Fundamentale Nachricht
10:03 Uhr, 26.11.2013

Intelligentes Aktieninvestieren ist nicht gleich Indextracken

Nach einigen Jahren an Diskussion um die kapitalisierungsgewichteten Aktienindizes kennt man deren Nachteile zur Genüge: Sie belohnen den vergangenen Erfolg und geben überbewerteten Titeln eine große Gewichtung.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Nach einigen Jahren an Diskussion um die kapitalisierungsgewichteten Aktienindizes kennt man deren Nachteile zur Genüge: Sie belohnen den vergangenen Erfolg und geben überbewerteten Titeln eine große Gewichtung. Daher wurden Konzepte für alternative Indizes entwickelt, die die Gewichte auf andere Arten bestimmen: Gleichgewichtung aller Titel, fundamentale Gewichtung aufgrund von Fundamentaldaten der Unternehmen oder Minimum-Varianz-Gewichtung sind nur einige Beispiele von vielen. Die meisten dieser neuen Indizes haben in ihren Backtests bessere Ergebnisse als die Marktkapitalisierungsindizes erreicht – allerdings immer nur bei einem Kriterium: Entweder sie senken das Risiko oder sie erhöhen die Rendite, wie Christina Böck, Head of Investment Solutions Switzerland bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„In diese neuen Indizes sollte man immer einfach investieren können und dann nichts mehr tun. Dadurch bleiben die Nachteile des simplen Indextrackings bestehen. Daher muss man sich fragen: Sind diese Konzepte zu weit gegangen? Lohnt sich nicht ein bisschen Mühe, um wirklich effiziente Anlagestrategien zu entwickeln, mit denen man mehr erreichen kann? Beta ist definiert als die Rendite, die ein Investor verdient, indem er sich in „einem Markt“ exponiert. Und wie tut man dies in der effizientesten Art und Weise, das heißt so, dass bei sinkendem Risiko nicht auch die Rendite zu sehr sinkt (und umgekehrt)?“, so Böck.

Zuerst sollte die Methode so ausgerichtet sein, dass sie nur in die Risiken investiere, die auch von Rendite belohnt würden. Interessanterweise hätten Aktien mit volatilen Preisen langfristig geringere Renditen als die weniger volatilen. Dies sei nicht ganz intuitiv, da die klassische Finanzmarkttheorie besage, dass ein Risiko mit einer Risikoprämie belohnt werde. Zweitens sollte die Diversifikation nicht eine blinde Maximierung der Anzahl der Titel sein. Intelligente Diversifikation heiße Risiken streuen, also für ein ausgeglichenes Verhältnis der Risiken sorgen. Risiken sindseien zum Beispiel Sektoren, Länder, aber auch das Verhältnis zwischen Gesamtmarktrisiko (systemisches Risiko) und Einzeltitelrisiko (idiosynkratrisches Risiko), das im Großen und Ganzen ausgewogen sein sollte. Drittens seien die Qualität und Nachhaltigkeit der Erträge eines Unternehmens gute Indikatoren für die Aktienselektion. Tatsächlich: Gruppiere man die Aktien eines Marktes nach ihrer Ertragsnachhaltigkeit in drei Gruppen, dann sei eindeutig festzustellen, dass die Aktien mit der höchsten Nachhaltigkeit langfristig pro Jahr circa drei Prozent mehr Rendite brächten als die mit geringer Ertragsnachhaltigkeit – und dies bei deutlich geringerer Volatilität. Diese Kenntnis sollte man nutzen, heißt es weiter.

„Schließlich sollten diese Mechanismen oder Filter – Auswahl nach Volatilität, intelligente Diversifikation und Ertragsnachhaltigkeit – so eingesetzt werden, dass der Umsatz im Portfolio minimiert wird. Denn viele der simplen Indizes führen zu hohen Umsätzen, die den Mehrwert sogleich wieder zerstören (Beispiel: Rebalancing eines gleichgewichteten Indizes jeden Tag oder Woche). In der Praxis sollte man einen gewissen Drift akzeptieren, bevor wieder umgeschichtet wird. Setzt man diese Kriterien geschickt ein, so ergibt das eine intelligente Strategie des Investierens – aber sicher keinen Index“, so Böck.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten