Wilson, Kapitel 12

    :-)))

    09:29 Uhr, 27.09.2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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