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09:19 Uhr, 01.02.2017

Investoren sollten bei EU-Aktien sehr selektiv vorgehen

Trumps fiskalpolitische Agenda könnte nach Meinung von Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien bei GAM, den EU-Aktienmarkt belasten.

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    Kursstand: 8.291,69 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Das noch junge Jahr 2017 wird für die europäischen Aktienmärkte voraussichtlich relativ turbulent: Politische Richtungswahlen sowie eine anhaltende Sektorrotation nach dem Ende der 30-jährigen Anleihehausse dürften die Entwicklung nachhaltig beeinflussen. Doch europäische Unternehmen bieten trotzdem interessante Ertragsmöglichkeiten, wie Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. Dem Experten zufolge wird die Titelauswahl dabei von entscheidender Bedeutung sein.

Unabhängig vom Ausgang der kommenden Wahlen in Europa steht für Gallagher fest: „Unternehmen, die ihre Umsätze weltweit erwirtschaften und sowohl von positiven technologischen Umwälzungen als auch vom Wachstum des E-Commerce profitieren, bleiben attraktiv. Trotzdem ist eine hohe Selektivität unverzichtbar.“ Gallagher rät den Anlegern dazu, sehr genau auf die Bewertungen zu achten – zumal der europäische Markt aktuell leicht über dem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der letzten 30 Jahre notiere.

Sollte Donald Trump seine fiskalpolitische Agenda wie angekündigt umsetzen, dürften höhere US-Inflationserwartungen die US-Notenbank dazu ermutigen, die kurzfristigen Zinsen heraufzusetzen. Dies hätte laut Gallagher weltweit steigende Kapitalkosten zur Folge. Anleihen würden die größten Verluste verzeichnen, doch auch an den Aktienmärkten würde dies nicht spurlos vorübergehen. „Wenn die weltweite Flut an billigem Geld abebbt, wird die Bewertungsprämie von Titeln, die ein geringes Wachstum und ‚anleihenähnliche‘ Merkmale aufweisen, am europäischen Markt sinken. Neben globalen Konsumgüterkonzernen werden auch Titel von börsennotierten Immobiliengesellschaften und ausgewählten Industrieunternehmen sowie der Großteil des Pharmasektors durch die höheren Zinssätze belastet werden. Die als gering wahrgenommenen Schwankungen der Gewinne all dieser Unternehmen stützen seit Langem die Bewertungen, die durch ihr Gewinnwachstumspotenzial nicht gerechtfertigt sind“, erklärt Gallagher.

China dürfte diese geld- und fiskalpolitischen Impulse nochmals verstärken – unabhängig davon, inwieweit die angedachten US-Strafzölle tatsächlich eingeführt würden. Das Wachstumsziel von sechs Prozent habe positive Auswirkungen auf Rohstoffunternehmen in Europa, und auch der steigende Konsum kurbele den Wachstumsmotor an. Die Stärkung des Binnenkonsums erscheint Gallagher neben dem Kampf gegen die Korruption eindeutig ein Ziel der chinesischen Regierung zu sein – und sei es nur, um weiter von den Einfuhrabgaben zu profitieren. „Strengere Zollkontrollen bei Reisenden, die aus Europa zurückkehren, sowie jüngste Vorstöße zur Senkung der Einfuhrabgaben für Produktkategorien wie Kosmetika werden die starke latente Nachfrage nach Konsum- und Luxusgütern der 300 Millionen Menschen umfassenden Mittelschicht in China weiterhin stützen. Unternehmen, die in den Aufbau einer physischen Präsenz in China investiert haben, dürften in allen Teilen ihres breiten Produktportfolios profitieren. Das umfasst Lederwaren, Schmuck, Wein und Spirituosen genauso wie Kosmetika und Reiseartikel“, sagt Gallagher.

Ein „Extremrisiko“ stellt für Investment Director Gallagher vor allem die Präsidentschaftswahl in Frankreich im Mai 2017 dar: „Ein Sieg von Marine Le Pen würde das Euro-Projekt durch ein unerträgliches Maß an Unsicherheit belasten. Sollten die französischen Wähler hingegen die von Francois Fillon oder einem anderen reformwilligen Kandidaten vorgeschlagenen arbeitsmarktpolitischen Änderungen unterstützen, würde dies von den Märkten wahrscheinlich sehr positiv aufgenommen werden.“

Angesichts der Unsicherheit über die anstehenden Wahlgänge auch in Deutschland und den Niederlanden rät Gallagher Anlegern, dass sie bei Investments in europäische Aktien ein außergewöhnlich hohes Maß an Selektivität an den Tag legen sollten. Der europäische Aktienmarkt bietet dem Experten zufolge eine Vielzahl von Möglichkeiten auch wenn die Anlageklasse selbstverständlich nicht frei von Herausforderungen ist. „Bei einer umsichtigen Titelauswahl sind aber weiterhin attraktive Erträge möglich“, schließt Gallagher.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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