Kommentar
10:02 Uhr, 13.10.2008

Internationale Politik liefert die "Mother of all Bailouts" - Stabilität auf der Agenda!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.3550, nachdem am Freitag Tiefstkurse bei 1.3261 markiert wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 100.15. "Carry-Trades" haben sich nach dramatischer Schwäche am Freitag leicht erholt. EUR-JPY stellt sich auf 135.60 nach Tiefstkursen bei 132.34 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5370 nach Tiefstkursen bei 1.5110.

G-7 bis G-20 und die Eurozone mit kooptierten britischen Premier Brown lieferten am Wochenende gegen die globale Finanzkrise einen "Showdown", der zur "Mother of all Bailouts" führte. Im Hinblick auf die prekäre globale Lage in der stärksten Finanzkrise seit 1929 war genau diese Form der Aktionen erforderlich, um eine Fortsetzung der Kernschmelze an den Finanzmärkten zu verhindern und damit die globale Realwirtschaft vor den Folgen soweit wie denkbar zu schützen.

Die G-7 Veranstaltung lieferte das grundsätzliche Skript, das von den Teilnehmerländern dann mit individuellen Maßnahmenpaketen gefüllt wird. Darüber hinaus bietet der IWF auch mit der Hilfe Japans weitere Facetten der Unterstützung an.

Für Europa lag der Marktfokus auf der gestrigen Sitzung der Teilnehmerländer der Eurozone. Gordon Brown durfte auch teilnehmen. Die 15 Euro-Länder haben sich auf einen umfassenden Schutzschirm für den Finanzsektor geeinigt. Die Hilfen sind zunächst bis Ende 2009 begrenzt. Man verständigte sich auf Liquiditätshilfen (Kreditgarantien, Bürgschaften für Geldmarkt), Kapitalspritzen (mit Auflagen) und neue Bilanzierungsregeln (Abkehr vom Marktpreisansatz). Laut CDUFraktionschef Kauder wird das deutsche Hilfsprogramm ein Volumen von 400 Mrd. Euro haben.

Einzelheiten des Programms folgen erst nach Vorabinformation des Parlaments.

Das Gesamtprogramm adressiert alle kritischen Felder, insbesondere den Funktionsmangel an den nationalen und internationalen Geldmärkten. Gerade dieser Aspekt darf als Indiz für einen zukünftigen Erfolg dieses Hilfsprogramms gewertet werden, um die Realwirtschaft vor einer Verschärfung der Kreditklemme zu schützen. Stabilität steht auf der Agenda!

Nach dieser "Mother of all Bailouts" sind zukünftige Diskurse oder Diskussionen über die frühere Anstaltslast und Gewährträgerhaftung des deutschen öffentlichen Bankensektors voraussichtlich auf Jahre Historie. Das ist auch gut so.

Ebenso dürfte der Einfluss neoliberaler Lobbygruppen deutlich minimiert sein. Das ist sogar noch besser!

Der Begriff Investmentbanker hat eine gute Chance zum "Unwort" des nächsten Jahres gekürt zu werden.

(Solitär aufgestellte) Investmentbanker, die sich bisher noch in Finanzvorständen gehalten haben, dürften und sollten Platz machen für Banker, die die volkswirtschaftlichen Funktionen des Bankgeschäfts verstehen und leben. Investmentbanking wird in Zukunft eine angemessene und nicht mehr unangemessen große Rolle im Bankgeschäft spielen.

Darüber hinaus bieten sich noch ein paar weitere Diskussionsvorschläge, die die Welt der Finanzen und Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit bewegen können!

Um Finanzmonopoly zu verhindern, stellt sich die Frage, ob Übernahmen nur noch auf "Cashbasis" abgewickelt werden sollten. Dann ergibt sich hier zukünftig auch eine Beruhigung, die dem Produktionsfaktor Arbeit etwas stärkere Bedeutung zukommen lässt.

Passen globale Finanzinstitutionen zu nationalen Volkswirtschaften? Ist nicht die Beliebigkeit globaler Institutionen in der Verlagerung der Steuerpflicht und der Verlagerung sensibler Bereiche in aufsichtsrechtliche Oasen eine wesentliche Ursache der Krise? Hier besteht Handlungsbedarf. "If institutions are too big - make them smaller!"

Entsprechend sind in der jetzigen Lage durchaus mittel- und langfristig potentiell positive Tendenzen möglich, die Zuversicht begründen dürfen!

Werfen wir kurz einen Blick auf die Veröffentlichungen vom letzten Freitag:

Die US-Importpreise sanken per September im Monatsvergleich um 3,0% (Vormonat - 2,6%). Damit ergab sich der zweite Rückgang in Folge. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 14,5% nach zuvor 18,7%. Das US-Handelsbilanzdefizit per August stellte sich auf 59,14 Mrd. USD nach zuvor 61,31 Mrd. USD (revidiert von 62,2 Mrd. USD). Die Prognose war bei 58,8 Mrd. USD angesiedelt. Es bleibt trotz ansatzweiser struktureller Verbesserung bei hohen Defiziten.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3650 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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