Kommentar
08:02 Uhr, 11.11.2009

Interview über die Chancen am Währungsmarkt

GodmodeTrader.de sprach mit Frau Funda Tarhan, Zertifikateexpertin bei der Royal Bank of Scotland (RBS) über die Einsatzmöglichkeiten von Währungen in einem Anlegerdepot. Die RBS verfügt über ein breites Spektrum an entsprechenden Produkten.

Frage: Währungsinvestments führen im Vergleich zu anderen Asset-Klassen bislang eher ein Nischendasein. Worin sehen Sie dafür die Hauptursachen?

Antwort: Währungen sind generell eher weniger schwankungsintensiv und auch komplexer in ihrer Art als zum Beispiel Aktien. Ein Investment in eine Fremdwährung stellt eine Wette dar, dass sich eine ausländische Währung besser wie die Heimatwährung entwickelt. Der Wechselkurs gibt das Verhältnis zwischen zwei Währungen an. Über den Erfolg oder Misserfolg eines Fremdwährungsinvestments entscheidet auch die Entwicklung der Zinssätze. Zinsdifferenzen beeinflussen den Wechselkurs wesentlich.

Frage: Was würde für eine stärkere Berücksichtigung der Anlageklasse Devisen innerhalb eines Portfolios sprechen? Für welchen Anlegertyp eignen sie sich überhaupt und welcher Depot-Anteil wäre dabei in etwa gerechtfertigt?

Antwort: Wenn Deutsche von Devisen sprechen, meinen sie eine andere Währung als den Euro. Anlagen in Fremdwährungen können zum Teil erheblich Sinn machen. Schließlich spielt für viele Anleger eine andere Währung in ihrem Leben sogar eine Rolle – sei es, weil sie einen Urlaub in den USA oder in Brasilien verbringen möchten oder ihren Alterruhesitz in Südafrika planen. Hier macht eine Anlage in Fremdwährungen wie dem US-Dollar, dem Brasilianischen Real oder dem Südafrikanischen Rand durchaus Sinn. Entwickelt sich die Wirtschaft im Euroraum unterdurchschnittlich, wertet sich der Euro gegenüber anderen Währungen ab. Das kann eine Urlaubskasse erheblich schmälern. Wer dagegen vorher in die gewünschte Fremdwährung investiert hat, kann sich dann in Euro gerechnet über Gewinne freuen. Generell sollten Anleger nicht mehr als zehn Prozent ihres Vermögens in Fremdwährungsanlagen investieren.

Frage: Ist es nicht äußerst wichtig, bei Währungsinvestitionen darauf zu achten, in welche Währungen man investiert?

Antwort: Was für Aktien gilt, gilt auch für Währungen. Vor dem Kauf steht die Recherche. Wer hier einsteigt, muss sich vorher über Zinsdifferenzen, die Wachstumsaussichten der Länder, die Inflationsentwicklung und die Leistungsbilanzsalden informieren. Was für Unternehmen gilt, gilt auch für Länder. Entwickelt sich ein Land stabil, hat die Währung des Landes langfristig gesehen Aufwertungspotential. Kurzfristig dominieren Stimmungen an den Devisenmärkten. Kurzfristig agierenden Investoren hilft hier die Chartanalyse weiter.

Frage: Welche anderen Währungen bzw. Währungspaare halten sie im Moment speziell aus Anlegersicht für besonders attraktiv und warum?

Antwort: Innerhalb der BRIC-Nationen haben Russland und Brasilien die einzigen Währungen, die keinerlei Devisenrestriktionen unterliegen. Beide Währungen, der russische Rubel und der brasilianische Real, weisen deutlich höhere Zinssätze auf. Der Real konnte sich zu € schon sehr gut entwickeln. Der Rubel hingegen erholt sich gegenwärtig gerade.

Frage: Sie bieten im Vergleich zu anderen Emittenten ein relativ breites Angebot an Währungs-Zertifikaten. Welche Strukturen bzw. Produkte sind bei ihren Kunden derzeit besonders beliebt?

Antwort: Zinszertifikate, bei denen der Anleger in eine Fremdwährung investiert und an den Zinsen der jeweiligen Währung sowie an den Währungsbewegungen partizipiert, sind sehr beliebt. Sie sind ohne Hebel und ohne Laufzeitbegrenzung ausgestattet. Vor allem das Zins Zertifikat auf den Brasilianischen Real und den Russischen Rubel sind bei Anlegern derzeit beliebt.

Frage: Was sollten Investoren bei Währungs-Papieren grundsätzlich beachten?

Antwort: Es gibt zwei Faktoren, die über Gewinn oder Verlust bei Investments in Fremdwährungen entscheiden: Die Zinseinnahmen und die Wechselkursbewegungen. Die beiden Faktoren sollten Anleger immer im Blick behalten.

Vielen Dank für das Interview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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