Interview zum Goldmarkt
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Der Rohstoff-Report sprach mit Frau Funda Tarhan, Zertifikateexpertin bei der Royal Bank of Scotland (RBS) über die Investitionsmöglichkeiten bei Gold. Die RBS verfügt über ein breites Repertoire an entsprechenden Anlageprodukten.
Frage: Frau Tarhan, auch wenn Experten bei vielen anderen Assets durchaus unterschiedliche Meinungen vertreten, beim Goldpreis scheint es für die meisten derzeit fast nur den einen Weg nach oben zu geben. Können Sie sich diesem einheitlichen Credo uneingeschränkt anschließen? Wohin kann die „Reise“ beim Edelmetall noch gehen?
Antwort: Schon immer gilt, dass Gold ein knappes Gut ist. Die weltweiten Goldreserven sind so knapp, dass man Probleme hätte, bei einer Verteilung der Reserven jedem EU-Bürger auch nur 100 Gramm davon zukommen zu lassen. Das Beispiel zeigt, dass bereits geringe Umschichtungen der Investoren in Gold zu großen Preissprüngen führen können. Selbst eine weitere Wirtschaftserholung, die Geld in Richtung Aktienmärkte fließen lässt, muss nicht zu einem Preisrückgang bei Gold führen. Schließlich sind aufgrund der Geldmengenausweitungen die Inflationsgefahren in verschiedenen Ländern deutlich gestiegen.
Frage: Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten, in das glänzende Metall zu investieren. Zertifikate sind eines davon. Was spricht dabei für diesen Anlagetyp beispielsweise im Vergleich zu physischen Investments?
Antwort: Zertifikate sind und bleiben die kostengünstigste Alternative, um in Gold zu investieren. So liegt der Unterschied vom Verkaufs und Rückkaufskurs – der Spread bei nur 0,2%. Bei dem physischen Erwerb von Gold müssen Anleger rund 7 Prozent an Verkaufsgebühren bezahlen. Ein weiterer Vorteil von Zertifikaten ist, dass keine Lagerkosten anfallen.
Frage: Dem Anleger stehen bei Gold-Zertifikaten grundsätzlich zwei Wege offen. Das Direktinvestment in die Feinunze oder Goldminenwerte? Worin liegen bei beiden die Vor- und Nachteile?
Antwort: Minengesellschaften weisen häufig einen Hebel auf den Goldpreis auf. Zudem sind auch typische Aktienrisiken bei Goldminenwerten zu berücksichtigen. Ein Investment in ein Zertifikat auf Gold ist die „sauberste“ Lösung für Anleger, die an der Entwicklung des Goldpreises partizipieren möchten.
Frage: Mit welchen Zertifikate-Typen kann man bei Ihnen derzeit direkt auf den Goldpreis setzen? Welche Papiere sind hier besonders gefragt?
Antwort: Wir sind Marktführer bei den Goldpreis-Trackern, also den Zertifikaten, mit denen Investoren ohne Laufzeitbegrenzung am Goldpreis zu 100 Prozent partizipieren können. Besonders im Fokus stehen bei Investoren jedoch Quanto-Zertifikate, also währungsgeschützte Zertifikate. Häufig steigt Gold, wenn der US-Dollar fällt. Viele Investoren möchten daher Zertifikate, die eine Partizipation am steigenden Goldpreis und eine Absicherung gegen einen fallenden US-Dollar bieten. Bei Quanto-Zertifikaten haben Veränderungen des Wechselkurses Euro/US-Dollar keinen Einfluss auf die Kursentwicklung des Zertifikats.
Frage: Sie bieten im Rahmen der breiten Minen-Investments sowohl Tracker auf den AMEX Goldbugs (HUI), den S&P/TSX Capped Gold TR Index, als auch auf die Junior Gold Miners Strategie an. Worin bestehen dabei die Unterschiede?
Antwort: Mit allen drei Trackern können Investoren auf Goldminen setzen – allerdings mit unterschiedlichen Akzenten. So besteht der AMEX Goldbugs Index aus den 15 größten Minenbetreibern mit Sitz in den USA, welche sich nicht durch Preisabsicherungsgeschäfte beim Goldpreis absichern oder hedgen. Dadurch haben die Minenunternehmen ein größeres Gewinnpotential, wenn der Goldpreis steigt. Der S&P/TSX hingegen umfasst viele mittlere Goldminen mit Fördergebieten in vielen Entwicklungsländern. In der Junior Goldminers Strategie sind kleine Unternehmen enthalten, die sich mit der Exploration und Entwicklung von Goldminen beschäftigen. Diese weisen zum Teil deutliche Kursschwankungen auf – sowohl nach oben als auch nach unten.
Frage: Wie haben sich die Kapitaleinlagen in Goldzertifikaten in ihrem Hause entwickelt? Wie ist die Nachfrage nach Goldzertifikaten im Vergleich zu Silberzertifikaten?
Antwort: Gold macht bei uns einen erheblichen Anteil in unserem Gesamtportfolio aus. Im Vergleich zu Silber kann man von einem Faktor 10:1 rechnen. Die Nachfrage und die Investitionen in unseren Goldprodukten sind traditionell sehr hoch.
Frage: Lassen sich unterschiedliche Risikoneigungen feststellen bei Anlegern, die in Silber und bei jenen die in Gold investieren?
Antwort: Gold wird eher von langfristig agierenden Anlagern gekauft, während bei Silber die Investoren eher einen kurz- bis mittelfristigen Anlagehorizont im Blick haben.
Frage: Hat sich das Anlegerverhalten gegenüber Gold-Zertifikaten seit der Finanzkrise geändert?
Antwort: Gerade in der Krise stellte Gold eine Stütze in allen Kundendepots dar. Die Nachfrage nach Gold hat sich entsprechend stabil entwickelt.
Frage: Auf was sollten Anleger bei Edelmetall-Investments generell noch achten?
Antwort: Edelmetalle haben in der Krise viele Depots stabilisiert. Mit ihnen als Beimischung können Anleger ihr Risiko minimieren. Investoren sollten jedoch nicht ihr gesamtes Vermögen in Edelmetallen anlegen. Die Edelmetalle können zwar nicht wertlos werden, aber kräftig korrigieren. In der Vergangenheit gab es auch einmal Phasen, in denen Gold um 50 Prozent korrigierte. Positiv ist zu werten, dass sich Edelmetall-Zertifikate direkt auf die physischen Metalle und nicht auf Terminkurse beziehen.
Vielen Dank für das Interview
Das Interview wurde in der letzten Ausgabe des Rohstoff-Reports veröffentlicht. Melden Sie sich am besten gleich unter dem folgenden Link für diesen wöchentlich erscheinenden kostenfreien Newsletter an, falls Sie noch kein Abonnent sind.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.