Kommentar
14:02 Uhr, 15.08.2018

Ist das die Lösung im Handelsstreit mit China?

Die USA wollen ihr Handelsbilanzdefizit mit China verkleinern. Das scheint eine extrem schwierige Angelegenheit zu sein. Muss es aber nicht. Eine einfache Lösung liegt auf der Hand.

In den USA hat sich etwas Fundamentales verändert. Jahrzehntelang importierten die USA Öl und andere Energierohstoffe. Dank der Schieferölrevolution exportieren die USA immer mehr Öl und Gas.

Seit Beginn der Datenaufzeichnung vor 100 Jahren haben die USA noch nie so viel Öl ausgeführt wie jetzt (Grafik 1).

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Die Exporte müssen natürlich auch irgendwo hin. Ein Abnehmer ist China. China ist dabei nicht einfach nur irgendein Abnehmer, sondern einer der größten (Grafik 2). Aktuell nimmt China den USA 20 % ihrer Ölexporte ab. 2017 waren es auch schon einmal 30 %, doch immerhin steigt die Gesamtmenge nach wie vor, auch wenn der relative Anteil etwas gesunken ist.

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China hat vergleichsweise geringe Ölvorkommen. China muss über zwei Drittel seines Ölbedarfs durch Importe decken. Das Öl kommt aus aller Welt, z.B. auch aus Venezuela oder dem Mittleren Osten. Die Distanzen sind dabei nicht geringer als von den USA. Ob China nun also Öl aus den USA importiert oder aus Venezuela, macht nicht wirklich einen Unterschied.

Es geht dabei auch nicht nur um Öl, sondern auch um Gas. Die USA exportieren nicht nur mehr Öl, sondern auch immer mehr Erdgas. Der Transport ist aufwendig und nicht so effizient wie der Handel mit Öl. Gas wird am besten durch Pipelines transportiert. Das ist im Fall von China nicht praktikabel.

Das Erdgas muss daher zunächst verflüssigt werden, um auf Schiffen transportiert werden zu können. Der Aufwand ist groß und die Infrastruktur hinkt dem Exportpotenzial hinterher. Nichtsdestotrotz importiert China auch fleißig Gas aus den USA (Grafik 3). Zwischen 4 % und 8 % der Exporte landen in China.

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Würde China den USA sämtliche Ölexporte abnehmen, entspräche dies einem Gegenwert von 50 Mrd. USD. Bei Erdgas wären es derzeit magere 5 Mrd. USD. Sobald die Infrastruktur gebaut ist, dürfte der Wert der Erdgasexporte allerdings schnell über 20 Mrd. USD steigen.

Das Defizit, welches die USA im Handel mit China haben, lässt sich so um mindestens 50 Mrd. USD reduzieren. Anstatt in diese Richtung zu gehen, droht China nun allerdings vielmehr damit, die Energieimporte zu stoppen und Öl lieber aus anderen Ländern zu beziehen. Das würde die Handelsbilanz schnell noch negativer werden lassen.

Am Ende ist es natürlich auch Augenwischerei. China könnte den USA Energierohstoffe abnehmen, doch dann würde das Defizit einfach verschoben. Eine Lösung ist das nicht. Sie macht keinen Sinn, wenn sich das Defizit lediglich verschiebt. Aber auf Sinn und Vernunft kam es in diesem Konflikt ja noch nie wirklich an.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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