Intakte Chancen bei höherer Volatilität
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- EURO STOXX 50Kursstand: 3.536,59 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Wien (GodmodeTrader.de) - Das erste Quartal 2018 brachte Rückgänge an den meisten Aktienmärkten. Für das Vierteljahr ist die Korrektur zwar moderat ausgefallen (S&P 500: minus 1,2 Prozent, EuroStoxx minus 3,0 Prozent), zwischenzeitlich gab es aber massive Schwankungen. Auch der Dollar, Unternehmensanleihen und Rohstoffe haben an Wert verloren. Lediglich Euro-Staatsanleihen konnten in den ersten drei Monaten des Jahres eine positive Wertentwicklung abliefern, wie Ingrid Szeiler, CIO der Raiffeisen KAG, in einem aktuellen Kapitalmarktkommentar schreibt.
Als Auslöser für die Korrektur im Februar, von der global viele Börsen betroffen gewesen seien, würden Inflationsängste und steigende Zinsen genannt. Diese Begründungen hielten einer näheren Analyse jedoch nicht Stand. Viel wahrscheinlicher liege die Ursache für den Rückschlag in einer zuvor übermäßig optimistischen Stimmung mit entsprechendem Anlegerverhalten. Schön abzulesen sei dies etwa an einigen Internetaktien, die allein in den ersten Tagen des Jahres um bis zu 50 Prozent gestiegen seien. Der Markt sei also heiß gelaufen und habe eine Abkühlung gebraucht. Mit einem Rückgang der Aktienkurse von durchschnittlich rund zehn Prozent, einer Normalisierung des VIX-Index sowie diverser Stimmungsindikatoren sei diese Abkühlung zweifellos eingetreten, heißt es weiter.
„Einen völlig anderen Hintergrund hatte der jüngste Kurssturz an der Moskauer Börse: Hier war nicht (mehr) Abkühlung das Thema, sondern die vom Office of Foreign Assets Control (OFAC) des US-Finanzministeriums verhängten Sanktionen, gegen einzelne Unternehmen, denen enge Verbindungen zum Kreml nachgesagt werden. Der Aktienindex RTS brach Anfang der Woche zwischenzeitlich um rund zwölf Prozent ein. Als Grund für die bislang einzigartigen Maßnahmen (Handelsverbot von Aktien zweier russischer Firmen in den USA) wurde das ‚wachsende Muster bösartiger Aktivitäten Russlands in der Welt‘ genannt“, so Szeiler.
In diesem Sog nach unten seien auch russische Titel mitgerissen worden, die von den Sanktionen selbst gar nicht betroffen seien, ebenso wie die Aktien von russischen Unternehmen, die an ausländischen Börsen notiert seien, oder deren Hauptaktionäre einen starken Russlandbezug aufwiesen. Auch andere internationale Firmen, die ihren Hauptsitz nicht in Russland hätten, dort aber wirtschaftlich aktiv seien, waren von dem starken Einbruch betroffen gewesen. Darunter auch die Raiffeisen Bank International, die aktuell davon ausgehe, dass die Sanktionen nur minimale Auswirkungen auf die RBI-Gruppe haben würden, heißt es weiter.
„Der mittelfristige Ausblick bleibt dennoch unverändert positiv, was vor allem durch die weiterhin guten Fundamentaldaten begründet wird. Folgerichtig sind die nunmehr tieferen Kurse an vielen Börsen eine gute Gelegenheit, um Aktien zuzukaufen. Die Raiffeisen KAG hat daher die Übergewichtung von Aktien weiter erhöht. Die Spätphase des Zyklus, in der sich die Märkte befinden, wird zweifellos noch Ertragschancen bringen. Die Schwankungen werden jedoch hoch bleiben, weil es immer wieder auch Enttäuschungen hinsichtlich der Daten geben wird und bald auch der wahrscheinliche Zeitpunkt des nächsten Konjunkturabschwungs diskutiert werden wird“, so Szeiler.
