Interview: „Asiatische Aktien bieten Langfrist-Anlegern interessante Einstiegschancen“
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Die Baisse an den Börsen hat auch tiefe Spuren im Ergebnisausweis der Asien-Pazifik-Aktienfonds hinterlassen. Selbst im Fünfjahresvergleich weisen inzwischen nur noch acht der insgesamt 38 in Deutschlang aus diesem Segment zum Vertrieb zugelassenen Fonds ein Plus auf. Zu diesen Fonds zählt mit einem Plus auf Fünfjahressicht von rund zwölf Prozent der Invesco Pacific Equity Fund (ISIN: IE0003600388, 21,95 Dollar).
Der Fonds zielt auf langfristiges Kapitalwachstum durch Anlagen in Aktien im asiatisch-pazifischen Raum einschließlich Japan, Australien und Neuseeland und verfolgt einen pragmatisch, flexiblen Anlageansatz. Wir befragten John Pellegry, Product Director bei Invesco Perpetual, wie das für den Fonds verantwortliche Anlageteam die Anlegeregion aktuell beurteilt.
Ihr Fonds ist verglichen mit anderen Asien-Pazifik-Fonds auf Sicht von fünf Jahren gut gelaufen. Was sind die Gründe dafür?
Der Erfolg kann auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden. Unser erfahrenes Team hat schon verschiedene Konjunkturzyklen erlebt und sich stets darauf konzentriert, langfristig Geld für die Kunden zu verdienen. Auch verfolgen wir eine klare Anlagestrategie. Neben einer guten Kenntnis der Märkte kennen wir auch die Unternehmen sehr gut, in die wir investieren.
Wie würden Sie Ihre Anlagephilosophie beschreiben?
Wir glauben an ein aktives Anlagemanagement. Wir vertrauen auf fundamental orientierte Prinzipien und streben nach einer langfristig guten Performance. Das Verhalten der Anleger führt oft zu kurzfristigen Marktineffizienzen, die aus folgenden Umständen resultieren: Die Märkte reagieren oft über, weil sie zu kurzfristig agieren. Die Markterwartungen richten sich zu sehr an der Fortschreibung vergangener Trends aus und die Märkte reagieren auf das vorherrschende Momentum und technische Faktoren. Wir nutzen diese Ineffizienzen durch eine genaue fundamentale Analyse und eine strenge Ausrichtung auf Bewertungsaspekte. Das soll uns dabei helfen, in den meisten Marktphasen überdurchschnittliche Ergebnisse zu erwirtschaften.
Die Weltwirtschaft schwächelt. Sehen sie wegen der Überschuldung vieler Konsumenten in der Welt nicht die Gefahr eines länger anhaltenden Abschwungs?
Die asiatischen Volkswirtschaften sind von der Schwache der Volkswirtschaften in der entwickelten Welt bereits hart getroffen worden, weil sich dadurch die Exportnachfrage abgeschwächt hat. Das das koordinierte Vorgehen der Regierungen sollten helfen, die Schwächephase zu verkürzen, doch deflationäre Entwicklungen im Westen könnten die Probleme verlängern. Insbesondere dann, wenn die eingeleiteten Maßnahmen nicht so wirken sollten wie erhofft. Doich sobald sich die Lage stabilisiert, sollte die Region stärker anspringen als der Rest der Welt wegen der soliden Fundamentaldaten, hoher Sparquoten, Nachholbedarf bei den Konsumenten und den Unternehmen und grundsätzlichen stabilen Finanzddaten. Das sollte den Abschwung verlangsamen und dabei helfen, den inländischen Konsum zu stärken.
Ein Blick auf die Langfristcharts legt den Verdacht nahe, dass sich der S&P 500 Index zeitverzögert ähnlich entwickelt wie der japanische Nikkei 225 Index, nach dem Platzen der dortigen Blase in den 90er Jahren. Stimmt dies, winken 2009 steigende Kurse, bevor es danach richtig abwärts geht, Für wie wahrscheinlich halten Sie eine solche Entwicklung?
Das außergewöhnliche Umfeld und die vielen verschiedenen ergriffenen Maßnahmen dürften einen Vergleich der aktuellen Lage mit den früheren Ereignissen in Japan in die Irre führen. Aber die Deflationsgefahr macht angesichts fallender Aktien- und Immobilienpreise sowie einem eingebrochenen Ölpreis und nachgebenden Rohstoffpreisen Schlagzeilen. Auch die Anleihemärkte scheinen mit rekordtiefen Renditen ein Deflationsrisiko anzuzeigen. Doch gefährdet sind in dieser Hinsicht vor allem Länder, die jetzt unter dem Abbau früherer Ezesse bei der Kreditvergabe leiden. Auch Asien wird diesen Effekt zwar spüren, aber das vorsichtige Vorgehen in den vergangenen zehn Jahren im Anschluss an die Asienkrise sollten das Risiko verringern, zumal Asien weiter wächst. Auch dürften die ergriffenen Gegenmaßünahmen im Laufe des Jahres Wirkung zeigen.
