Kommentar
11:30 Uhr, 12.10.2017

Investitionen stagnieren weiter: Warum?

Notenbanken rund um den Globus meckern seit Jahren über niedrige Investitionen. Dass so wenig investiert wird, hat aber einen Grund.

Bei Investitionen kann man zwischen drei Säulen unterscheiden. Da sind einmal die Investitionen der Haushalte. Diese sind mehr oder minder auf Immobilien begrenzt. Dann sind da noch staatliche Investitionen, z.B. in Infrastruktur und zu guter Letzt gibt es noch die Investitionen der Unternehmen.

Die Investitionen der Haushalte sind in den USA positiv, wenn auch schwächer als in den Vorkrisenjahren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Banken ihre Kreditvergabestandards verschärft haben. Der Staat investiert ebenfalls vergleichsweise wenig. Grafik 1 zeigt die jährlichen Investitionsausgaben der US-Regierung. Diese tendieren seit fast fünf Jahren seitwärts.

Die Investitionen reichen derzeit nicht einmal aus, um die Infrastruktur auf dem aktuellen Niveau zu halten. Bei jährlichen Ausgaben von mehr als 600 Mrd. Dollar erscheint das fast unmöglich, doch „investiert“ wird vor allem in Rüstung. Persönlich würde ich anzweifeln, ob man das überhaupt als Investment zählen darf.

Der Staat kann praktisch nicht mehr investieren. Schon jetzt sind die Defizite hoch. Es bleibt einfach kein Spielraum mehr. In den USA wird sich dieser Umstand noch verstärken, wenn die Steuersenkungen wie vorgeschlagen beschlossen werden. Bei hochgradig optimistischen Wachstumsprognosen würde das Defizit pro Jahr um 150 Mrd. ausgeweitet werden. Da bleibt einfach kein Platz mehr für Investitionen.

Der Staat kann nicht investieren, weil ihm das Geld fehlt. Privathaushalte würden, doch sie bekommen nicht mehr so leicht Kredit wie früher. Die Bürde liegt also auf Unternehmen. Diese gleichen die geringen Investitionen in den anderen beiden Bereichen jedoch nicht einmal ansatzweise aus.

Die Investitionen der Unternehmen sind seit Jahrzehnten im Rückwärtsgang. Das Wachstum von Jahr zu Jahr fällt geringer aus (Grafik 2). Dafür gibt es einen guten Grund. Unternehmensinvestitionen orientieren sich am Konsumwachstum. Wächst der Konsum, dann wird auch investiert.

Diese Systematik macht absolut Sinn. Investitionen in Maschinen, Produktionsstätten und auch IT müssen sich auszahlen. Nehmen Konsumenten die zusätzlichen Produkte nicht ab, würden die Investitionen Wert vernichten, anstatt welchen zu schaffen. Kein vernünftiger Mensch macht das.

Das Konsumwachstum schwächt sich nun seit Jahrzehnten ab. Das liegt daran, dass Privathaushalte nicht mehr so sehr über ihren Verhältnissen leben können. Bis zur Krise konnten sie das. Kredite wurden ihnen nachgeschmissen. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall. Zudem sind die Schulden der Haushalte noch immer hoch. Sie sind niedriger als 2008, im historischen Vergleich aber immer noch überdurchschnittlich.

Ohne Konsumwachstum gibt es auch kein Wachstum der Investitionen. So einfach ist das. Da können Notenbanken auf- und niederspringen wie sie wollen. Mehr zu investieren macht in diesen Tagen absolut keinen Sinn.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • MMeier2
    MMeier2

    Das waren grade eben noch mehr Kommentare? Warum wurden die anderen entfernt?

    16:39 Uhr, 12.10.2017
  • wurstvorrat_des_hundes
    wurstvorrat_des_hundes

    "Bei Investitionen kann man zwischen drei Säulen unterscheiden. Da sind einmal die Investitionen der Haushalte. Diese sind mehr oder minder auf Immobilien begrenzt."

    herr schmale kennt wohl nicht mal den unterschied zwischen konsum und investition, so wie ihn der unterschied zwischen inflation und teuerung nicht bekannt ist .... keynsianer halt ...

    "Dann sind da noch staatliche Investitionen, z.B. in Infrastruktur"

    auch wieder so ein irrglaube ... der staat als als wohlstandsbringender "investor". staatliche investitionen sind immer wohlstandsvernichtend. das abstrakte gebilde "staat" sind beamte, bürokraten, ideologen und von ihnen abhängige berater / ökonomen. diese treffen entscheidungen, wie fremdes geld, was aufgrund des staatlichen gewaltmonopols produktiven, d. h. wohlstandsmehrenden bürgern geraubt wurde (nennt sich euphemstisch "steuern") "investiert" wird. diese bürokraten maßen sich an, zu wissen, wie fremdes geld am besten "investiert" werden soll. fehl"investitionen" sind natürlich rein zufällig und kommen quasi nie vor *ironie aus* und konsequenzen müssen von diesen "investoren" auch nie getragen werden (leider keine ironie)

    staatliches investieren ( = planwirtschaft) hat schon immer den wohlstand auf erden maximieren können. es lebe die DDR, hoch hoch hoch

    12:26 Uhr, 12.10.2017
  • Marco Soda
    Marco Soda

    und das dürfte auch der Grund für die wahnsinnigen Aktienrückkaufprogramme sein, Obwohl auch dort Kapital vernichtet wird .

    11:35 Uhr, 12.10.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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