Kommentar
13:29 Uhr, 18.05.2017

Ist das die Kaufgelegenheit des Lebens?

Wer träumt nicht davon die großen Gelegenheiten an der Börse zu erwischen? Wäre es nicht großartig gewesen, im März 2009 all-in zu gehen?

Die Stimmung am Markt ist zur Wochenmitte nicht gerade eine Kaufstimmung, aber die ganz großen Gelegenheiten kommen ja immer dann, wenn es keiner erwartet. Wer hätte schon im März 2009 gedacht, dass es die beste Einstiegsgelegenheit auf Sicht eines Jahrzehnts werden würde? Kaum jemand hatte damals den Mut groß in den Markt einzusteigen. Die Angst saß zu tief. Allein im letzten Monat des Abschwungs verlor der Dax 22 %, der S&P 500 verlor 20 %.

Wenn Indizes innerhalb so kurzer Zeit so viel an Wert verlieren, dann greift Panik um sich. Der Markt kapituliert. Das sind die besten Gelegenheiten. Jeder verkauft, egal zu welchem Preis. Hauptsache man kommt raus aus dem Markt raus.

So ausgeprägte Untergangsstimmung findet man auf dem breiten Markt selten. Bei einzelnen Aktien und Sektoren kommen diese Gelegenheiten etwas häufiger vor. Derzeit bewegt sich ein US-Sektor auf die Kapitulation zu: der Einzelhandel.

Der US-Einzelhandel befindet sich in der Krise. Die Umsätze steigen zwar generell, doch die klassischen Kaufhausketten können davon nicht profitieren. Grafik 1 zeigt dazu die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze. Sie stiegen zuletzt auf Jahressicht noch um 2 %. Das ist angesichts der Abkühlung der letzten Monate immer noch solide.

Auf der Kehrseite kann man sagen, dass die Konsumenten so guter Dinge sind wie seit 15 Jahren nicht. Besser wird es also vermutlich nicht mehr. Die Stimmung kann praktisch nicht mehr steigen. Stimmung und Einzelhandelsumsatz sind allerdings stark korreliert. Trübt sich die Stimmung erst wieder ein, so dürften auch die Umsätze sinken.

Die Umsätze sind seit der Großen Rezession fast kontinuierlich gestiegen. Bei den großen Warenhausketten kam davon wenig an. Grafik 2 zeigt die Umsätze der großen US-Ketten für das erste Quartal der jeweiligen Jahre. Macy’s kämpft seit 2013 mit rückläufigen Zahlen. Ähnlich geht es Kohl’s und J.C. Penney. Letztere befinden sich seit Jahren in einer Dauerkrise. Lediglich Nordstrom kann sich dem Trend entziehen.

Nordstrom kann zwar den Umsatz steigern, doch Umsatz ist nicht gleich Gewinn. Grafik 2 zeigt die Gewinnentwicklung. Hier kämpfen alle Unternehmen gleichermaßen mit Rückgängen. Der Trend hält je nach Unternehmen schon seit 3 bis 6 Jahren an.

Als die abgebildeten Unternehmen ihre Quartalszahlen vorlegten, kam es bei den Aktienkursen zu einem regelrechten Massaker. Die Aktie von Nordstrom verlor innerhalb von drei Tagen 17 %, die von Macy’s 19 %, J.C. Penney 20 % und Kohl’s immerhin noch 10 %. Das wirkt schon ein wenig wie die Kapitulation der Anleger.

Wie das in solchen Situationen aber nun einmal ist, kann man im Voraus nicht wissen, ob es sich bei den Kursverlusten wirklich um eine Kapitulation handelt. Der Sektor befindet sich in einer existentiellen Krise. Konsumenten kaufen lieber über das Internet ein als in ein Geschäft zu gehen. Das ist ein Trend, der sich morgen nicht gleich umkehren wird.

Persönlich habe ich keinen Zweifel daran, dass die Branche weiterleben wird. Die Frage ist nur, in welcher Größe. Vielleicht geht der Trend noch viele Jahre weiter bis die Anzahl an Geschäften und Warenhäusern den neuen Bedürfnissen angepasst sind. Dass es weiterhin Geschäfte geben wird, steht für mich außer Frage. Selbst Amazon eröffnet Geschäfte, um das online Erlebnis zu ergänzen.

Ich traue mich nicht darauf zu spekulieren, dass wir hier jetzt schon die Kapitulation sehen. Die Aktien sollte man jedoch engmaschig verfolgen. Kommt der Turnaround, dann geht es schnell. Nach der Kapitulation 2009 gewann der Dax innerhalb von zweieinhalb Monaten 42 %, der S&P 44 %.

Clemens Schmale

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  • Chronos
    Chronos

    Könnt ihr mal bitte beim Thema bleiben? Wenn's der Augur schon nicht schafft!

    Einzelhandel hier wieder nur US, dort unvollständig.

    18:24 Uhr, 18.05. 2017
  • jh2015
    jh2015

    1. Den Vergleich von Herrn Schmale halte ich nicht für zulässig. M.E. hat das keinen Hintergrund - man könnte dann sprichwörtlich Äpfel mit Birnen vergleichen.

    2. zu den Kommentaren, "wo es Gewinner gibt, muss es immer auch einen Verlierer geben."

    ------> wenn morgens um 8:00h St. 1000 BASF gehandelt werden - 10,-Euro tiefer als am Tag zuvor, wo sind da die Gwinne der übrigen 1,8 MRD Aktien??

    14:46 Uhr, 18.05. 2017
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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