Kommentar
16:30 Uhr, 05.04.2018

Irrationaler Überschwang?

Mehr als 20 Jahre ist es her, als im Dezember 1996 der frühere amerikanische Notenbankpräsident Alan Greenspan die Wall Street mit seiner Rede über den „irrationalen Überschwang“ der Märkte kurzfristig auf dem falschen Fuß erwischte.

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Gastbeitrag von Thomas Rappold, Experte auf Guidants

Greenspan war der lange Kursanstieg seit Mitte der 1980er Jahre nicht mehr geheuer. In seiner Badewanne entwickelte er die inzwischen legendäre Rede.

Kern seiner Aussage war, dass die nachhaltig geringere Inflation eine stabile Zukunft versprechen und geringere Risikoprämien zu höheren Aktienbewertungen führen würden. Mit seiner Rede wollte Greenspan dezent Luft aus den Börsenkursen lassen. Doch die Märkte ignorierten seine Aussage und was folgte war eine mehr als dreijährige Hausse-Phase der Aktienmärkte.

Insbesondere die US-Technologiebörse Nasdaq und der Neue Markt in Frankfurt gingen nahezu senkrecht nach oben, Börsengänge von verlustreichen Technologieunternehmen wurden den Händlern aus den Händen gerissen und verdoppelten sich meist am ersten Handelstag. Umso stärker war die anschließende Korrektur mit mehr als 80 Prozent Kursverlusten im Nasdaq.

Zwanzig Jahre später sehen wir wieder ähnliche Verhaltensmuster. Mit dem Cloud-Speicherunternehmen Dropbox ging kürzlich eines der bekanntesten Silicon Valley Start-ups an die Börse. Gleich am ersten Handelstag gewann die Aktie mehr als 40 Prozent. Kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen damit rund 12 Milliarden Dollar auf die Wage bringt und zuletzt einen Jahresverlust von 111 Mio. Dollar einfuhr.

Dropbox Inc.
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Ähnlich wie Snapchat im vergangenen Jahr betonte Dropbox im Börsenprospekt, dass es wohl niemals profitabel sein würde. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass Dropbox mehr als 11 Mio. zahlende Kunden hat, woraus das Unternehmen letztes Jahr einen Umsatz in Höhe von 1,11 Mrd. Dollar bei einer positiven Cash-Flow Marge von 28 Prozent erzielte.

Snap Inc.
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Die positive Aufnahme an der Wall Street zeigt, dass Investoren hungrig auf Neuemissionen aus dem Technologiebereich sind. Zahlreiche hochgehandelte Unicorns wie Uber und Co. stehen in den Startlöchern. Das zuletzt durch Facebooks Datenskandal ramponierte Image der Tech-Unternehmen braucht dringend eine Blutauffrischung an der Wall Street. In der nächsten Kolumne werden wir auf die möglichen IPO-Hoffnungsträger schauen.

Zur Person

Thomas Rappold, geboren 1971, ist Internetunternehmer und Investor. Bereits mit 14 Jahren erlernte er die ersten Programmiersprachen im Selbststudium auf dem damaligen Kultcomputer Commodore C64. Als einer der ersten Absolventen des europaweit ersten Studiengangs Medieninformatik trug er als Mitarbeiter der Strategiegruppe Internet bei Allianz SE maßgeblich zu damals bahnbrechenden neuen Finanzportalen für Privat- und Geschäftskunden bei.

Seit über zehn Jahren erfolgreicher Unternehmer einer Internet-Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft und Gründer von zahlreichen Internet-Start-ups ist Thomas Rappold ein profunder Kenner des Silicon Valley und dort als Investor an verschiedenen Start-ups beteiligt. Mehr über Thomas Rappold und das Silicon Valley finden Sie auf seiner Homepage www.silicon-valley.de und auf seinem Guidants-Desktop

Im Finanzbuchverlag München veröffentlichte Thomas Rappold jüngst "Silicon Valley Investing. Investieren in die Superstars von heute, morgen und übermorgen".

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