Ist das Zinshoch endlich erreicht?
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Laut CME FedWatch Tool preist der Markt derzeit eine weitere Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank Fed im Mai um 25 Basispunkte ein. Der Leitzins würde sich dann in einer Spanne von 5,00 % bis 5,25 % befinden. Damit dürfte dann das Zinshoch in diesem Zyklus bereits erreicht sein, wie die Markterwartungen ebenfalls zeigen. Ab Juli wird der Leitzins sogar wieder mit der höchsten Wahrscheinlichkeit bei 4,75 % bis 5,00 % gesehen und zum Jahresende sogar nur noch bei 4,25 % bis 4,50 %. Mit anderen Worten: Nach einer weiteren Zinserhöhung dürften nach Einschätzungen des Marktes demnächst sogar wieder Zinssenkungen auf dem Programm stehen (auch wenn die Fed bisher dazu keine Bereitschaft erkennen lässt).
Die absehbare Kehrtwende der Fed bedeutet allerdings nicht, dass die Notenbank angesichts der jüngsten Bankenturbulenzen ihr Inflationsziel aus den Augen verliert. Ganz im Gegenteil: Nach der Erhöhung im Mai ist der Leitzins endgültig auf einem Niveau angekommen, wo er der Inflation wirklich gefährlich werden kann, nämlich auf einem vergleichbaren Niveau wie die Inflationsrate.
Neueste Inflationsdaten für die USA werden am Mittwoch veröffentlicht. Die jährliche Inflationsrate dürfte von 6,0 % im Februar auf 5,2 % im März gesunken sein, so die Erwartungen des Marktes. Mit anderen Worten: Die Inflationsrate und Leitzins befinden sich in den kommenden Monaten ungefähr auf Augenhöhe, sodass das Zinsniveau wirklich bremsend auf die Teuerung wirken kann. Das gilt umso mehr, wenn man nicht die offiziellen Inflationsdaten, sondern Echtzeitdaten betrachtet. Nach Angaben des Datenanbieters Truflation, der täglich auf Basis von Echtzeitinformationen eine Teuerungsrate berechnet, befindet sich die Inflationsrate in den USA derzeit bei nur noch 4,3 %.
Kommt es nicht zu weiteren, unvorhersehbaren Nachfrage- oder Angebotsschocks (wie durch durch die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg), dürfte der Kampf gegen die hohe Inflation in den USA perspektivisch gewonnen sein. Zwar wird es einige Zeit dauern, bis die Inflationsrate wieder in die Nähe des Zielniveaus von 2 % sinkt, aber die US-Notenbank muss nicht mehr durch eine weitere Straffung des Zinsniveaus auf die hohe Inflation reagieren, sondern kann die Zinsen nun einfach auf dem aktuellen Niveau halten und abwarten.
Ganz anders als in den USA sieht es allerdings noch in Europa aus: Die Europäische Zentralbank (EZB) reagierte noch zögerlicher als die Fed auf die hohe Inflation und hat den Leitzins bisher erst auf 3,5 % angehoben. Das passt nicht zur hohen Teuerung, die sich zwar auch in Europa deutlich abschwächt, aber mit einer Inflationsrate von 6,9 % im März immer noch auf einem gänzlich anderen Niveau lag als das Zinsniveau.
Fazit
Gute Nachrichten für den Aktienmarkt: Nach einer weiteren Zinserhöhung im Mai dürfte die US-Notenbank Fed von weiteren Leitzinsanhebungen absehen. Kommt es nicht zu neuen Schocks, dürfte der Kampf gegen die Inflation in den USA so gut wie gewonnen sein. Statt weiterer Zinserhöhungen reicht es aus, wenn die US-Notenbank den Leitzins auf dem aktuellen Niveau für einige Zeit konstant hält, um die Inflation zu bremsen. Ganz anders allerdings die Lage in der Eurozone: Hier liegt das Zinsniveau noch immer deutlich unter der Teuerungsrate. Die bisherige Straffung der Geldpolitik dürfte kaum ausreichen, um die Inflation nachhaltig abzubremsen. Nimmt die EZB ihr Inflationsziel ernst, muss sie auch in den kommenden Monaten weiter kräftig an der Zinsschraube drehen.
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