Zu Beginn der aktuellen Krise hieß es oft, dieses Mal könnten sich die Schwellenländerund Asien abkoppeln. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Wie geht es weiter?
Wir gehen davon aus, dass die asiatischen Volkswirtschaften von einigen spezifischen relativen Vorteilen gegenüber anderen Weltregionen profitieren werden. So sind diese Länder in der Regel bis auf Südkorea nicht überschuldet, die Banken sind gesund und in der Lage, Kredite zu vergeben. Hohe Sparquoten bedeuten zudem, dass die Konsumenten Geld ausgeben können. Alles das sollte den inländischen Konsum stützen.
Wie groß sind die Risiken eines starker als erwartet ausfallenden Konjunktureinbruchs in China und hat Japan eine Chance, endlich aus der Krise zu kommen?
Das Wachstum in China hat sich verlangsamt und im dritten Quartal ist es mit neun Prozent auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren zurückgegangen. Insgesamt ist das Wachstum noch robust, doch das Tempo des Rückgangs hat die Verantwortlichen nervös gemacht. Ein hohes Wachstum hat oberste Priorität für die Regierung, was auch mit sozialen Gründen zu tun hat. Die zuletzt ergriffenen Maßnahmen auf geld- und fiskalpolitischer Ebene waren für chinesische Verhältnisse extrem und zeigen den Willen der Verantwortlichen, sich gegen jedes Anzeichen einer Wachstumsabschwächung zu stemmen. Ein bedeutender Teil der Ausgaben wird sich auf die Infrastruktur fokussieren. Das sollte die Wirtschaft nach unten absichern, aber in den kommenden Quartalen ist eine anhaltende Schwäche wahrscheinlich.
Japans Wirtschaft wird von Exporten getrieben und hängt dadurch stark vom Wachstum in der Welt ab. Eine Erholung in Ameika verbunden mit einem starken Dollar wäre iddeal für die japanischen Eporteure. Dieses Jahr sind aber fallende Gewinne und ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt wahrscheinlich, wobei aber schon viel davon in den Kursen steckt.
2008 war ein sehr schlechtes Jahr für die asiatischen Börsen. Was erwarten Sie für 2009 und wie beurteilen Sie die einzelnen Märkte?
In diesen volatilen Zeiten ist es aus unserer Sicht wichtig, sich auf das große Ganze zu konzentrieren, um nicht von der kurzfristigen Aktualität überrannt zu werden. Das heißt, wir konzentrieren uns auf langfristig gut aufgestellte Unternehmen, die aus der Krise gestärkt herovrgehen können. Unsere Strategie erlaubt usn dabei ein flexibles Vorgehen über alle Länder und Sektoren hinweg. Und auch wenn es kurzfristig gesehen eine holprige Fahrt sein könnte, glauben wir weiter daran, dass die langfristigen Aussichten für Asien gut sind.
Die guten Gewinnaussichten, bessere Fundamentaldaten und die günstigen Bewertungen stützen unsere Ansicht, wonach Asien frühzeitig von einer Erholung profitieren kann und die langfristigen intakten Wachstumsaussichten wieder Investoren anlocken werden, sobald die Risikobereitschaft wieder zunimmt. Wir glauben, dass asiatische Aktien derzeit günstig bewertet sind und sich das aktuelle Kursniveau für langfristige Anleger als interessante Einstiegschance erweisen wird.
Auf Länderebene favorisieren wir Unternehmen mit nachhaltigen Gewinne, eine starken Marktposition und soliden Cash Flows. Bei der Inlandsnachfrage ist wichtig, dass siee auf positiven demografischen Faktoren beruht und einer gesunden Sparquote. Vorsichtig sind wir bei Sektoren, die stark von der Weltwirtschaft abhängen, weil hier der Druck anhalten dürfte. Am stärksten übergewichtet sind wir in Hongkong. Dort sind etliche sehr gute Firmen gelistet, die vom langfristig hohen Wachstum in China profitieren werden. Zudem profitiert Hongkong von den stark gefallenen Zinsen in Amerika. Grundsätzlich suchen wir nach Qualitätswerten, die zu attraktiven Preisen gehandelt werden und die Kursrückgänge, die wir bereits gesehen haben, ermöglichen es uns, diese Strategie umzusetzen. Untergeewichtet bleiben wir dagegen vermutlich in Japan, weil der Rest Asiens bessere Wachstumsaussichten hat, profitablere Unternehmen und auch günstigere Bewertungen. Auch die Demographie spricht gegen Japan und andere asiatische Länder.
Ende November befanden sich zwei Autobauer unter den zehn größten Positionen und Finanzwerte waren mit 26 Prozent gewichtet. Waren haben Sie auf diese beiden problembeladenen Sektoren gesetzt und wie wurde das Portfolio zuletzt verändert?
