Kommentar
07:45 Uhr, 20.03.2017

Insidertransaktionen: Auffällige Zurückhaltung!

Der Markt hält sich gut. An Käufern kann es also auf den ersten Blick nicht mangeln. Diejenigen, die wissen, wo es langgeht, halten sich allerdings radikal zurück. Man kann von einem Käuferstreik reden.

Es gibt wenige Anlegergruppen, die wirklich einen Vorteil gegenüber anderen haben. Die meisten aktiv gemanagten Fonds zeigen gegenüber dem Markt eine Underperformance. Eigentlich sollte man meinen, dass Fondsmanager, die sich jeden Tag mit der Materie befassen, gegenüber dem Markt einen Vorteil haben. Das ist ganz offensichtlich nicht der Fall.

Auch die lange Zeit hochgelobten und exklusiven Hedgefonds sind inzwischen unter die Räder gekommen. Während der Markt anständige Renditen abliefert, verlieren einige Fonds zweistellig. Die Strategie einiger Fonds, riskante und große Wetten einzugehen, zahlt sich im Durchschnitt nicht aus.

Privatanleger sind da nicht besser. Die wenigsten kurzfristig orientierten Privatanleger verdienen Geld. Mit Trading wird es eher verloren. Diejenigen, die Aktien kaufen und sie liegen lassen, verdienen immerhin langfristig ganz gut.

Eine Gruppe von Anlegern kann jedoch glänzen. Das liegt vermutlich daran, dass sie nicht wirklich Anleger sind. Sie sind die Manager von Unternehmen, die an der Börse notieren. Sie sind Insider, weil sie über ihre Unternehmen am besten Bescheid wissen. Weil dem so ist, müssen sie ihre Aktienkäufe und Verkäufe offenlegen.

Insider verkaufen im Durchschnitt mehr als sie kaufen. Das liegt daran, dass ein wesentlicher Bestandteil ihrer Vergütung in Aktien- und Optionenpaketen besteht. Sie bekommen von ganz allein immer mehr Aktien, die sie mit der Zeit verkaufen. Wenn sie trotzdem plötzlich deutlich mehr Aktien kaufen als verkaufen, wird man hellhörig. Wie das aussieht, zeigt Grafik 1.

Das Verhältnis der Verkäufe und Käufe (Käufe dividiert durch die Verkäufe) ist für gewöhnlich unterhalb von 1. Es wird also mehr verkauft. Nach der Lehman Pleite war das anders. Zwischen November 2008 und Mai 2009 wurden deutlich mehr Aktien gekauft als verkauft. Manager sahen ihre Unternehmen als deutlich unterbewertet an. Ihnen war bewusst, dass der Markt überreagiert.

In solchen Übertreibungen greifen Insider zu. Das war 2008/09 so und auch wieder 2011. Als der Markt 2015 und Anfang 2016 korrigierte, wurde ebenfalls mehr gekauft als verkauft. Aktuell verhält sich die Sache anders. Im Februar kauften Insider so wenige neue Aktien wie noch nie bzw. mindestens seit 29 Jahren. Längere Datenreihen gibt es nicht.

Um sich das besser vorstellen zu können zeigt Grafik 2 das Verkauf-Kauf-Verhältnis (Verkäufe dividiert durch Käufe). Es ist die gleiche Zeitreihe wie in Grafik 1, aber der Kehrwert davon. Man sieht wie außergewöhnlich die Lage ist. Mit anderen Worten: Insider empfinden die aktuelle Bewertung ihrer Unternehmen als zu hoch. Es gibt nichts mehr zu holen.

Das ist ein wichtiger Punkt, denn Insider rechnen natürlich auch durch, was mögliche politische Entscheide für eine Wirkung haben. Anleger kaufen Aktien, weil sie sich von den Steuersenkungen und der Deregulierung der Trump-Administration viel erwarten. Insider denken: da wird zu viel erwartet. Sie kaufen keine Aktien mehr und verkaufen bestehende Positionen im Eiltempo.

Insider sind keine exakten Market-Timer. Sie kaufen, wenn sie ihr Unternehmen für unterbewertet halten und verkaufen, wenn es überbewertet erscheint. Das ist eine fundamentale Sichtweise, die der Markt teils lange Zeit ignorieren kann. Dennoch sollten sich Anleger darauf gefasst machen, dass die Rallye so nicht ewig weitergehen wird.

Clemens Schmale

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3 Kommentare

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  • jaja
    jaja

    ist es evtl. einfach nur so das die Partizipationsquote in Aktien für die Manager sehr stark gestiegen ist - selbstverschuldet, versteht sich natürlich ... sind ja keine Schafe

    09:14 Uhr, 20.03. 2017
  • K4sti
    K4sti

    Solche Statistiken sind ein Traum! Gute Arbeit!

    08:49 Uhr, 20.03. 2017
  • Hoeli
    Hoeli

    Zu diesem Artikel passt meine vor ein paar Wochen gepostete These. Wir scheinen wohl jetzt in der Stagnationsphase angekommen zu sein. Wobei ich mir gut vorstellen kann, dass noch ein Versuch gestartet wird, die „Dummen“ ins Boot zu holen…

    Die Big Player sitzen mit ihren Positionen auf massiven Gewinnen. Da es aktuell nicht genug Schafe gibt, die bereit sind diese Positionen zu kaufen – auch nicht für erheblich niedrigere Kurse – würde es beim Einstreichen der Gewinne zu einem beschleunigten Abverkauf kommen.

    Warum nicht genug Käufer da sind? Die Schafe haben dazu gelernt und laufen nicht mehr so blindlings ins Verderben wie um die Jahrtausendwende. Insgeheim rechnen die meisten nach sieben fetten Jahren mit einer großen Konsolidierung und sind vorsichtig geworden.

    Das stellt die Big Player vor ein wachsendes Problem. Aktuell sind zu wenige „Opfer“ an Bord. Wenn in den nächsten Monaten die Masse der Kleinanleger nicht davon überzeugt werden kann, dass der Weg weiter nach oben geht – und das wird aktuell durch immer neue Allzeithochs in den US-Indizes, hochgekauft von wenigen Großen, überzeugend versucht - wird nach einer Phase der Stagnation der große Abverkauf beginnen. Denn Stagnation, also keine Rendite, will keiner haben. Schon gar nicht die Großen, deren Geschäft es ist, Rendite zu erwirtschaften.

    Dann beginnt das Großreinemachen, damit danach das Spiel von vorne starten kann.

    Wahrscheinlich wird zur Stunde im engsten Kreis schon besprochen, welchen Big Player es dann erwischt. Denn wenn das Kleinvieh fehlt, muss eben ein Ochse geschlachtet werden. Vielleicht entscheidet aber auch ganz einfach, wer „die dicksten Eier“ hat. Oder in dem Fall die kleinsten. ;-)

    Ich freue mich jedenfalls auf 2017, denn es wird meiner Meinung nach ein sehr spannendes Jahr.

    08:17 Uhr, 20.03. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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