Die guten Wirtschaftsdaten ließen bei den Marktteilnehmern auch den Inflationsausblick steigen. Entsprechend würden restriktivere Zentralbankenentscheidungen befürchtet. Das führe – insbesondere in den USA – zu einem Ansteigen der kurzfristigen Zinsen. Zusammen mit der Angst vor einem Trump‘schen Handelskrieg führte das allerdings zu einem Drehen des Risiko-Sentiments und zum Absinken der Renditen länger laufender Staatsanleihen. Der US-Dollar habe davon bislang nicht nachthaltig profitieren können. Schwellenländer-Anleihen zeigten sich – abgesehen von der Türkei und Russland, das auf die US-Sanktionen negativ reagiert habe, – robust, obwohl gerade sie teilweise im Fokus der Handelserschwernisse lägen, heißt es weiter.
„Seit Februar blieben die absoluten Renditen von Unternehmensanleihen unterschiedlicher Bonitäten und Märkte trotz Turbulenzen stabil. Da allerdings jene der ‚sicheren‘ Staatsanleihen deutlich einliefen, kam es zu einer signifikanten Ausweitung der Risikoaufschläge. In Europa bringt das deutlich kommunizierte Ende des Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank viele Marktteilnehmer zum Nachdenken. Die starken Zuflüsse der letzten Jahre bergen angesichts dieser Entwicklung insbesondere für High Yield-Anleihen die Gefahr einer Umkehr in sich“, so Szeiler.
Die entwickelten Aktienmärkte hätten sich im März leicht schwächer präsentiert. Für Belastung habe dabei ein breiter Mix an Themen gesorgt (z. B. aufkeimende Ängste vor einem globalen Handelskrieg, Liquiditätsrückführung durch die Notenbanken bis hin zum Thema Datensicherheit im Technologiebereich). Diese Unsicherheitsfaktoren spiegelten sich in einer höheren Marktvolatilität wider. Das fundamentale Umfeld (Konjunkturumfeld und Ausblick für Unternehmensgewinne) präsentiere sich aber nach wie vor positiv, heißt es. „Wir sehen den mittelfristigen Aufwärtstrend der Aktienmärkte daher weiterhin intakt und erwarten steigende Kurse in den nächsten Monaten“, so Szeiler.
Absolut betrachtet, seien Emerging-Markets-Aktien im ersten Quartal deutlich unter Druck gewesen. Interessant sei dabei, dass nicht – wie sonst üblich in derartigen Phasen – eine Underperformance feststellbar sei, sondern ganz im Gegenteil bleibe die starke relative Entwicklung weiter intakt. Die Bewertung in den verschiedenen Regionen sei zwar angestiegen, bleibe aber im Vergleich etwa zum US-Aktienmarkt weiterhin verhalten. Mit größtem Abstand die niedrigste Bewertung sei dabei in der Region Osteuropa zu finden, was wohl mit der politischen Unsicherheit – Stichwort: Russland – zusammenhänge, heißt es weiter.
„Auch wenn Russland innerhalb der Region Osteuropa natürlich von sehr großer Bedeutung ist, so spielt das Land in globalen Schwellenländer-Portfolios, wo u.a. auch China, Indien und lateinamerikanische Länder vertreten sind, keine zentrale Rolle. Ein kurzfristiger Einbruch kann daher im Normalfall auch wieder weggesteckt werden. Die Unsicherheit besteht allerdings darin, dass nicht absehbar ist, ob seitens der USA weitere ähnlich geartete Maßnahmen folgen werden. Die jüngsten Ereignisse zeigen jedenfalls wieder einmal sehr deutlich, wie wichtig das Thema Diversifikation beim Veranlagen ist. Die noch vor wenigen Monaten aufgrund geringer Profitabilität eher gering geschätzten Euro-Staatsanleihen, haben zuletzt in vielen Portfolios zu einer positiven Wertentwicklung beigetragen“, so Szeiler.
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