Das Gewicht der Finanzwerte war zu hoch ausgewiesen, weil das Konglomerat Jardine Matheson hier eingeflossen ist, obwohl der Konzern auch viele Aktivitäten außerhalb des Finanzsektors verfolgt. Zuletzt wurde der Titel umklassifiziert und befindet sich nun bei den Kapitalgütern, was zutreffender ist. Auch muss innerhalb des Finanzsektors unterschieden werden. Wir sind beispielsweise bei den Banken untergewichtet, weil wir hier weitere Investmentverluste befürchten und die geringere Kreditnachfrage die Gewinne belasten wird. Bei Versicherungen sind wir dagegen übergewichtet, weil wir denken, dass der Sektor attraktiv bewertet ist und robuste Gewinne aufweist. Autobauer sind bei unsere Japan-Engagement stärker vertreten weil diese Werte so niedrig bewertet sind wie wir es noch nie zuvor gesehen haben. Dabei handelt es sich hier um global aufgestelle Titel, die in ihrem Bereich führend sind. Sie werden unter Buchwert gehandelt und die Bewertungen preisen eine Verschlechterung des Umfelds ein, wie wir es nicht erwarten.
Was sind Ihre Favoriten auf Ebene der Einzelwerte?
Unsere größten Positionen sind die Folgenden: Murata Manufacturing, der größte Hersteller passiver elektronischer Komponenten. Hier wurden 2006 die Gewinnspitze erreicht und der Gewinnzyklus läuft dem Konjunkturzyklus voran. Wir glauben, dass sich die Gewinne 2009 erholen werden und der auf einem Mehrjahrestief notierende Kurs dann erhebliches Potenzial hat. Taiwan Seminconductor, der größte Halbleiter Foundry der Welt, die eine Vielzahl von Produkten herstellt. Das KGV beträgt hier acht und die Dividendenrendite 7,9 Prozent. Samsung Electronics dürfte seine Marktführerschaft weiter zu Lasten der Konkurrenten ausbauen. Auch der profitablste Vertreter seiner Branche befindet sich am Tief des Gewinnzyklus und notiert nahe am Buchwert. Jardine Matheson, ein Konglomerat mit vielfältigen Aktivitäten, die bei einem Anstieg der Inflation und der Konsumnachfrage in der asiatisch-pazifischen Region profitieren sollten. Das Management fokussiert sich auf Shareholder Value und die Segmente sind breit diversifiziert und hochqualitativ.
Auf den ersten Blich sehen viele Bewertungen günstig aus. Aber sind die Gewinnschätzungen nicht noch immer zu hoch, weil meist eine baldige Konjunkturerholung unterstellt wird. Und auf welchen Annahmen basieren Ihre Prognosen?
Anfang 2008 war im Konsens erwartet worden, dass die Gewinne um 15 Prozent steigen werden. Wir gehen eher davon aus, dass die Gewinne um zehn Prozent fallen werden. Auch die Prognosen für 2009 wurden drastisch gesenkt, sie müssen aber noch weiter fallen. Letztlich könnten die Gewinne in diesem Jahr um weitere 30 Prozent fallen.
In Zeiten mit so viel Unsicherheiten auf der Ergebnisseite, war es oft nützlicher, aus Kurs-Buchwerte zu schauen als auf Kurs-Gewinn-Relationen. Für asiatische Aktien liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis aktuell bei 1,2. Das liegt nahe am historischen Tief für die Region. Der Markt hat schon viel von den fallenden Gewinnen eingepreist und ist teilweise schon zu negativ geworden was die langfristigen Wachstumsaussichten Asiens angeht.
Viele asiatische Währungen haben zuletzt abgewertet. Rechnen Sie mit einer Fortsetzung dieses Trends und was erwarten Sie speziell für den chinesischen Renmimbi?
Auf eine Sicht von mehreren Jahren wird sich an der Strategie, die Währung aufzuwerten, sicherlich nichts ändern. Die chinesischen Behörden haben die Landeswährung zum Dollar in den vergangenen Monaten stabil gehalten, trotz der allgemeinen Aufwertung des Dollar. Als Folge hat der Renmimbi gegenüber anderen Währungen handelsgewichtet aufgewertet. Ein Schwächeanfall Anfang Dezember könnte eine Warnung der Verantwortlichen an die Speekulanten gewesen sein, dass Wechselkurse sich in beiden Richtungen entwickeln können. Wir rechnen nicht damit, dass die Chinesen ihre Währung abzuwerten um so die Exporte anzuschieben, weil das nicht mit fehlender Wettbewerbsfähigkeit zu tun hat, sondern eher mit einer sinkenden Nachfrage aus dem Westen.
Außerdem gehen wir davon aus, dass die relativ gesunde Verfassung der asiatischen Volkswirtschaften Unternehmen und Privathaushalte dabei helfen sollte die lokalen Währungen mittelfristig zu stützen. In unseren Portfolios machen wir normalerweise keine Währungsabsicherungen, es ist aber auch nicht untersagt. Wenn wir nicht genügend Vertrauen in eine Währung haben, dann sind wir in der Regel auch nicht so optimistisch für die Wirtschaft des Landes und das resultiert dann oft in einer Unterbewertung. Das reduziert indirekt die Währungsrisiken.
Quelle: Ostbörsen-Report
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