Kommentar
14:30 Uhr, 06.11.2009

Interview über die Möglichkeiten von Währungsinvestments

GodmodeTrader.de sprach mit Herrn Jochen Fischer, Leiter Investmentstrategie Derivate bei Goldman Sachs über die Einsatzmöglichkeiten von Währungen in einem Anlegerdepot. Goldman Sachs verfügt über ein breites Spektrum an entsprechenden Produkten.

Frage: Währungsinvestments führen im Vergleich zu anderen Asset-Klassen bislang eher ein Nischendasein. Worin sehen Sie dafür die Hauptursachen?

Antwort:
Die Zusammenhänge sind komplexere und lassen sich unter anderem durch die Existenz zweier Zinssätze, die Konvexität der Pay-Offs und die Rolle von Forwards umreißen. Währungsdirektinvestments bringen ungehebelt zu geringe Renditen. Strukturierte Produkte sind oft zu intransparent und kompliziert.

Frage: Was würde für eine stärkere Berücksichtigung der Anlageklasse Devisen innerhalb eines Portfolios sprechen? Für welchen Anlegertyp eignen sie sich überhaupt und welcher Depot-Anteil wäre dabei in etwa gerechtfertigt?

Antwort: Direkte Devisenengagements können bspw. interessant sein, um Marktverwerfungen (Carry Trades, Forward Rate Bias) auszunutzen.
Investitionen in Hebelprodukte (bspw. Optionsscheine) können sowohl zur Spekulation als auch zur Absicherung (z.B. von Währungsrisiken resultierend aus einer in USD notierten Öl-Position) dienen. Währungen sind eher den alternativen Investments zuzuordnen und werden je nach Risikoprofil des Kunden im Portfolio mehr oder weniger stark zum Einsatz gebracht.

Frage: Nach dem Debakel am Aktienmarkt seit September sind viele Anleger gefrustet. Warum sollte der Anleger jetzt auf Währungsschwankungen setzen?

Antwort: Wie gesagt, es muss unterschieden werden zwischen Absicherung von Fremdwährungsrisiken auf der einen Seite und bewusster Implementierung einer Währungsmeinung auf der anderen Seite. Diese Entscheidungen sollten unabhängig vom Zeitpunkt im Zyklus regelmäßig überprüft werden.

Frage: Ist es nicht äußerst wichtig, bei Währungsinvestitionen darauf zu achten, in welche Währungen man investiert?

Antwort: In der Tat spielt die Auswahl des jeweiligen Währungspaares eine große Rolle. Anleger, die bestimmte Themen via Währungsinvestments umsetzen wollen, das Risiko einer „Einzelwährung“ aber scheuen, können zum Beispiel alternativ auf Währungskörbe bzw. Strukturen auf Währungskörbe setzen; z.B.: BRICs bzw. kapitalgarantierte Produkte auf die BRIC Währungen.

Frage: Es gibt mehrere Gründe für, aber auch fast ebenso viele Argumente gegen eine weitere Dominanz des US-Dollars. Wie sieht Ihr Haus die Entwicklung des Greenback gegenüber dem Euro – einmal auf Sicht bis Ende des Jahres 2010 und einmal bis Ende des Jahres 2015?

Antwort: Wir haben nur 3, 6- und 12 Monatsprognosen. Für den EUR/USD prognostizieren unsere Analysten aktuell 1.55/1.55 und 1.35.

Frage: Welche anderen Währungen bzw. Währungspaare halten sie im Moment speziell aus Anlegersicht für besonders attraktiv und warum?

Antwort: Unser Haus ist generell konstruktiv auf die Emerging-Markets – diese Einschätzung spiegelt sich auch in unseren aktuellen FX-Empfehlungen wieder: Wir favorisieren Positionen in EM-Währungen wie BRL, MXN, ZAR, RUB, IDR finanziert durch die G3-Währungen USD, EUR und JPY.

Frage: Sie bieten im Vergleich zu anderen Emittenten ein relativ breites Angebot an Währungs-Zertifikaten. Welche Strukturen bzw. Produkte sind bei ihren Kunden derzeit besonders beliebt?

Antwort: Klassische FX-Optionsscheine auf die Währungspaare der Industrienationen sind die mit Abstand beliebteste Produktkategorie im Hebelproduktbereich. Beliebtester Basiswert ist EUR/USD, dicht gefolgt von den „Sterling-Crosses“ (GBP/USD sowie EUR/GBP). Anleger, die Volatilitätsrisiken meiden wollen, können mit unseren Mini-Futures ihre FX-Meinungen einfach und transparent umsetzen. Bei den Anlageprodukten setzt Goldman Sachs in Deutschland hauptsächlich auf Bonus-Produkte. Zuletzt haben wir Reverse-Bonus-Zertifikate auf EM-Währungen wie den Rubel (Russland) und Real (Brasilien) emittiert. Mit den Produkten lassen sich z.B. unsere oben beschriebene Meinung, Long-Emerging Markets zu spielen, mit Teilschutz umsetzen.

Frage: Welche konkreten Produkte könnten für den Anleger im Moment interessant sein? Wo sehen Sie günstige Einstiegsgelegenheiten?

Antwort: Die in der Antwort zur vorherigen Frage genannten FX-Bonus-Zertifikate eignen sich sehr gut, unter Teilschutz des Kapitals auf Emerging-Markets-Währungen zu setzen. Ansonsten sind wir natürlich primär Produktanbieter und weniger ein Haus das konkrete Empfehlungen an Privatinvestoren ausspricht. Unsere Researchmeinung richtet sich speziell an institutionelle Kunden, daher wollen und müssen wir hier differenzieren.

Frage: Was sollten Investoren bei Währungs-Papieren grundsätzlich beachten?

Antwort: Währungen sind eine komplexe Anlageklasse und neben ökonomischen Faktoren wie Kaufkraftparität spielen oft auch Spekulationen sowie Interventionen verschiedener Zentralbanken eine große Rolle – vor allem für die kurzfristige Entwicklung. Wir empfehlen interessierten Lesern sich unseren Währungs-Kompass anzusehen, da er viele wichtige Elemente des Währungsmarktes anschaulich skizziert.

Vielen Dank für das Interview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten