Kommentar
08:01 Uhr, 21.10.2008

Interview zum Thema Garantiezertifikate

Das Portfolio-Journal sprach mit Herrn Christopher Maaß, Zertifikatespezialist bei Sal. Oppenheim, über die verschiedenen Möglichkeiten, in Kapitalschutzprodukte zu investieren.

1. Herr Maaß, die Finanzmärkte befinden sich in einer ihrer bislang schwersten Krisen. Wie beurteilen Sie die Lage, speziell auch im Zusammenhang mit dem Zertifikatemarkt?

Das Ausmaß der Krise hat sicherlich die meisten Experten überrascht. Dass ein großes Finanzhaus seinen Verpflichtungen nicht mehr nach kommt, war bis vor wenigen Wochen noch unvorstellbar. Der Zertifikatemarkt wird daher vermutlich in den kommenden Monaten von einer Phase der Kaufzurückhaltung geprägt sein. Aber auf mittlere und lange Sicht werden die Anleger auf die Vorteile von Zertifikaten insbesondere gegenüber einem Direktinvestment in Aktien nicht verzichten wollen.

2. Wie sollten sich Anleger nach der Lehman-Pleite verhalten, die ihr Depot weitgehend auf strukturierte Produkte ausgerichtet haben?

Die Anleger sollten ihr Depot unter zwei Gesichtspunkten untersuchen. Erstens: passen die Produkte noch zu meiner Markterwartung? Wenn nein, sollten sie gegebenenfalls umschichten. Zweitens: Habe ich meine Zertifikateinvestments bei bonitätsstarken Emittenten getätigt? Wenn nein, sollte ebenfalls gehandelt werden.

3. Sie haben ihr Produktspektrum in den vergangenen Monaten in mehreren Teilbereichen weiter ausgebaut. Welche Zertifikate stehen bei Ihren Kunden derzeit ganz oben auf der Kaufliste?

Wir haben bereits zu Jahresbeginn das Thema Sicherheit in den Vordergrund gestellt und unser Angebot an Kapitalschutzprodukten, unsere CP-Zertifikate, konsequent ausgebaut. Diese stehen in der aktuellen Marktsituation weit oben auf der Kaufliste. Ebenso wie Reverse-Zertifikate, mit denen Anleger auch von fallenden Kursen profitieren können.

4. Kapitalschutzprodukte tragen bei Sal. Oppenheim das Kürzel „CP“. Was steckt genau hinter diesem Konzept? Worin liegt der Unterschied zu sogenannten „PROTECT“-Papieren?

Das Kürzel CP steht für Capital Protection. Wir haben die beliebten Produktstrukturen wie Bonus-Zertifikate und Aktienanleihen mit einem Kapitalschutz versehen. Diesen können die Anleger nach ihrem individuellen Risikobedürfnis wählen. Wir bieten einen Kapitalschutzgrad von 75, 80, 90 und 100 Prozent an. Dieser Kapitalschutz kann auch durch Barriereverletzungen nicht verloren gehen.

5. Auf welche Produkttypen erstreckt sich bislang das „CP-Prinzip“? Welche halten Sie in der aktuellen Situation an den Märkten für besonders aussichtsreich?

Bislang bieten wir Bonus-Cap-Zertifikate, Multi-Bonus-Zertifikate, Aktienanleihen, Express-Zertifikate, Performance-Zertifikate, Reverse-Bonus-Cap-Zertifikate und Reverse-Lock-In-Zertifikate als CP-Variante an. Besonders interessant sind zurzeit die Varianten, die ein hohes Maß an Sicherheit bieten, also z.B. CP-Varianten. Die größte Nachfrage sehen wir zurzeit bei Reverse-Zertifikaten und bei CP75-Aktienanleihen.

6. Sie bieten ja inzwischen auch ein ganzes Paket an Short- bzw. Reverse-Investments für den pessimistischen Anleger an, darunter auch einige, die durch den zusätzlichen Kapitalschutz den Einstieg erleichtern sollen. Welche sind das und wie funktionieren sie?

Hier sind in erster Linie CP-Reverse-Bonus-Cap-Zertifikate und CP-Reverse-Lock-In-Zertifikate zu nennen. CP-Reverse-Bonus-Cap-Zertifikate funktionieren spiegelbildlich zur bekannten Bonus-Cap-Struktur. Mit CP-Reverse-Lock-In-Zertifikaten setzen die Anleger hingegen darauf, dass der Kurs des Basiswerts während des Beobachtungszeitraums die im Voraus festgelegte Kursgrenze (LOCK-IN-Schwelle) mindestens einmal erreicht oder unterschreitet.. Sollten die Kurse aber entgegen der Erwartung steigen, erhalten sie den Kapitalschutzbetrag zurückgezahlt.

7. Das Emittentenrisiko hat in den aktuellen Finanzmarktwirren zuletzt eine traurige Bedeutung erlangt. Wie sicher kann sich der Anleger in Ihrem Hause aufgehoben fühlen?

Sal. Oppenheim hat ein Long Term-Rating von Fitch von A. Dieses Rating ist seit mehr als einem Jahrzehnt unverändert, bzw. hatte sich durch den Outlook "positiv" sogar verbessert. Dies belegt die Bonität von Sal. Oppenheim. Wir haben vor einigen Tagen den Halbjahresbericht für das 1. Halbjahr 2008 veröffentlicht, den die Anleger auf unserem Internet downloaden können. In der begleitenden Presseinformation haben wir erklärt, dass sich Sal. Oppenheim jr. & Cie. S.C.A. in der ersten Hälfte des laufenden Jahres in einem schwierigen und hoch volatilen Umfeld gut behauptet hat. Allerdings konnten sich das Bankhaus nicht vollständig der negativen Marktentwicklung entziehen. Zum 30. Juni 2008 erzielte Europas größte unabhängige Privatbankgruppe ein Ergebnis von 53 Mio. € vor Steuern, ein Rückgang gegenüber dem Rekordergebnis von 195 Mio. € des Vorjahres."

Vielen Dank für das Gespräch

Das Interview wurde in der letzten Ausgabe des Portfolio-Journals veröffentlicht. Melden Sie sich am besten gleich unter dem folgenden Link für diesen monatlich erscheinenden kostenfreien Newsletter an, falls Sie noch kein Abonnent sind.
http://www.portfoliojournal.de/

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten